Windows 10 erlaubt in Sachen Datenübermittlung und Datenschutz zahlreiche Einstellungen, die sich von den Vorgängerversionen unterscheiden. Diese Vielzahl an Einstellungen macht erst deutlich, wie viele Daten das neue Microsoft-System erhebt und an den Hersteller und andere Stellen übermittelt. Datenschützer sind alamiert - unter anderem übte die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz jüngst heftige Kritik und sprach gar von "Überwachung bis zum letzten Klick". Steht es wirklich so schlimm um den Datenschutz in Windows 10? Und tangiert das Ganze die Unternehmensanwender überhaupt? Was ist IT-Entscheidern zu raten, wie sie und ihre Unternehmen mit Windows 10 umgehen sollen? Wir haben uns umgehört.
Oliver Schonschek: "Nicht nur positiv"
"Unternehmen bieten sich mit Microsoft Windows 10 interessante, sicherheitsrelevante Funktionen wie die Unterstützung einer biometrischen Zugangskontrolle und die Möglichkeit zur Steuerung von Updates passend zu den betrieblichen Wartungsfenstern.
Die möglichen Auswirkungen auf die Datensicherheit und den Datenschutz sind aber nicht nur positiv. Wenn der Thüringer Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Windows 10 als 'Fenster zur Privatsphäre' bezeichnet oder die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. bei Windows 10 von 'Überwachung bis zum letzten Klick' spricht, unterstreicht dies die Problematik eindrucksvoll.
Bevor Unternehmen also Windows 10 einführen, um zum Beispiel von neuen IT-Sicherheitsfunktionen zu profitieren, sollten die Datenschutz-Voreinstellungen sehr genau überprüft und entsprechend der Prinzipien Datenvermeidung und Datensparsamkeit verändert werden. Solange Privacy by Default nicht zum Standard in der IT-Branche geworden ist, sind Datenschutzprüfungen bei Einführung eines neuen Betriebssystems und jeder anderen Software Pflicht."
- Windows 10 - Einstellungen
Einen großen Teil der Privatsphäre- Optionen finden Sie unter Einstellungen im Bereich Datenschutz. Die Einstellungen rufen Sie mit Windows + I auf. - Allgemeine Datenschutzoptionen
Unter den Datenschutzoptionen und Allgemein können Sie beispielsweise Apps die Verwendung der Werbungs-ID untersagen. Ebenso kann man an dieser Stelle die Übermittlung des Schreibverhaltens an Microsoft unterbinden. - Personalisierte Werbung
Über den Link Microsoft-Werbung und andere Personalisierungsinfos landen Sie auf einer Website, auf der Sie festlegen können, ob Sie personalisierte Werbung von Microsoft im Edge-Browser erhalten wollen. - Standortbestimmung
Unter Position legen Sie fest, ob die Positionserkennung beziehungsweise Standortbestimmung aktiviert ist. - Position
Zudem kann man hier bestimmten, welche Apps Zugriff auf die Position haben. - Kamera
Ebenfalls für Nutzer mobiler Geräte relevant sind die Menüpunkte Kamera und Mikrofon. Dort können Nutzer festlegen, ob Apps Kamera und Mikrofon verwenden dürfen und welche Apps das sind. - Mikrofon
Hier wird bestimmt, welche Apps Zugriff auf das Mikrofon haben. - Funkempfang
Zu den für mobilen Anwendern relevanten Punkten zählt zudem der Funkempfang. - Microsoft-Konto
Unter Kontoinformationen legen Sie fest, ob Apps auf Informationen zu dem Microsoft- Konto Zugriff haben. - Einstellungen des Microsoft-Kontos
Apropos Konto, in den Einstellungen und dem Punkt Konten legen Sie fest, welche Informationen über verschiedene Geräte mittels Ihres Microsoft-Kontos synchronisiert werden, also Browsereinstellungen oder Kennwörter. - Weitere Geräte
In den Datenschutz-Einstellungen können Sie über den Punkt Weitere Geräte einstellen, ob Apps Informationen über verschiedene Devices hinweg synchronisieren dürfen.
Malte Rhode, Capgemini: "Windows 7 hat ein Ende"
"Es ist nicht einfach nur ein neues Betriebssystem, es geht um viel mehr. Während man mit Windows XP und Windows 7 einen neuen Desktop einführen konnte, bringt Windows 10 einen neuen Architekturansatz mit sich. Die Industrie steht unter dem Druck der digitalen Transformation. Cloud ist nur ein Stichpunkt.
Kritische Themen gab es schon immer: 'Windows Calling Home' unter Windows XP, der Hype um Linux statt Windows und weitere Themen bringen immer wieder Diskussionsstoff. Microsoft hat sich immer durchgesetzt und ist heute von den Arbeitsplätzen in Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Das wird auch bis auf weiteres so bleiben.
Man muss sich eher früher als später mit Windows 10 auseinandersetzen. Es geht nur über ein ganzheitliches Projekt, z.B. die Einführung eines modernen Arbeitsplatzes. Hier werden Themen rund um Windows 10, Cloud und Datenschutz behandelt. Fängt man jetzt an, kann man in Ruhe Möglichkeiten analysieren und notwendige Vorkehrungen treffen, bevor Windows 7 abgekündigt wird. Eines ist sicher: Der Lifecycle von Windows 7 hat ein Ende."