Internationales Recruiting

Warum sich Firmen mit ausländischen IT-Profis schwertun

12.02.2009
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Unter anderem musste geklärt werden, ob es sich im Fall der ungarischen Kollegin um einen Aufenthalt oder eine Entsendung handle, ob der deutsche Arbeitsvertrag in ungarisch geschrieben sein muss und wer die Sozialabgaben abführt. Letztere zahle die Kollegin mittlerweile selbst, da das Unternehmen dazu nicht befugt sei. Nach dieser Erfahrung sei Fressnapf klar geworden, warum große Unternehmen für das Rekrutieren ihrer ausländischen Kollegen eigene Abteilungen ins Leben gerufen hätten. "Da die Kollegin wirklich gut ist, hat sich der Aufwand gelohnt, aber er schreckt davon ab, weitere Mitarbeiter aus dem Ausland einzustellen", bilanziert Hilgenberg.

Gemischte Erfahrungen mit Ukrainern und Indern

Über jede Menge Erfahrung in der Zusammenarbeit mit ausländischen Fachkräften verfügt auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg, allerdings hauptsächlich im jeweiligen Land. Das Unternehmen sucht dann entweder eine ausländische Partnerfirma vor Ort, die von der projektleitenden GfK-Firma aus gesteuert wird, oder stellt Fachkräfte in der lokalen eigenen Tochterfirma für die gewünschten Aufgaben ein. Der IT-Verantwortliche Rainer Ostermeyer: "Unsere Erfahrungen in der Softwareentwicklung sind sehr gemischt."

Rainer Ostermeyer, GfK: 'Unsere Erfahrungen in der Softwareentwicklung sind sehr gemischt.'
Rainer Ostermeyer, GfK: 'Unsere Erfahrungen in der Softwareentwicklung sind sehr gemischt.'
Foto: Rainer Ostermeyer

Während die Zusammenarbeit mit den Kollegen einer externen ungarischen Entwicklungsfirma sehr gut war, traten bei selbst eingestellten IT-Fachkräften in der Ukraine oder mit indischen, externen Partnerfirmen große Probleme auf." Obwohl die betreffenden ausländischen IT-Profis bei der GfK im Rahmen des jeweiligen Projekts ausreichend informiert und eingewiesen wurden und eigentlich über exzellente IT-Kenntnisse verfügten, seien die Ergebnisse eher enttäuschend gewesen. Ostermeyer plädiert dafür, die ausländischen Fachkräfte durch sehr klare Anweisungen zu führen. Da das aber großen Aufwand verursacht, versteht er, dass viele deutsche Unternehmen sich zurückhalten, wenn es darum geht, sich mit ausländische Experten zu verstärken.

Studie: Internationales Recruiting

Jutta Rump, IBE: 'Der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter findet global statt.'
Jutta Rump, IBE: 'Der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter findet global statt.'

Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) befragte 309 Unternehmensvertreter zu ihren internationalen Rekrutierungsstrategien. Gesucht werden demnach vor allem hochqualifizierte Spezalisten (72 Prozent). Laut Studie fahnden die befragten Unternehmen vor allem nach IT-Profis (40 Prozent) sowie Mitarbeitern für Forschung und Entwicklung (37 Prozent). Führungskräfte stehen ebenfalls auf der Liste weit oben. Der Bedarf in diesen Bereichen bleibt laut IBE auch künftig hoch. Noch stärker gefragt sind in den nächsten Jahren technisch ausgebildete Mitarbeiter (54 Prozent). Fündig werden Personaler, so die IBE-Studie, vor allem in Osteuropa (41 Prozent). Erst dann folgt das deutschsprachige Ausland (34 Prozent) vor England (29 Prozent) sowie den USA und Indien.