Warum Open Source Investoren anzieht

23.05.2006
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Das proprietäre Risiko

Das Interesse an Hybridfirmen bestätigt TVM-Partner Claussen: "Wir sehen die interessantesten Plays in der Kombination aus Open Source und eigenen Applikationsanteilen. In die proprietären Anteile können die Differenzierungen einfließen." Doch dieses Modell ist riskant. Es dauert Jahre eine Open-Source-Community aufzubauen - aber deren Entwickler werden sich in wenigen Stunden abwenden, wenn sie den Eindruck bekommen, nur ein nützliches Vehikel zu sein.

Paul Jozefak, SAP Ventures: ‚Das Wichtigste sind das Geschäftsmodell und die Community.’
Paul Jozefak, SAP Ventures: ‚Das Wichtigste sind das Geschäftsmodell und die Community.’

Die Community ist lebenswichtig für Open-Source-Firmen. Bei denen, in die Risikokapital geflossen ist, entspricht die Entwicklergemeinschaft nicht dem romantischen Bild einer Online-Versammlung von studentischen Geeks. Vielmehr besteht deren Community aus Partnerunternehmen und professionellen Anwendern. Sie funktioniert, solange diese beiden Gruppen ein Interesse an der Weiterentwicklung des Produkts einer Open-Source-Company haben.

Das macht zugleich den Wert dieser Community für den Produktanbieter aus. Sie erspart ihm einen Teil der Entwicklungsaufwendungen. Hier sind vor allem Partner aktiv. Und sie erspart ihm viel personalaufwändiges Testing und Debugging. Hier helfen ihm die Kunden.

Der Wert der Community

Aus diesen Gründen haben Open-Source-Unternehmen einen Kostenvorteil - und noch mehr: "Interessant ist die Community, die sich um solche Firmen gebildet hat. Sie propagiert die Software der Firma", erklärt SAP-Investor Jozefak. Die Marketing- und Werbungskosten sind gering. Und quelloffene Software wird via Internet auf globalen Märkten verbreitet - ohne kostspieligen Aufbau von lokalen Niederlassungen.

Das macht die Community zu einem ausschlaggebenden Kriterium für die Investoren. "Das Wichtigste im Open-Source-Bereich ist es, ein gutes Geschäftsmodell und eine Community zu haben", konstatiert Jozefak. "Wer als Open-Source-Startup erfolgreich sein will, muss viel Zeit in seine Community investieren." Das Vermögen einer solchen Firma, ihre virtuelle "intellectual property", besteht nicht nur aus ihren eigenen Entwicklern, sondern auch aus ihrer Community. Und das zu erhalten, kostet Geld.