Editorial

Warum nicht gleich so?

06.10.2005
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.
Mittelstand und IT wachsen zusammen. Waren es vor Jahresfrist noch hauptsächlich die IT-Anbieter, die den Mittelstand als Markt ins Visier nahmen, sind es jetzt die kleinen und mittleren Betriebe selbst, die einen gestiegenen Bedarf an Informationstechnik spüren.

Mittelstand und IT wachsen zusammen. Waren es vor Jahresfrist noch hauptsächlich die IT-Anbieter, die den Mittelstand als Markt ins Visier nahmen, sind es jetzt die kleinen und mittleren Betriebe selbst, die einen gestiegenen Bedarf an Informationstechnik spüren. In einer akuellen Umfrage von Forrester Research gaben 44 Prozent der mittelständischen IT-Entscheider an, dass sie 2005 über höhere IT-Budgets als im Vorjahr verfügen. Knapp ein Drittel der Befragten planen, ähnlich viel Geld wie 2004 zu investieren, während nur 21 Prozent weniger ausgeben wollen.

Ganz oben auf der Agenda steht der Ersatz veralteter IT-Systeme durch neue Geräte. Während 64 Prozent der Befragten darin einen wichtigen Punkt sehen, planen immerhin 61 Prozent, größere Anwendungen neu einzuführen oder ein Upgrade vorzunehmen. Angesichts von soviel neu entdeckter IT-Begeisterung stellt sich die Frage: Warum nicht gleich so? Bedurfte es tatsächlich der gigantischen Marketing-Maschinerie von IBM, Microsoft, SAP, Cisco und vieler anderer Hersteller, um die mittelständischen Entscheider aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken? Wohl kaum.

Richtig ist zwar, dass die Anbieter insgesamt besser geworden sind, wenn es darum geht, den Nutzen von IT deutlich zu machen. Entscheidend ist jedoch letztlich die Bereitschaft des Unternehmers zur Reform seiner Prozesse. Die Technik ist nur ein Hilfsmittel, das - richtig eingesetzt - Innovation und Wachstum fördert. Wenn beispielsweise ein Handwerksunternehmen durch IT-Einsatz seine Abläufe beschleunigt, die Kundenzufriedenheit steigert und ein massives Wachstum in einem engen Markt hinlegt, bekommt der von der Software-Entwicklung besetzte Begriff Service-orientierte Architektur eine ganz neue Bedeutung. Eine, mit der auch der oft als innovationsfeindlich kritisierte Mittelstand etwas anfangen kann.

Allerdings sollten sich auch die Anbieter von ERP-Systemen nicht nur ihre Produkte, sondern auch die eigene Organisation einmal unter dem Aspekt der Service-Orientierung anschauen. Das ist eines der Ergebnisse der ERP-Zufriedenheitsstudie Deutschland 2005, deren Ergebnisse wir in diesem Heft vorstellen (ab Seite 14). Die im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Kritik der Anwender an Service und Support deutet darauf hin, dass hier noch Hausaufgaben gemacht werden müssen. Arrogantes Auftreten und IT-Kauderwelsch sind ebenso wenig gefragt wie Lösungen, für die jeder Anwender mehrtägige Schulungen absolvieren muss.

Viel Spaß beim Lesen!