Software-Entwicklung

Was ist Design Thinking?

26.12.2017
Von 


Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.

Daniel Jackson: "Alltägliche Produkte wie Stühle müssen natürlich praktisch, aber immer auch schön sein. Und das gilt für Software heute in gewissem Sinne auch, vor allem weil die Grenzen zwischen Nutzbarkeit und Schönheit immer mehr aufweichen."

Apple erfolgreich wegen Design

Bestes Beispiel ist vielleicht Apple: Der Erfolg des Unternehmens rührte von Beginn an auch daher, dass sich die Produkte im Design und vor allem an jenen Stellen von anderen unterschieden, an denen Look und Feel (im Sinne von Funktion) verschwimmen: Jahrelang tanzten Fotos und Webseiten auf dem iPhone deutlich schneller und geschmeidiger über den Bildschirm als auf allen anderen Smartphones.

Hübsches Design macht glücklich: Viele Apple-User halten ihr iPhone deshalb auch technisch für viel überlegener, als es ist.
Hübsches Design macht glücklich: Viele Apple-User halten ihr iPhone deshalb auch technisch für viel überlegener, als es ist.
Foto: IDG

Viele passionierte iPhone-Nutzer preisen bis heute bestimmte Funktionen ihres Telefons als herausragend und einzigartig und wissen nicht, dass die Geräte anderer Hersteller mittlerweile bei so ziemlich allen Qualitäten nachgezogen haben. Gutes Design führt eben zu hoher Produktzufriedenheit.

Ansprüche der Anwender an Software steigen

Dabei stehen Entwickler vor dem Problem, dass die Ansprüche an Software weiter steigen: Anwendungen sollen eine elegante, leicht zu bedienende und schnell zu verstehende Oberfläche haben und zugleich unzählige, immer komplexere Aufgaben bewältigen.

Bis vor einigen Jahren haben sich um diese Aufgaben ausschließlich Profis gekümmert, Flug- und Hotelbuchungsplattformen zum Beispiel bedienten nur Angestellte von Reisebüros. Heute suchen wir uns selbst im Internet den günstigsten Flug oder das beste Hotel.

Entsprechend nutzerfreundlich muss alles sein, besonders weil solche Plattformen Monat für Monat mit zusätzlichen Funktionen fertig werden müssen: Wer fliegt, braucht eine Versicherung, nach der Landung einen Mietwagen und am Ende soll er natürlich alles detailliert bewerten.

Aus Perspektive der Nutzers entwickeln

Wirklich nutzerfreundlich wird eine solche Anwendung nur dann, wenn sie von Beginn an aus der Perspektive des Nutzers entwickelt wurde, wenn sich der Hersteller konsequent in den Anwender hineinversetzt und weiß, welche Erwartungen er hat, wenn er die Anwendung beispielsweise auf seinem Smartphone in Händen hält. Es geht darum, einen Service zu designen und kein Produkt.

Denn die Software muss intuitiv und unkompliziert ohne das Lesen einer Bedienungsanleitung funktionieren, so viel ist klar. Aber zu wissen, wie sich der User en Detail beim ersten Kontakt mit einer Anwendung verhält, was er wie versucht, ist im Vorfeld kaum möglich, weil dies der Nutzer ja zunächst selbst nicht weiß.

Desing Thinking widerspricht traditionellem Ansatz

Und deshalb können die Programmierer auch nicht genau wissen, wie sich ihre Software in der Hand des Users verhält. Dennoch müssen sie ein Produkt kreieren, mit dem der Kunde am Ende glücklich ist.

Um das zu erreichen, bedient sich Design Thinking eines Ansatzes, der der traditionellen Herangehensweise diametral widerspricht. MIT-Professor Daniel Jackson: "Beim klassischen Ansatz ging es im Wesentlichen um Feasibility, um die Realisierbarkeit bestimmter Funktionen. Die Entwickler waren glücklich, wenn eine Software die gewünschten Fähigkeiten hatte. Die Frage, ob der Anwender damit dann auch umgehen kann, war zunächst zweitrangig."