CIO-Agenda 2009

Was die IT unflexibel macht

21.10.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Welches ist das richtige Tempo?

Ins Gespräch vertieft: die CIOs Hans-Jochim Popp, (DLR) und Karl Pomschar (Qimonda).
Ins Gespräch vertieft: die CIOs Hans-Jochim Popp, (DLR) und Karl Pomschar (Qimonda).
Foto: Jo Wendler

Was dem Kunden unflexibel erscheine, sei häufig genau das richtige Tempo, um Migrationen ohne "Nebengeräusche" über die Bühne zu bekommen, gab Hans-Joachim Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), zu bedenken: "Wir müssen aber besser erklären, warum das so ist." Prinzipielle Zustimmung erhielt Popp von Andreas Resch, dem CIO der Bayer AG: "Man muss wissen, was normal ist, dann relativiert, was schnell oder langsam ist."

Ohnehin gerät in Teufels Küche, wer versucht, alle Forderungen des Business sofort zu erfüllen: "Wir müssen auch mal den Kampf aufnehmen und nein sagen; denn die IT-Kompetenz liegt schließlich bei uns", erinnerte Manfred Klunk, Bereichsleiter IT der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), seine Kollegen. Seine Kollegin Angela Weißenberger, CIO bei Lorenz Bahlsen Snacks, stimmte ihm zu: "Wenn Flexibilität bedeutet, ich soll 20 verschiedene Laptop-Typen supporten, obwohl das für das Business unwichtig ist und mich unverhältnismäßigen Aufwand kostet, dann mache ich nicht mit."

Komplexität bremst Flexibilität

Dieses Beispiel macht deutlich, weshalb eine scheinbare Flexibilität - der Support für viele unterschiedliche Laptops - die wirkliche Agilität der IT bremsen kann: Sie bindet Ressourcen und schafft eine Komplexität, die sich früher oder später lähmend auf alle IT-Aktivitäten auswirkt.

Wie lassen sich Agilität und Flexibilität in der IT erhöhen? Unter diesem Oberthema stand der diesjährige Syntegrations-Workshop der COMPUTERWOCHE.
Wie lassen sich Agilität und Flexibilität in der IT erhöhen? Unter diesem Oberthema stand der diesjährige Syntegrations-Workshop der COMPUTERWOCHE.
Foto: Jo Wendler

Das Geschäft ist ja schon komplex genug. Um es effizient abbilden zu können, muss die IT ihre interne Komplexität möglichst gering halten. Als Komplexitätstreiber wirken sich beispielsweise Schnittstellen, inkompatible Technologien, allzu hohe Ansprüche der Kunden und unnötig aufgeblähte Funktionsumfänge aus. Die Folgen reichen von überforderten IT-Mitarbeitern bis zu nicht mehr beherrschbaren Systemen, von intransparenten Architekturen bis zu unhaltbaren Leistungsversprechen. Und am Ende ist die IT tatsächlich außer Stande, flexibel zu agieren.

Der Weg aus diesem Dilemma kann nur über Standardisierung führen. Auf den ersten Blick mögen sie die Flexibilität behindern, bei näherem Hinsehen erweisen sie sich aber als Voraussetzung dafür, dass die IT überhaupt handlungsfähig bleibt.