CW-Kommentar

Was CIOs von IT-affinen Vorständen haben

05.12.2012

Mit einem Blinden über den Unterschied zwischen Orange und Rostrot diskutieren? - Das geht nicht, so sagt eine Redensart. Vermutlich führt dieser Gedankenaustausch auch wirklich nicht weit.

Genauso (wenig) fruchtbar ist wohl der Versuch, einen völlig technikfremden Vorstand von den Vorteilen der Informationstechnik für das Unternehmen zu überzeugen. Und leider gibt es immer noch genug Topetagen, die ausschließlich mit Betriebswirtschaftlern, Anwälten und Kaufleuten besetzt sind. Hier hat der CIO einen schweren Stand, sofern es ihm nicht gelingt, das technische IT-Vokabular in Business-Deutsch zu übersetzen - nachdem er auch seine Argumentationskette aus betriebsökonomischer Perspektive neu geschmiedet hat.

Selbstverständlich gibt es mittlerweile auch das Gegenteil. Wie der nebenstehende Artikel andeutet, sitzen heute in den Vorständen und Aufsichtsräten immer mehr Manager, die technisches Know-how vorweisen können. Auch wenn der mehrfach zitierten Untersuchung von PricewaterhouseCoopers zufolge erst 30 Prozent der Geschäftsführer IT-Fachwissen als "sehr bedeutsam" für aufstrebende Manager betrachten.

Aus Sicht des CIO ist ein IT-affiner Vorstand ein zweischneidiges Schwert. Er muss nicht nur aus der Business-Sicht argumentieren, sondern wird auch hinsichtlich seiner technischen Entscheidungen ins Verhör genommen.

Trotzdem sollte dem CIO ein "sehender" Vorstand allemal lieber sein als ein "blinder". Mit ihm kann er ohne lange Vorbemerkungen direkt in die Erörterung des Für und Wider, des Wie und des Wann einsteigen. Viel geringer ist zudem die Gefahr, dass sein Gegenüber jede Menge Buzzwords gelesen, aber die eigentlichen Zusammenhänge nicht verstanden hat. Last, but not least wird ein IT-kundiger Vorstand seinen CIO nicht als "Chief iPad Officer" ausschreiben - oder ihn für den Ausfall der Nespresso-Maschine verantwortlich machen.

Karin Quack

Redakteurin CW