Sign-in-Exzesse
Unternehmen haben nicht nur ein Problem mit übermäßig komplexen Passwörtern, sondern auch mit der Anzahl der Logins, die sie ihrer Belegschaft täglich zumuten. Viele Mitarbeiter müssen sich mehrmals pro Tag einloggen und/oder authentifizieren. "Das sehen viele Mitarbeiter als Hemmnis für ihre Produktivität", meint Alvaro Hoyos, CISO beim IAM-Provider OneLogin. Das führe letztendlich dazu, dass Login-Erfordernisse beispielsweise durch unerlaubte Datentransfers umgangen werden. Hierbei werden sensible Daten aus gesicherten Applikationen an Orte bewegt, die einfach und leicht zugänglich sind.
Um solchen Szenarien entgegen zu wirken, stehen IT-Security-Teams nach Meinung von Rob Stroud, Analyst bei Forrester, verschiedene Optionen zur Wahl: "Identity-Management- oder Single-Sign-On-Lösungen, Tokens oder UEBA-Features (die "normale" Arbeitsabläufe von "echten" Anomalien unterscheiden können) empfehlen sich genauso wie biometrische Lösungen, wo schneller und einfacher Zugang gebracht wird. Sie müssen die richtige Balance zwischen IT Security und Bequemlichkeit finden. Ihr Ziel sollte eine reibungslose IT-Sicherheit sein."
Daten als Geisel
Der Schutz sensibler Daten hat für viele Unternehmen oberste Priorität. Dabei haben einige Firmen nach Ansicht von Cybersecurity-Experten aber so viele unnötige Sicherheits-Layer angelegt, dass ihre Produktivität darunter leidet. Das wiederum zwingt die Mitarbeiter dazu, unsichere Praktiken anzuwenden, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Die Frustration, die bei Angestellten solcher Unternehmen herrscht, potenziert sich mit der Zeit. Das weiter oben von Richard White angeführte Beispiel der abfotografierten Daten ist nur eine von vielen, täglich angewandten Security-"Worst Practices": Dateien werden auf USB-Sticks kopiert, Dokumente nach Lust und Laune transferiert und dazu auch noch unerlaubte File-Sharing-Tools verwendet.
"Viele Führungskräfte realisieren gar nicht, wie einfach es ist, in ihrem Unternehmen Daten abzugreifen," erklärt Crosby. "Workarounds wie diese schlagen Löcher in den Schutzwall eines Unternehmens und erhöhen das Risiko für Hackerangriffe. Das ist aber kein neues Dilemma, sondern ein Teil des IT-Security-Paradigmas: Jedes Mal, wenn man etwas sicherer macht, ist es weniger benutzerfreundlich. Die Mitarbeiter sind smart - sie finden Wege, die Maßnahmen zu umgehen. Insbesondere dann, wenn sie in diesen keinen Sinn erkennen."
- Security-Verantwortlichkeiten
Ihr Cloud-Provider ist für die IT-Sicherheit seiner Infrastruktur verantwortlich. Ihr Unternehmen ist hingegen dafür verantwortlich, welche Nutzer Zugriff auf seine Ressourcen und Applikationen erhalten. Mit anderen Worten: Sie müssen sich um das Management der Zugriffsrechte kümmern und dafür sorgen, dass sich User und Devices, die Cloud-Zugriff benötigen, authentifizieren. <br><br /> Tipp für CISOs: Erstellen Sie Security-Protokolle wie Authentifizierungs-Richtlinien, Verschlüsselungs-Schemata und Datenzugriffs-Richtlinien. Benutzen Sie IAM (Identity & Access Management) um den Nutzerzugriff auf Services und Daten abzusichern und einzuschränken. Außerdem sollten Sie ein Audit durchführen, um Compliance-Verstöße oder unauthorisierten Zugriff sichtbar zu machen. - Unmanaged Traffic
Es gab eine Zeit, da war es in Unternehmen Gang und Gäbe, dass alle User Connections durch einen allgemeingültigen Security-Checkpoint müssen. In Zeiten von Netzwerk-Vielfalt und mobilen Devices ist das nicht mehr praktikabel. Unmanaged Traffic bezeichnet im Übrigen Bandbreitennutzung, über die Sie nichts wissen. Das kann von Usern verursachter Datenverkehr sein, oder Cloud-to-Cloud-Traffic, der in der Regel signifikant ausfällt. Datenverkehr, der Ihnen nicht bekannt ist, kann auch nicht durch den Security Checkpoint geleitet werden. <br><br /> Tipp für CISOs: Cloud Services mit einem Checkpoint - also Proxy - abzusichern, sorgt für zahlreiche Sicherheitslücken. Sie sollten deshalb Nutzer und Daten des Cloud Services über APIs absichern. Unauthorisierten Zugriff decken sie über Monitoring, privilegierte Administratoren und Apps von Drittanbietern auf. - Managed Traffic
Wenn Sie sich dafür entscheiden, den Datenverkehr, über den Sie Bescheid wissen - also den Managed Traffic - durch einen zentralen Checkpoint zu leiten, kann darunter die Performance leiden. Der Grund: große Datenmengen sorgen für Stau im Netzwerk. Fällt die Performance ab, führt das wiederum dazu, dass frustrierte User Wege suchen, den Stau zu umgehen. <br><br /> Tipp für CISOs: Bewerten Sie in Frage kommende Sicherheitslösungen nach Ihren Use Cases. Einige Drittanbieter haben Security Tools im Programm, die sämtliche Cloud Services - also SaaS, PaaS und IaaS - ohne zentralen Checkpoint absichert. - User-Eigenmacht
Eigenmächtige User können für die Entstehung neuer Sicherheitsrisiken sorgen, wenn sie unbemerkt Traffic verursachen. Eine weitere Folge kann ein Erstarken der sogenannten Schatten-IT sein. In diesem Fall könnten User ohne Wissen der IT-Abteilung Applikationen und andere Ressourcen nutzen, die nicht authorisiert sind. <br><br /> Tipp für CISOs: Schatten-IT sorgt für Compliance-Verstöße und kann für ineffiziente und inkonsistente Prozesse verantwortlich sein. Sie sollten deshalb gemeinsam mit Ihrem Team die Nutzung von Schatten-IT im Unternehmen identifizieren und auf dieser Grundlage Richtlinien entwerfen, die nicht nur der IT-Abteilung, sondern auch allen anderen Abteilungen helfen, im Sinne der IT-Sicherheit produktiv und effizient zusammenzuarbeiten. - Kein Mut zur Lücke
Die meisten Cloud-Security-Lösungen legen ihren Fokus auf den Schutz von SaaS-Applikationen - was wiederum für grobe Sicherheitslücken sorgen kann. Für eine ganzheitliche Security-Strategie sollten Sie den Schutz aller Daten, User und Devices über SaaS-, IaaS- und PaaS-Applikationen forcieren. <br><br /> Tipp für CISOs: Die Risiken und Schwachstellen von IaaS-, PaaS- und SaaS-Modellen unterscheiden sich grundlegend. Sie sollten deshalb nach einer ganzheitlichen Lösung Ausschau halten, die die Cloud in ihrer Gesamtheit abdeckt. - Wahl der richtigen Security-Lösung
Derzeit gibt es zwei grundlegende Ansätze für das Deployment einer Cloud-Security-Lösung: den Proxy- und den API-Ansatz. Beide haben ihre vOr- und Nachteile - aber woher weiß man, welcher Ansatz der richtige ist? <br><br /> Tipp für CISOs: Denken Sie an die Bedürfnisse Ihres Unternehmens. Suchen Sie nach einer Proxy-Lösung, die Überwachung in Echtzeit ermöglicht? Oder ist der ganzheitliche API-Ansatz besser geeignet, der eine serviceübergreifende Absicherung aller Daten, Nutzer und Devices ermöglicht?
Nach Meinung von Autor Richard White sollten Unternehmen endlich umdenken und anerkennen, dass sie sich selbst Probleme schaffen, wenn alle Daten auf derselben Sensibilitätsstufe angesiedelt sind: "Stattdessen sollten sie mehr Aufwand in die Klassifizierung von Daten stecken, um nur die wirklich sensiblen Daten entsprechend gut abzusichern. Bei den Datensätzen, die die Mitarbeiter für ihre tägliche Arbeit benötigen, sollten die Zugangs-Barrieren hingegen reduziert werden. Das ist eine Menge Arbeit, aber man muss sie nur ein einziges Mal leisten."
Work ohne Flow
Beim Thema Workflow kommt es erneut zum Frontalzusammenstoß von IT-Sicherheit und Produktivität. Wouter Koelewijn, Senior Vice President bei Y Soft, einem Anbieter von Print-Management-Lösungen, sieht jeden Tag Mitarbeiter, zu deren Arbeitsalltag es gehört, Dokumente zu teilen, scannen, emailen und zu drucken. Diese Angestellten sind sich entweder der potenziellen Security-Risiken nicht bewusst oder ignorieren diese mit Absicht, um ihren Job machen zu können.
Dennoch sucht Koelewijn die Schuld nicht bei den Mitarbeitern: "Schuld ist das Design der Systeme, da diese nicht in der Lage sind, alltägliche Workflow abzubilden. Wenn man den Usern zu viel abverlangt, sie überfordert und der Aufwand zur Erfüllung einer Aufgabe den Nutzen übersteigt - dann suchen sie eben ihre eigenen Lösungen."
Deshalb sind die Experten, mit denen wir gesprochen haben, auch davon überzeugt, dass Unternehmen unbedingt mehr in Technologien und Systeme investieren müssen, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen, den Security-Richtlinien zu entsprechen. Dabei sollte so viel wie möglich automatisiert werden. Ein System sollte zum Beispiel in der Lage sein, Dokumente zu erkennen, die auf sichere Art und Weise gescannt werden müssen - ohne dass dazu die betreffenden Mitarbeiter zuvor drei Stunden mit einem Freigabeprozess zubringen müssen.
"Zuerst müssen die menschlichen Prozesse analysiert werden, damit Security nicht mehr so penetrant wirkt," meint auch Rob Stroud von Forrester. "Dann muss die Security in diese Prozesse - basierend auf dem jeweiligen Risiko-Level - bedarfsgerecht injiziert werden. Es gibt an dieser Stelle keine ‚One-Size-Fits-All‘-Lösung."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpubliation CSO Online.