Keine Rückgabe von Lizenzen
CW: Welche Themen sind es denn, die die CIOs in der DSAG derzeit am dringendsten beschäftigen?
STEILING: In den vergangenen beiden Jahren haben wir vor allem vier Themen diskutiert. Das waren zum einen die Roadmap der SAP - insbesondere für das ERP-System; diese Sorge hat sich durch die Ankündigung vom Oktober 2011 entspannt, wonach SAP ERP bis 2020 unterstützt wird. Ein anderes Thema war die Komplexität der SAP-Systeme, beispielsweise der Ärger darüber, dass man für eine Vielzahl von SAP-Lösungen zusätzliche Infrastruktur benötigt - und das Zusammenspiel mit den bestehenden Lösungen managen muss. Ebenfalls wichtig war uns die Wirtschaftlichkeit der SAP-Lösung, also die TCO auf der einen und der Mehrwert auf der anderen Seite. Und ein Evergreen ist das Thema SAP-Lizenzmodelle.
CW: Was ist denn da akut so drängend?
STEILING: Beispielsweise die Tatsache, dass man SAP- Lizenzen nicht einfach deaktivieren, umwandeln oder zurückgeben kann. Wenn ein Unternehmen bestimmte User-Lizenzen oder Produkte nicht mehr benötigt, muss es trotzdem weiter für sie zahlen.
- Softwarelizenzen richtig verwalten
Lizenz-Management wird bei Cloud-Umgebungen oft vernachlässigt. Die Verwaltung von Lizenzen in Hybridlandschaften ist kompliziert. - Tipp 1:
Das Lizenz-Management sollte sämtliche Strukturen von On-Premise- und On-Demand-Software erfassen können. - Tipp 2:
Es sollte weitgehend automatisiert funktionieren. Das gilt für Server- wie für Client-Strukturen. - Tipp 3:
Die Lizenzdatenbank sollte die Modelle der gängigen Hersteller komplett erfassen und sich einfach aktualisieren lassen. - Tipp 4:
Das Lizenz-Management sollte viele Schnittstellen zu Drittsystemen bieten. - Tipp 5:
Der Katalog der vom Anwenderunternehmen verwendeten Software sollte sich weitgehend automatisch und selbstlernend aktualisieren lassen. - Tipp 6:
Die Lizenz-Management-Lösung sollte Lizenz-Pooling unterstützen: Damit erkennen Anwender, welche Lizenzen gerade genutzt beziehungsweise frei sind. - Tipp 7:
Mandantenfähigkeit, Mehrsprachigkeit: Um den Überblick zu behalten, sollte das Lizenz-Management in der Lage sein, komplexe und verteilte Firmenstrukturen zu erfassen.
CW: Und welche Themen werden Sie in den kommenden Jahren diskutieren?
STEILING: Darüber sollen die Mitglieder des CIO-Kreises CIOs abstimmen. Der Beirat hat eine Auswahl zusammengetragen, die von den Mitgliedern ergänzt werden kann. Anschließend werden die CIOs Ende Januar ihre Favoriten über eine Umfrage auswählen können. Ich hoffe, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen daran beteiligen. Anfang Februar erstellen wir dann eine Rangfolge der ausgewählten Top-Themen. Auf der Auswahlliste stehen die "alten", aber auch neue Diskussionsgegenstände.
CW: Zum Beispiel welche?
STEILING: Beispielsweise das Thema Mobilität, konkret: die Verwaltung von mobilen Endgeräten für SAP-Lösungen. Hier bietet die SAP zurzeit noch keine vertretbare Lösung. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Globalisierung. Hier gibt es zwar SAP-Angebote, allerdings sind diese noch nicht ausgereift oder lassen sich nur mit hohem lokalen Anpassungsaufwand einführen. Das liegt häufig an der fehlenden Unterstützung vor Ort. Aber es hat es auch Gründe, die mit der Funktionalität zusammenhängen.
Business by Design wird von SAP als Lösung für kleine ausländische Niederlassungen global tätiger Unternehmensgruppen vermarktet, die ein eigenes, zentrales SAP ERP betreiben. Doch aus heutiger Sicht erfüllt die Lösung nicht die Erwartungen, weil die Prozesse zwischen Stammhaus und Niederlassungen nur rudimentär abgebildet werden können. Ich sehe auch nicht, dass SAP hier große Fortschritte macht. Ein weiteres neues Thema heißt Geschäftsprozess-Management. Hier sind eine Reihe von Komponenten vorhanden, die sich aber nicht ohne Weiteres zu einer lauffähigen Lösungen zusammenfügen lassen - jedenfalls nicht mit allen Komponenten: Mobile, On Premise und Cloud-basierend (On demand)..