Was CIOs akut beschäftigt

10.02.2011

Was bedeutet Ihr Wahlspruch "Produkte vor Philosophie"?

Wir setzen konsequent auf Standardisierung. Ein Best-of-Breed-Ansatz führt zu unkalkulierbaren Integrations- und Reibungsverlusten. Deshalb verfolgen wir keine "Philosophie" - etwa "Open Source, wo immer möglich" - , sondern haben uns für eine Produktfamilie entschieden. Alle Entscheidungen müssen dazu passen. Dafür nehmen wir auch eine etwas eingeschränkte Funktionalität in Kauf.

2002 - zu Beginn der Konsolidierung - haben wir alles, was mit Open Source zu tun hatte, wieder rausgeworfen. Mich störten die komplizierten Schnittstellen, die inkompatiblen Betriebssystem- und Programmderivate, unfertige Klassenbibliotheken, zu kurze Update-Zyklen etc. Zudem gibt es versteckte Kosten für den Integrationsaufwand, das häufig notwendige Aufrüsten oder den Einkauf von Spezialisten.

Wir nutzen Produkte von Microsoft - auf fast allen Gebieten: im Backend Windows Server 2008 R2, als Client-Betriebssystem Windows 7 und als mobile Plattform Windows Phone 7. Unsere Datenbanken laufen unter SQL Server 2008, die Softwareverteilung erledigt SCCM, den Virenschutz Forefront, die Integrationsplattform ist BizTalk.

In Sachen ERP konnten wir leider nicht auf ein Standardprodukt zurückgreifen. Als Unfallversicherungsträger arbeiten wir ähnlich einer Haftpflichtversicherung mit den Schwerpunkten Entschädigung und Rehabilitation. Hinzu kommen die Prävention sowie die Beitragsberechnung. Selbst SAP bietet hier keine Lösung von der Stange. In den 90er Jahren wurde daher ein Anwendungssystem auf Basis von SAG Adabas/Natural entwickelt, das bis 2003 relativ unverändert in Betrieb war. Danach haben wir begonnen, es von außen nach innen neu zu entwickeln. Zuerst wurde die Benutzeroberfläche auf ein Outlook-ähnliches Design umgestellt, danach haben wir Schritt für Schritt die gesamte Infrastruktur modernisiert - von der elektronischen Akte über die Signatur von Geschäftsprozessen bis zur Integration von CTI oder virtueller Poststelle. Heute haben wir eine Composite-Desktop-Application auf der Basis von Microsoft .NET.

Die Mainframe-Datenbank im Kern der Anwendung blieb lange unangetastet. Erst zum 1. Februar 2011 haben wir mehrere Milliarden Datensätze von Adabas auf den Microsoft SQL Server migriert. Mit diesem Schritt haben uns endgültig vom Großrechner verabschiedet. (qua)