Was bei der Einführung von Telearbeit zu beachten ist

06.08.2003
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine

Bei den laufenden Kosten haben sich in der Praxis monatliche Zuschusspauschalen in Höhe von 15 bis 120 Euro durchgesetzt. "Während der Einführung hängen die Kosten beispielsweise davon ab, wie viele Mitarbeiter geschult werden müssen und wie hoch ihr Know-how in Sachen Kommunikationssoftware ist", sagt Telearbeitsspezialistin Perdikomati.

Mehr als sechs Millionen Telearbeiter gab es 2002 laut einer Untersuchung des Bonner Forschungs- und Beratungsunternehmens Empirica hierzulande. Demnach ist die Anzahl dieser Arbeitskräfte in Deutschland in den vergangenen drei Jahren stark gestiegen - bei der letzten großen Erhebung der Marktforscher 1999 waren es gerade mal 2,1 Millionen Telebeschäftigte. Jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland arbeitet der Studie zufolge inzwischen auch außerhalb des traditionellen Büros "unter Nutzung von IuK-Technik zur Übermittlung von Arbeitsergebnissen".

Etabliert hat sich dabei in den vergangenen Jahren vor allem die Form der alternierenden Telearbeit: Dabei wird regelmäßig zwischen betrieblicher und häuslicher Arbeitsstätte gewechselt. Auch andere Organisationsformen wie "außerbetriebliche" oder "dezentrale Arbeit", wie sie meist vom Außendienst geleistet wird, sind auf dem Vormarsch, ebenso die Einrichtung von Satelliten- und Nachbarschaftsbüros, Telecentern oder virtuellen Firmen. Drei von zehn Erwerbstätigen schätzen laut Empirica ihr Tätigkeitsfeld grundsätzlich als "für häusliche Telearbeit geeignet" ein und könnten mindestens einen vollen Arbeitstag pro Woche zu Hause verbringen. Das Potenzial für alternierende Telearbeit sei somit nach wie vor erheblich größer (um mehr als das Zehnfache), als das die derzeitige Praxis vermuten ließe. Zwar öffneten die Unternehmen zusehends ihre Computersysteme für den Fernzugang, zögerten jedoch weiter, Beschäftigten zu gestatten, ganze Tage von zu Hause aus zu arbeiten.

Die Diffusion der Technik vollziehe sich also schneller, als die Führungsstile in den Unternehmen sich anpassen können. "Deshalb gibt es heute zwar viele Telearbeitsplätze im technischen Sinn, hingegen relativ wenig abhängig Beschäftigte, die alternierend oder permanent zu Hause arbeiten“, meint Empirica-Arbeitsforscher Norbert Kordey. Einen Grund für das gebremste Wachstum der alternierenden Telearbeit sieht Kordey darin, dass konkrete Kosteneinsparungen für die Arbeitgeber nicht greifbar seien. „Hier kann Desksharing Abhilfe schaffen. Denn wenn sich Telearbeiter ihren Schreibtisch im Büro mit anderen Kollegen, sinken auch die Kosten für die Bereitstellung zentraler Arbeitsplätze“, so Kordey.

Auch spreche "einiges dafür, dass viele Unternehmen notwendige organisatorische Veränderungen scheuen und Kontrollverluste befürchten“, sagt Kordey. Offensichtlich ist es für viele Führungskräfte immer noch ein wichtiges Statussymbol, in einem traditionellen Büro von der Belegschaft umgeben zu sein. Hier sei ein Umdenken auf Management-Ebene dringend nötig. Unterstützung erhielten Firmen und Arbeitnehmer, die sich für Telearbeit interessieren, in den vergangenen Jahren durch landes- oder bundespolitische Maßnahmen.

„Telearbeit ist nach Überzeugung der Bundesregierung die Arbeitsform der Zukunft“, erklärte Alfred Tacke, damals Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, im Abschlussbericht der Untersuchung „Telearbeit im Mittelstand“, die 1998 erstellt wurde. Fördermittel in Höhe von rund vier Millionen Euro und private Mittel von rund 7,5 Millionen Euro flossen damals in die Telearbeit. Das Ergebnis: Die geförderten Firmen haben im Rahmen der Maßnahme rund 1 700 Telearbeitsplätze geschaffen. Besonders erfreulich sei, dass 500 davon völlig neu eingerichtet wurden.