Farbdrucker am Arbeitsplatz sind noch Exoten:

Was die bunten Drucker kosten und können

23.05.1986

Farbdrucker am PC - lohnt sich das überhaupt? Diese Frage stellt sich Anwendern wie Herstellern. Trotzdem haben viele Händler einen oder mehrere Farbdrucker im Regal stehen. Die Anwendungen sind breiter gefächert, als es auf den ersten Blick scheint. Für den User lohnt sich jedenfalls ein System- und Preisvergleich anhand seines speziellen Einsatzfalles.

Im Büro fehlt bisher die Basis für Anwendungen auf breiter Front. Zwar wird gelegentlich versucht, potentiellen Geschäftspartnern, respektive Kunden, mit Hilfe von bunten und somit eindrucksvolleren Geschäftsgrafiken psychologisch ein bißchen nachzuhelfen oder den Quartalsbericht mittels Farbdrucker im wahrsten Sinn des Wortes ein wenig schöner zu färben, aber damit ist ihr Anwendungsspektrum im Bürobereich schon nahezu vollständig beschrieben. So kann es denn auch nicht verwundern, wenn Hersteller und Distributoren unisono verlauten lassen, daß farbfähige Drucker "nur nebenbei laufen" (Binder Datentechnik, Villigen-Schwenningen) oder lediglich als "Zusatzgeschäft für den Luxusbedarf" fungieren (Wenger Datentechnik, Reinach/Schweiz). Selbst große Hersteller wie DEC oder Siemens haben überhaupt keinen Farbdrucker im Programm.

In bestimmten Bereichen der Medizin, wie Computertomografie, Ultraschall- und Nukleardiagnostik oder Thermografie, sind farblich nuancierte, hochauflösende Darstellungen indes kein Luxus, sondern schlicht notwendig. Überhaupt sind Farbdrucker in vielen Gebieten der Technik und Naturwissenschaft zu Hause. Zu diesen zählen die Geodäsie mit dem Ausdruck von Landkarten ebenso wie Prozeßleittechnik, wo Anlagenzustände oder Funktionsschemata zu dokumentieren sind. Aus den Charakteristika dieser Anwendungen resultieren die technischen Daten und Ausstattungsvarianten der Farbdrucker.

Wenn auch parallele (Centronics-) oder serielle (RS232-etc) Schnittstellen als Standard betrachtet werden können, wird das Gerät häufig nicht über dieses Interface und eine im Rechner residierende Grafiksoftware beziehungsweise deren eingebaute Druckertreiber angesteuert, sondern parallel zum Bildschirm angeschlossen. Diese Anschlußweise erleichtert das Erstellen von Hardcopies zu Dokumentationszwecken, und aus diesem Grund sind etliche Farbdrucker mit einem RGB-Eingang ausgestattet. Gelegentlich werden auch Zusatzgeräte angeboten, die die Konvertierung der analogen Videodaten auf das digitale Druckerformat ermöglichen.

Vollgrafik-Hardcopies dauern

immer noch zu lange

Gemeinsam ist diesen Druckern ein relativ gemächliches Arbeiten, bedingt durch die vergleichsweise hohe Auflösung. Bei einigen Typen darf während der Dauer des Druckvorgangs das Bild nicht verändert oder aufdatiert werden, bei einer Druckdauer im Bereich von fünf Minuten ein nicht mehr zu vernachlässigendes Handicap.

Hinsichtlich der Funktionsweise von Farbdruckern sind drei Gruppen zu unterscheiden: Nadelmatrixdrucker, Tintenstrahler und Thermotransferdrucker. Laserdrucker für Farbdarstellung sind gegenwärtig allenthalben in den Entwicklungsabteilungen im Entstehen begriffen, aber am Markt befindet sich noch keiner. Jedenfalls ist es dem Autor nicht gelungen, einen Anbieter aufzutreiben.

Nadelmatrixdrucker arbeiten durch Andrücken eines Farbbandes gegen das Papier. Der Druck erfolgt in mehreren Durchgängen entsprechend der Anzahl der verwendeten Farbbänder, wobei nach jeder Zeile oder nach jedem Zeichen die Farbzone des Bandes umgeschaltet wird. Farbabstufungen sind, wie bei anderen Verfahren auch, nach dem Prinzip der subtraktiven Farbmischung möglich. Der Druckvorgang erfolgt also mehrfach, was die Dauer für einen Ausdruck etwa entsprechend multipliziert.

Die Anwendungsmöglichkeiten unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der normalen Schwarzweißdrucker, lediglich, daß die Darstellung eben farblich abgestuft erscheint. Erforderlich ist dazu natürlich, daß der Rechner überhaupt für Farbe ausgelegt ist, und auch das Programm muß die Farbdarstellung unterstützen. Der Nachteil von Nadelmatrixdruckern ist bekannt: seine Geräuschentwicklung. Aus diesem Grund verbietet sich sein Einsatz in Räumen, wo telefoniert werden muß, wie beispielsweise Büros.

Geschwindigkeit und

Komfort machen den Preis

Schriftqualität, Anzahl der Farben und Schreibgeschwindigkeit decken bei Nadelmatrixdruckern ein weites Spektrum ab, was es einem Anwender erlaubt, recht genau den Drucker auszuwählen, den er benötigt. (Eine ausführliche Marktübersicht über Nadelmatrixdrucker veröffentlichte die CW-Schwesterzeitschrift Infowelt in ihren Ausgaben 16 bis 18). Die Preisspanne reicht von weniger als 2000 Mark bis hin zum Zehnfachen.

Was im wesentlichen bezahlt werden muß, ist Geschwindigkeit und Komfort. Zwei Beispiele: Der Fujitsu DX 2200 Color kostet etwa 1800 Mark und schreibt in Near Letter Quality mit einer 18 x 16-Zeichenmatrix 44 Zeichen je Sekunde. Er verfügt über zwei eingebaute Zeichensätze. Der Telex 378C mit seinem fast zehnmal so hohen Preis schreibt in vergleichbarer Qualität 140 Zeichen je Sekunde und kann auf 12 Zeichensätze zugreifen. Beiden gemeinsam ist die Vollgrafikfähigkeit und die Anzahl von vier Grundfarben.

Die Arbeitsweise des Thermotransferdruckers besteht darin, daß nacheinander ein in den Farben Schwarz, Gelb, Cyan und Magenta gefärbtes Wachsband in voller Zeilenlänge gegen das Papier gedrückt wird. Der Druckkopf wird an dem Band entlanggeführt und an den Stellen erhitzt, an denen das Papier bedruckt werden soll. Da dieser Vorgang fast geräuschlos erfolgt - hörbar bleibt nur die Bewegungsmechanik des Kopfes und dessen Andruck an das Farbband - arbeitet der Thermotransferdrucker wesentlich leiser als ein Nadeldrucker. Die Farben erscheinen brillant und gesättigt. Mischung der Basisfarben zu einem Spektrum von insgesamt sieben Schattierungen ist generell möglich.

Darüber hinaus werden einzelne Geräte angeboten, die eine Rasterung der Darstellung ähnlich dem Verfahren des Fotodrucks erlauben. Damit sind dann Hunderte von Nuancierungen durchführbar.

Ein weiterer Vorteil des Thermotransferverfahrens besteht darin, Drucke nicht nur auf Papier, sondern auch auf Folien aufzubringen. Damit eignet sich das Verfahren besonders zur Herstellung von Präsentationsgrafiken.

Eine Einschränkung der Anwendung auf dieses Gebiet macht allerdings auch aus einem anderen Grund Sinn: wegen der Kosten. Das gilt nicht so sehr für die Anschaffung des Gerätes, wo der Thermotransferdrucker durchaus gegen den Nadelmatrixdrucker konkurrieren kann. Das dicke Ende kommt mit der Menge der Druckseiten. Dadurch, daß für jede Zeile immer eine ganze Zeilenlänge an Farbband benötigt wird, unabhängig davon, wie viele Zeichen tatsächlich ausgedruckt werden, und ein Rückspulen des nicht verwendeten Farbbandes ausscheidet, gehen die Kosten schon für Schwarzweißdruck kräftig in die Höhe. Beim Vierfarbenband ist das Ganze dementsprechend mit vier zu multiplizieren. Das treibt den Preis pro Druckseite auf 1,50 bis 2 Mark. Multiuser-Bänder, die den Preis auf ein Zehntel drücken sollen, befinden sich in der Entwicklung,

Bleiben noch die Tintenstrahler. Wie der Name schon sagt, wird hier über mehrere Düsen (typisches Beispiel: zwölf) die Farbe auf das Papier verteilt. Je nach Fabrikat erfolgt die Umschaltung der Düsen auf die verschiedenen Farben je Zeichen oder zeilenweise.

Im Geräuschpegel liegt der Ink-Jet noch etwas unter dem Thermotransferdrucker. Die Farben lassen sich zu Tönen und Nuancen mischen (typischer Wert: 64). Als nachteilig empfindet der Anwender, daß das Schriftbild nicht ganz so sauber erscheint wie bei den beiden anderen beschriebenen Druckerfamilien. Das kann sich allerdings auch vorteilhaft auswirken: Beim Füllen ganzer Flächen ist der Tintenstrahler etwas schneller. Überhaupt zählt der Tintenspritzer zu den schnelleren Geräten.

Beim Kauf fällt der gegenüber andersartigen Geräten deutlich erhöhte Preis ins Auge. Bis zu 25 Prozent mehr sind hier durchaus zu kalkulieren. Für Vieldrucker rentiert sich die Anschaffung unter Umständen doch noch: In den Unterhaltskosten rangiert der Jet am verbraucherfreundlichen Skalenende.