Gehälter in der IT

Warum Frauen weniger Geld verdienen

01.06.2009
Von Petra Riedel

Frauen verhandeln schlechter

Mit diesem Instrument soll ein Unternehmen überprüfen, ob es Männern und Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit bezahlt. Es berechnet, wie sich die gehaltsrelevanten Faktoren wie Qualifikation und Berufserfahrung auswirken. Auch das Geschlecht wird als Variable einbezogen. Wenn keine Diskriminierung vorliegt, darf das Geschlecht der Mitarbeiter keinen signifikanten Einfluss auf ihr Gehalt haben.

"Bei einem Lohnunterschied von etwa 20 Prozent gibt es in der Regel für zirka zehn Prozent eine Erklärung", beobachtet die Münchner Professorin Wolf. Wenn man diese Faktoren - Berufserfahrung, Qualifikation und Ähnliches - herausrechnet, bleibe ein Gehaltsunterschied zwischen fünf und 15 Prozent übrig, bei dem für Außenstehende nicht ersichtlich sei, wie er zustande kommt, sagt die Professorin. Dahinter könne sich Diskriminierung verbergen.

Frauen in Führungspositionen - auch das haben Entgeltforscher gut untersucht. Wieder zeigt sich: Frauen verdienen bei durchschnittlich höherer Qualifikation weniger als Männer. "Bei genauem Hinsehen lassen sich die Gehaltsunterschiede zum Teil mit einer geringeren Personal- oder Budgetverantwortung begründen oder haben etwas mit der Betriebsgröße zu tun", meint die Münchner Professorin. Und wenn das nicht zutrifft? "Dann verdient die Frau tatsächlich weniger, vielleicht auch, weil sie schlechter verhandelt hat", so Wolf.

Das bestätigen Andrea Ruppert und Martina Voigt. Die beiden Professorinnen der Fachhochschule in Frankfurt am Main haben untersucht, wie erfolgreich Frauen und Männer in Führungspositionen bei Gehaltsverhandlungen sind. Das Ergebnis: Fast ein Drittel aller befragten Frauen bekam in den letzten fünf Jahren keine Gehaltsverbesserung; bei den Männern war diese Gruppe mit etwa einem Fünftel deutlich kleiner. Und während sich die meisten Frauen mit kleinen Zuwächsen zwischen einem und zehn Prozent zufriedengeben mussten, schaffte die Hälfte der Männer eine Erhöhung von mehr als zehn Prozent.

Frauen sind loyaler als Männer

Während Frauen eher ein erfolgreiches Projekt ins Feld führen oder mit guten Verkaufszahlen aufwarten, statten sich die Männer umfangreicher mit Argumenten aus und berücksichtigen das Unternehmensumfeld stärker. Wer mit der letzten Gehaltsverhandlung nicht zufrieden ist, erwägt häufig, einen neuen Job zu suchen, zeigt die Untersuchung der beiden Professorinnen ("Gehalt und Aufstieg, Mythen - Fakten - Modelle erfolgreichen Verhandelns", Shaker Verlag, 49,80 Euro). Die Quote der aus diesem Grund Frustrierten ist bei Frauen mit 44 Prozent höher als bei Männern. Erstaunlicherweise wechseln trotzdem Frauen seltener den Job als Männer. Erfolglos verhandeln, aber trotzdem im Unternehmen bleiben - das deutet darauf hin, dass Frauen in Führungsjobs widerwillig auf ihren Stellen verharren, sagt Ruppert: "Da stellt sich eine wichtige Führungsaufgabe."