Cloud Service Provider

Was AWS, Microsoft & Co. in Deutschland vorhaben

19.11.2014
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Amazon Web Services kann jetzt Deutsch

Wenn es um pure Rechenpower und Storage-Kapazitäten geht, zählen die Amazon Web Services (AWS) gewissermaßen zu den Boliden der Cloud-Computing-Szene. Über das neue Rechenzentrum in Frankfurt am Main bietet AWS unter anderem Amazon Elastic Compute Cloud (EC2) und zugehörige Services an, darunter den Storage-Service Amazon Elastic Block Store (EBS), die Amazon Virtual Private Cloud sowie Auto Scaling und Elastic Load Balancing. Diese Services zielen auf Anwender ab, die ihre IT-Infrastruktur nach Bedarf um Rechen- und Speicherressourcen erweitern möchten. Alles, was dazu nötig ist, findet sich in der Amazon-Cloud, bis hin zu ergänzenden Produkten wie WAN-Optimierungssystemen.

Dass sich AWS nicht mit dem Lieferanten von IaaS-Services (Infrastructure as a Service) zufrieden geben will, belegen zwei neue Produkte. Seit Ende Oktober 2014 bietet AWA mit dem AWS Directory Service einen Cloud-gestützten Verzeichnisdienst (Directory Service) an. Es liegt auf der Hand, wem AWS damit Kunden abjagen möchte: Microsoft und dessen Pendant Active Directory Service (AD). Dieser hat sich zum De-facto-Standard entwickelt, was die Verwaltung von IT-User-Accounts, der damit verknüpften Rechte und Regelwerke sowie von Access Control Lists (ACL) betrifft. Auch Microsoft vermarktet AD als Cloud-Dienste über seine Azure-Cloud und konnte bislang alle Anläufe von Konkurrenten abwehren, vergleichbare Produkte auf dem Markt durchzusetzen.

AWS Zocalo: Dokumenten-Sharing in der Cloud

Ebenfalls ein Indiz dafür, dass AWS verstärkt auf Anwendungen aus der Cloud setzt, ist AWS Zocalo. Dies ist ein Zocalo ist ein zentral verwalteter Service für das Speichern und Weitergeben von Dokumenten in Unternehmen. Nutzer können von jedem Ort aus auf die Daten zugreifen, diese bearbeiten und sie für Kollegen freigeben.

Unter dem Namen Zocalo bietet Amazon einen Cloud-Dienst für das gemeinsame Bearbeiten, Speichern und Freigeben von Dokumenten in Unternehmen an. Daran wird deutlich, dass AWS verstärkt Business-Applikationen anbieten möchte.
Unter dem Namen Zocalo bietet Amazon einen Cloud-Dienst für das gemeinsame Bearbeiten, Speichern und Freigeben von Dokumenten in Unternehmen an. Daran wird deutlich, dass AWS verstärkt Business-Applikationen anbieten möchte.
Foto: AWS
Chad Fowler, 6Wunderkinder
Chad Fowler, 6Wunderkinder
Foto: Fowler

Zu den Anwendern in Deutschland, die Cloud-Dienste von AWS nutzen, zählt die Berliner Software-Firma 6Wunderkinder. Sie hat sich auf plattformübergreifende Tools für die Aufgabenverwaltung spezialisiert. Das Unternehmen nutzt unter anderem die Datenbank Amazon DynamoDB. "Dank der hohen Skalierbarkeit der Datenbank können wir nun Daten erfassen und verarbeiten, die wir auf andere Weise nicht nutzen könnten", sagt Chad Fowler, Chief Technology Officer von 6Wunderkinder.

Ein weiterer Vorteil der Cloud-Lösung ist nach seiner Einschätzung, dass die firmeninterne PostgreSQL entlastet wird. "Wir verlagern einen Großteil der Daten auf unserem primären Datenspeicher in die Amazon DynamoDB. So kann unsere Postgre-Datenbank ihre eigentlichen Aufgaben erfüllen." Speziell für Startup-Firmen wie 6Wunderkinder bieten Cloud-Dienste somit Vorteile: Sie können auf IT-Ressourcen zurückgreifen, für die sie in einem eigenen Rechenzentrum viel Geld hinlegen müssen. Und das ist bekanntlich bei jungen Unternehmen knapp.

Dennoch ist auch bei AWS nicht alles Gold, was glänzt. René Büst, Experte bei der Beratungsfirma Crisp Research, moniert beispielsweise, dass eine "Stärkung des AWS Marketplace für die einfachere Nutzung von skalierbaren Standard-Workloads erforderlich" sei. Zudem müsse AWS ein Partnernetzwerk aufbauen und für deutsche ISVs (Independent Software Vendors) deutlich attraktiver werden.