Kolumne

"Was hat das Justizministerium gegen Microsoft"

31.10.1997

Noch muß Microsoft die vom Justizministerium (Department of Justice = DoJ) geforderte Strafe von einer Million Dollar pro Tag nicht zahlen. Die Entscheidung des Gerichts steht noch aus. Doch gleichgültig, ob das betroffene Bundesgericht der Empfehlung folgt, scheint die US-Administration sich nun zu einer härteren Gangart gegenüber dem Softwaremogul entschlossen zu haben. Zumindest ist sie nicht mehr gewillt, Verstöße gegen den ohnehin laxen Consent Decree aus dem Jahre 1995 weiter hinzunehmen.

Was hat den Stimmungswechsel bewirkt? Welcher Tropfen hat das Faß zum Überlaufen gebracht? Die lauten Beschwerden über das Gebaren von Microsoft werden nicht mehr nur von direkten Konkurrenten geäußert. Mit Compaq, Gateway und Micron haben sich nun auch Mitstreiter und bisherige Profiteure der Gates-Strategie über die Praktiken und den auf sie ausgeübten Druck beklagt. Verbraucherschützer, allen voran der Anwalt Ralph Nader, dessen Organisation gegen Microsoft zu Felde zieht wie einst die Kreuzritter gegen das ungläubige Morgenland, erzeugen zusätzlichen Handlungsbedarf für das DoJ.

Offenbar hat Gates den Bogen überspannt, als er beispielsweise Compaq bis auf den Explorer-Button genau vorschreiben wollte, wie die Oberfläche von Windows 95 auf den PCs präsentiert werden soll. Dabei geht es den Texanern nicht nur um das Recht, auf ihren Rechnern den Browser ihrer Wahl vorzuinstallieren. Offenbar ist den Verantwortlichen des marktführenden PC-Herstellers klargeworden, daß sie von Microsoft lediglich als Multiplikator für den Vertrieb der Windows-Produktpalette, nicht aber als Partner betrachtet werden. Der Druck seitens Microsofts dürfte den PC-Herstellern, aber auch Digital und HP endlich vor Augen führen, wie groß die Abhängigkeit von der Gates-Company inzwischen ist.

Damit ist vielleicht auch die Richtungsänderung des DoJ zu erklären. Die Microsoft-Dominanz stärkt die amerikanische IT-Industrie nicht mehr, sie könnte sich als Gefahr für weitere Innovationen und Wachstum erweisen, wenn Hardwarehersteller keine Produkte mehr vorinstallieren dürfen, durch die Microsoft seine Vormachtstellung bedroht sieht. Anders als zu den Zeiten des IBM-Monopols ist dieses Mal Eile geboten. Schließlich stellt die Informationstechnik inzwischen mit Abstand den größten amerikanischen Wirtschaftsfaktor dar.