"In jeder Situation das passende Outfit"
Und der Rucksack von Deutsche Bank-Chef Anshu Jain?
Geschmacklos und kindisch. Der spielt etwas vor, was nicht der Realität entspricht. Ein Topmanager muss seine Sachen nicht im Rucksack mit sich herum tragen.
Der Pullover von Fiat-Chef Sergio Marchionne wird Ihnen auch nicht gefallen.
Gerade in Italien, wo Geschäftsleute sehr konservativ angezogen sind, sogar in der Modebranche, ist das eine Form der Respektlosigkeit. Bei Typen wie Steve Jobs oder bei Bill Gates, der auch im schlecht sitzenden Anzug immer wie ein Nerd aussieht, kann man noch sagen, dass das irgendwie passt.
- Endlich Sommer!
Barfuss, bauchfrei, Bermuda oder Birkenstock sind auch bei 30 Grad im Büro ein Fauxpax. Klicken Sie sich durch die größten Sommer-Sünden in Sachen Kleidung. - Dazu Knigge-Expertin Christina Tabernig:
Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern. - Das Sakko bleibt an ...
... solange der Vorgesetzte nicht abgelegt und Erleichterung angeboten hat. Frauen müssen den Blazer nicht ablegen, vielleicht tragen sie ja nur ein leichtes Shirt darunter. - Männer in Bermudas oder Shorts ...
... sollten sich in deutschen Büros nicht blicken lassen, auch wenn das Thermometer auf 30 Grad und mehr klettert. Dazu die Faustregel von Knigge-Expertin Tabernig: "Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen." - Mit Sandalen ...
- ... oder Birkenstocks ...
... sollte kein Mann im Sommer ins Büro gehen. Mit weißen Tennissocken übrigens auch nicht. - Auch Flipflops ...
... sind nur in der Freizeit erlaubt, wenngleich sie auch bequem und luftig sind. - Auf Socken ...
... können Männer nur in der Mittagspause im Park verzichten, aber niemals im Büro Slipper oder Schuhe ohne Socken tragen. - Es geht auch ohne Sakko und Krawatte ...
... oder mit Kurzarmhemd. Letzeres aber nur ohne Krawatee und Sakko tragen. - Vertriebler und Berater ...
... müssen dagegen in der Regel das Sakko auch im Sommer anziehen. Ihre oberste Richtschnur ist immer der Kunde beziehungsweise die Kleidung in dessen Untenrehmen. - Luftige Sommerkleider ...
... können Frauen im Job gern anziehen, wenn denn die Rocklänge stimmt. Eine Handbreit oberhalb des Knies ist erlaubt, alles andere geht zu weit. - Auch mit Spaghetti-Trägern ...
... und nackten Schultern sollte Frau sich zurückhalten. Freie Schultern gehören nicht ins Büro. Auch beim klassischen Etuikleid muss ein Blazer oder Jäckchen darüber getragen werden. - Dicke Gürtel ...
... sind auch nicht für den Einsatz im Büro vorgesehen. - Bauchfrei, Cut-Outs und Hotpants ...
... taugen für die Disco oder den Strand, sind aber kein Outfit fürs Büro. - In Sachen Schuhe ...
... haben Business-Frauen eine größere Auswahl als ihre männlichen Kollegen. - Geschlossene Schuhe statt offener Sandalen ...
... heißt die Devise für Business-Frauen im Sommer. Rot lackierte Fussnägel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch Feinstrumpfhosen sind im Sommer ein Muss. - Slingpumps sind eine Alternative
Noch nie gehört? Das sind Sandalen, die vorne geschlossen und hinten offen sind. - Große Schweißflecken ...
... kommen bei bestimmten Farben (lindgrün, khaki) noch deutlicher heraus. Diese Farben sollte man meiden. - Wenn das Deo versagt und der Schweiß siegt, ...
... kann man das dem schwitzenden Kollegen unter vier Augen und im freundlich-verständnisvollen Ton sagen. Vielleicht fällt ihm selbst der Schweißgeruch ja gar nicht mehr auf. - Eis in der Mittagspause ...
... hilft über so manchen heißen Bürotag hinweg. Was aber, wenn man einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie damit leben.
Und wir Journalisten? Wir gelten traditionell als schlecht angezogenes Kollektiv. Stimmt das?
Viele Journalisten fühlen sich über solchen Dingen stehend. Für viele ist es auch wichtig, sich ja nicht anzubiedern bei den Personen, über die sie berichten. Die Generation der alten 68er und solche mit eher linkem Hintergrund sind besonders bemüht, nicht wie Manager auszusehen. Selbst Journalisten, die über Mode schreiben, sind manchmal schlecht angezogen. Für die jüngeren gilt das nicht mehr, da hat ein Wandel stattgefunden.
Waren Sie selbst auch als Jugendlicher schon so klassisch angezogen? Sind Sie ein geborener Gentleman?
Diesen Look aus alten englischen und amerikanischen Filmen fand ich als Kind schon toll. Mein Vater ist Professor und gehört zu einer Generation, die noch im Anzug in die Universität ging. Also war das auch nichts Fremdes für mich. Ich habe immer das Zeitlose geliebt und als Student in Second-Hand-Läden nach alten Anzügen und Mänteln gesucht. In meinem früheren Job als Werbetexter galt ich damit eher als Exzentriker.
Wollen Sie mit Ihren Büchern die Männer verändern?
Ich will nicht missionieren. Ich bin wie ein Orthopäde, der beim Spazierengehen sieht, dass jemand eine kaputte Hüfte hat, aber ihm das nicht sofort mitteilt. Ungefragt sage ich meine Meinung nicht.
Gut, dass wir telefonieren, und Sie mich nicht sehen können. Wie sind Sie selbst denn jetzt angezogen, so wie auf ihren Bildern?
Ich habe gerade im Garten gearbeitet und trage so einen Stil französische Riviera in den späten 40er Jahren: Bretonisches Ringelhemd und Vintage-Cordhose. Stil zeigt sich nicht nur beim Anzug, sondern bei jeder Art von Kleidung. Viele heutige Manager, vor allem deutsche, die im Anzug eine gute Figur machen, enttäuschen, wenn man sie privat sieht. Die wahren Gentlemen wie Prince Charles oder Luca di Montezemolo sind in ihrer Freizeit genauso elegant gekleidet wie im Büro und tragen in jeder Situation das passende Outfit.
(Quelle: Wirtschaftswoche)