Markt im Griff

Warum IT-Unternehmen besser mit der Krise fertig werden

24.04.2009
Das Platzen der Dotcom-Blase hat die Anbieter gelehrt, auf Krisensituationen vorbereitet zu sein. Entsprechend solide aufgestellt präsentieren sich jetzt die IT-Unternehmen.

Es ist nicht die IT-Branche, die diese historische Konjunkturkrise heraufbeschworen hat, es sind bekanntlich die Banken und der Immobiliensektor. Doch nur weil die IT-Unternehmen nicht im Auge des Tornados stehen, heißt das noch nicht, dass sie ungeschoren davon kommen. Ob Microsoft, Cisco, IBM oder Hewlett-Packard - alle sahen sich gezwungen, hart einzugreifen und Restrukturierungsprogramme aufzusetzen. Auch der Abbau von Mitarbeitern war in diesen Unternehmen kein Tabu.

Und trotzdem: Im Vergleich zu anderen Branchen, kommen die IT-Unternehmen bislang recht glimpflich durch die Krise. Der Grund dafür liegt vermutlich darin, dass diese Anbieter erst vor wenigen Jahren massiv unter dem Platzen der Internet-Blase zu leiden hatten und daraus gelernt haben. So waren die großen Konzerne gleich zu Beginn der Krise sehr schnell mit Maßnahmen wie Personalabbau, Fabrikschließungen oder Outsourcing von Produktionsstätten bei der Hand. Gleichzeitig haben sie immer auf eine solide Cash-Basis geachtet - auch wenn die Finanzanalysten damit oft nicht einverstanden waren.

Cisco, Apple, Microsoft, Google, IBM, Intel, Hewlett-Packard - all diese IT-Giganten sitzen auf Cash-Reserven von mindestens zehn Milliarden Dollar. Damit bleiben sie beweglich, um ihre langfristigen Pläne umzusetzen, etwa im Bereich Forschung und Entwicklung oder auch hinsichtlich Akquisitionen. Ein noch wichtiger Erfolgsfaktor, so analysiert die "Business Week", ist aber das meist perfekte Management von Produktion und Lagerhaltung.

IT-Unternehmen bewirtschaften Lager effizienter

Das Blatt zitiert Bill Whyman von International Strategy & Investment mit folgender Beobachtung: Während die Hardwareverkäufe im vierten Quartal 2008 um 5,8 Prozent gegenüber dem dritten Quartal gesunken seien, hätten die IT-Hersteller in dieser Phase ihre Lagerbestände um stolze neun Prozent gesenkt. Die Industrie hat also die Herstellung neuer Geräte in kürzester Zeit zurückgeschraubt, um die Lager zu leeren und möglichst wenig Equipment abschreiben zu müssen.

Das gelang, weil diesen Unternehmen der Schock der letzten Krise noch in den Gliedern sitzt. Cisco etwa musste im April 2001 Netzwerk-Equipment im Wert von 2,5 Milliarden Dollar abschreiben, weil die Aussicht, hierfür Käufer zu finden, gegen Null ging. Seitdem, so berichtet Business Week, sorgt CEO John Chambers mit Nachdruck dafür, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Angeblich muss der Supply-Chain-Verantwortliche Manager Angel Mendez in kürzesten Abständen zum Rapport eilen. Derzeit soll der Lagerbestand von Cisco nur halb so groß sein wie 2001 - Cisco selbst ist aber inzwischen doppelt so groß wie damals.

Auch Nokia, Intel, Research in Motion und vielen anderen Hardwareherstellern gelang es im Herbst letzten Jahres, die Produktion binnen Wochen, manchmal sogar Tagen herunterzufahren. Wie schwierig das ist, kann man sich vorstellen, wenn man an die Zulieferketten denkt, die in diesem Prozess von heute auf Morgen heruntergesteuert werden müssen. Doch genau hier liegt einer der Vorteile der IT-Industrie: Dank massiver Investitionen in neue Technologien und gutem Personal, ist die Beherrschung der Lieferketten besser ausgeprägt als in den meisten anderen Branchen.

Was Kunden von vielen Anbietern inzwischen kennen, die Möglichkeit, den aktuellen Status bestellter Waren über den gesamten Lieferzyklus am Rechner nachvollziehen zu können, beherrschen die meisten IT-Unternehmen perfekt - unter Einbindung von Zulieferern, Distributoren und Händlern bis hin zum Kunden. Damit ist die IT-Branche in der Lage, sehr schnell auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren - ein Vorteil, auch wenn sich davon allein noch nicht die Kasse füllt. (hv)