MÜNCHEN - "Wir haben schon Anfang des Jahres etwas geahnt. In Vertriebsbesprechungen im Januar wurde erörtert, wie wir den Xerox-Rechner im Bedarfsfall ersetzen können", erklärt der Vertriebsleiter für Hybridrechner bei Dornier, Dr. Walter Beller. Dornier lieferte seine Hybridrechner standardmäßig mit der Sigma 3 als Digital-Teil. Künftig soll der "nicht unflotte" Rechner, der den Friedrichshafenern eine Zeit lang das Beste schien, was es gab, durch eine Eclipse von Data General ersetzt werden; weitere Rechner werden zur Zeit geprüft.
"Wer die Markt-Statistiken aufmerksam gelesen hat, konnte sich sein Teil denken - für uns war das keine große Überraschung", erklärte Beller. Bedenken für die Zukunft hat er nicht: "Für sieben Jahre ist Service und Ersatzteilversorgung gewährleistet - das mußte Xerox schon wegen der öffentlichen Auftraggeber garantieren, die entsprechende Klauseln in den Verträgen haben." Beller kennt die Klauseln: Dornier lieferte der Bundeswehr verschiedene Systeme, zu denen Xerox-Rechner gehören.
Techniker abwerben
Der "Chef der Sigma 8" bei Messerschmidt-Bölkow-Blohm in München, Reiner Stark, ist "nicht beunruhigt". "Die haben wirklich neue Software gebracht - das ist denen wohl teuer geworden", vermutet Stark, der "auch jetzt noch Xerox-Peripherie kaufen will". Sein Hauptwunsch sich jetzt einen guten Xerox-Techniker "an Land zu ziehen". Die englischen Time-Sharing-Rechenzentren CRC und Comshare, die die Sigma-9-Systeme installiert haben, fühlen sich unabhängig: sie haben bereits vor längerem damit begonnen, jeweils eigene Betriebssysteme so umzuschreiben, daß sie auch auf anderen Zentraleinheiten laufen.
Keine Alternative zu IBM mehr
Viele US-Anwender lobten die Xerox-Rechner als excellente Maschinen - insbesondere für das Time-Sharing. Danny Carter, Chairman der Computer-Abteilung der Universität von Süd-Mississippi, Hattiesburg: "Xerox war der einzige Hersteller, der eine reale Alternative zu IBM anbot."
Computer nichts mehr wert
Sorgen haben die Käufer von Xerox-Systemen: Jim Reed, EDV-Leiter des Community College in Wayne (Mich), nannte die Lage "katastrophal". "Wir haben vor knapp zwei Jahren eine Sigma 7 gekauft - und jetzt ist sie am freien Markt nichts mehr wert".
"Es bleibt zu prüfen, inwieweit sich Rank Xerox vertragsgetreu verhält", kommentiert Gerd Dittman vom Berliner Computer-Dienstleistungscenter seine Lage. Er hat eine Sigma 6 installiert, einen Auftrag für 13 Millionen Mark für ein Doppelprozessor-System 560 MP laufen und eine Software-Kooperationsvereinbarung mit der Rank Xerox-Computerabteilung - und muß nun sehen. wie es weitergeht. -py