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Von Passion bis Paranoia

Warum Google die Netzgemeinde polarisiert

22.04.2010

Erst machen, dann fragen

Google fotografiert für die Straßenansicht "Street View" ganze Städte - wer damit nicht einverstanden ist und das Bild von seinem Haus löschen lassen will, muss selbst aktiv werden. "Bei uns riefen viele verzweifelte Leute an, die von Google auf ein noch in der Entwicklung befindliches Online-Tool für den Widerspruch verwiesen wurden", sagt Marit Hansen vom Landesdatenschutzzentrum Schleswig-Holstein in Kiel.

Erst machen, dann fragen: So hemdsärmelig geht das Unternehmen häufiger vor, etwa beim Einscannen von urheberrechtlich geschützten Büchern oder auch bei "Buzz". Manch einer fühlt sich davon überrollt.

Die verklemmten Deutschen

Was ist geheim, was ist öffentlich? Die Antwort darauf fällt höchst unterschiedlich aus - je nach Herkunft. In Skandinavien weiß jeder, was der Nachbar verdient; US-Behörden veröffentlichen fast alle Verwaltungsakten sowie Namen und Adressen von Sexualstraftätern. "Deutsche sorgen dagegen sich zutiefst um ihre Privatsphäre", meint der Medienforscher Jeff Jarvis. "Das ist kulturell verankert." Die Hüllen ließen die Deutschen nur in der Sauna fallen.

Wenn Google ganze Straßenzüge ablichtet und in dem Dienst "Street View" veröffentlicht, stört das in anderen Ländern kaum jemanden - dagegen sorgt das in Deutschland für großes Unbehagen. Jarvis sieht hier allerdings den US-Konzern im Recht: "Die Straße ist ein öffentlicher Ort, also darf Google dort Fotos machen." Übrigens vermessen auch Microsoft und der Kartenanbieter Navteq mit Kameraautos die Welt.