Warum Open Source Investoren anzieht

23.05.2006
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Linux ist reifer geworden

Alexander Brühl, Senior Partner bei Atlas Venture, spricht heute von einer "zweiten Welle im Open-Source-Bereich". Demnach haben sich um die Jahrtausendwende in einer ersten Welle zunächst Großanwender mit reichlich vorhandenem IT-Know-how mit dem damals noch komplexen Open-Source-Szenario befasst. Sie haben den Nachweis erbracht, dass Open-Source-Software preisgünstig, sicher und zuverlässig ist.

Business Angel und Investor Richard Seibt: ‚Linux ist der am schnellsten wachsende Markt.’
Business Angel und Investor Richard Seibt: ‚Linux ist der am schnellsten wachsende Markt.’

"Mittlerweile ist Linux reifer geworden", stellt Brühl fest. In der jetzigen zweiten Welle ist es einfacher zu handhaben und in vorkonfigurierten Paketen zusammen mit Open-Source-Anwendungen verfügbar. Darin sieht der Investor eine Chance für Open-Source-Companies: "Man kann einen größeren Markt adressieren, der nicht so firm ist im IT-Management, nämlich den Mittelstand und kleinere Unternehmen."

Ganz oder größtenteils offen?

In der Tat ist auffällig, dass die Investoren auf Firmen setzen, die nicht nur nach dem klassischen Open-Source-Business-Modell Support und Services anbieten, sondern auch ein Produkt haben oder gleich einen ganzen Software-Stack offerieren. Theoretisch gilt dabei eine Regel: "Wenn man erfolgreich sein will, muss man eine echte Open-Source-Firma sein", formuliert es Brühl. "Die Softwarebranche wird sich zu einem True-Open-Source-Modell hinbewegen, auch das Venture Capital. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir in einigen Jahren keine proprietären Elemente mehr haben werden, sondern nur echte Open-Source-Modelle."

Noch sind längst nicht alle Risikokapitalgeber so weit. Sie bevorzugen Investitionsziele wie MySQL und Collax, die proprietäre "Value-add"- und Open-Source-Elemente miteinander verknüpfen. "Das gibt die Möglichkeit, zwei Umsatzströme zu bekommen", erklärt Brühl: "Einmal den Serviceumsatz durch das Open-Source-Produkt, für den man einen Support garantiert. Zweitens vertreibt man das Value-add-Produkt." Hier fließen Lizenzeinnahmen: "Da fühlt sich der Venture Capitalist komfortabel." Es geht wie gehabt um "Intellectual Property".