Putzen, kochen, schlafen

Was Deutsche heimlich in Videokonferenzen tun

30.07.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Viele Online-Meetings sind langweilig. Da lässt sich die Zeit sinnvoller nutzen, finden viele Deutsche – zum Beispiel zum Putzen, Kochen oder einfach mal ein Nickerchen machen.
Der gewiefte Office Worker findet Mittel und Wege, auch einer langweiligen Videokonferenz noch etwas abzugewinnen.
Der gewiefte Office Worker findet Mittel und Wege, auch einer langweiligen Videokonferenz noch etwas abzugewinnen.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Videokonferenzen sind während der Pandemie ganz groß herausgekommen, aber mal ehrlich, sie können ganz schön nerven. Wenn der Finanzchef wieder mal die Monatszahlen feiert oder die Kollegin Anekdoten aus ihrem Yoga-Kurs zum Besten gibt, wächst die Versuchung, sich klammheimlich aus dem virtuellen Meeting davonzustehlen.

Tatsächlich räumt die Hälfte der Deutschen ein, die Zeit während einer Online-Konferenz auch schon mal anders zu nutzen. Zu den beliebtesten Nebenbeschäftigungen gehören Online-Shopping (20 Prozent), kochen und essen (24 Prozent) sowie Privates lesen (25 Prozent). Das hat eine von Cisco beauftragte Umfrage herausgefunden. Die Marktforscher von Civey haben rund 1000 Menschen in Deutschland gefragt, wie sie sich in langweiligen Meetings ablenken.

Es gibt etliche Tätigkeiten, die Mann oder Frau während einer drögen Konferenz einladen, sich unentdeckt abzuseilen: 16 Prozent der Befragten geben an, während einer Videokonferenz schon einmal geduscht, gebadet oder die Toilette aufgesucht zu haben. Sechs Prozent lassen sich nebenbei vom Fernseher berieseln, sieben Prozent sind während eines Online-Meetings schon mal eingeschlafen. Viele erledigen nebenbei ihren Haushalt: Sechs Prozent haben schon mal ihr Heim geputzt, acht Prozent die Wäsche aufgehängt.

Oouups - die Verbindung ist weg

Damit ihr Fehlen nicht auffällt, zeigen sich die Schwänzer durchaus einfallsreich. Jeder fünfte täuscht Internet-Verbindungsprobleme oder einen leeren Akku vor. Sieben Prozent erfinden ein anderes, spontanes Meeting. Statistisch weniger relevant, dafür aber praxisbewährt sind folgende Strategien: bei Straßenlärm die Fenster aufmachen (1,8 Prozent), sehr lange Paketannahmen (1,5 Prozent), das Vortäuschen von Bauch- oder Kopfschmerzen (1,2 Prozent) oder das organisierte Hereinplatzen von Kindern in den Raum (1,0 Prozent). Immerhin sechs von zehn Anwendern beißen allerdings pflichtgetreu die Zähne zusammen und sitzen langweilige Meetings aus, ergab die Umfrage.

Es wird also Zeit, dass sich Unternehmen und Führungskräfte etwas einfallen lassen, um Videokonferenzen interessanter zu gestalten. Jeder Dritte der 1000 Befragten beklagt, dass ihn Online-Meetings mehrheitlich langweilen. Jeder Zehnte sagt sogar, dass ihn keine einzige seiner virtuellen Konferenzen interessiere.

Meeten nur wenn's wirklich notwendig ist

Damit die digitalen Treffen funktionieren, sollten Unternehmen knappe, strukturierte Meetings fördern, die nur stattfinden, wenn sie wirklich notwendig sind, raten die Cisco-Verantwortlichen. Auch könnten moderne und interaktive Funktionen von Collaboration Tools helfen, Meetings produktiver, abwechslungsreicher und angenehmer zu gestalten. Mehr als die Hälfte der Nutzer wünsche sich beispielsweise eine Geräuschunterdrückung. 36 Prozent würden sich über ein automatisch erstelltes Meeting-Protokoll freuen und 25 Prozent über eine HD-Videoqualität. Jeder Fünfte nennt eine Sprachzeitbegrenzung für Teilnehmende erstrebenswert, virtuelle Hintergründe finden 20 gut und 16 Prozent wünschen sich auflockernde Stilmittel wie Emojis oder virtuelle Umfragen.

"Häufige und zu lange Videokonferenzen sind ein erheblicher Stressfaktor für alle Beteiligten, das hat die Corona-Zeit gezeigt", erklärt Katrin Hartmann, Personalchefin Cisco Deutschland. Unternehmen müssten dafür sorgen, dass Meetings effizient und produktiv sind. Auch in Zukunft werde in fast allen realen Treffen mindestens eine Person virtuell dazugeschaltet sein.

"Hier sind eine gute Audio- und Videoqualität - auf beiden Seiten - besonders wichtig", rät Hartmann. "Zudem gibt es inzwischen praktische Funktionen, die den Zugeschalteten das Gefühl geben, real mit im Meeting-Raum zu sitzen." Die Managerin empfiehlt außerdem, genügend Zeit zwischen den Terminen zu lassen, um konzentriert zu arbeiten oder eine kurze Bio-Break einzulegen. Bei Cisco hätten sich gezielte Fokus-Zeiten oder gar Meeting-freie-Tage bewährt.