Schatten-IT ist ein Schrei nach Freiheit

Warum es sich lohnt, gegen Windmühlen zu kämpfen

23.10.2014
Von 
Daniel Eberhardt ist Senior Solutions Consultant bei CenturyLink Technology Solution und betreut seit mehr als 15 Jahren Data Center-, Data Center Services und Cloud-Projekte in der DACH Region und weltweit.

Do-IT-Yourself- Cloud?

CEOs, CFOs und CTOs denken oft beinahe reflexartig an Aufbau einer eigenen Shared-Service-Cloud. Doch fehlt es meist an Know-how, das dafür nötig wäre. Außerdem machen die ständig neuen Anforderungen der User eine kontinuierliche Weiterentwicklung nötig. Und daran scheitern diese Initiativen dann.

Den heutigen Unternehmensanwendern reicht es einfach nicht, wenn die IT-Abteilung eine Shared-Service-Cloud entwickelt und mit einem Status quo bereitstellt. Es ist ja gerade die ständige Weiterentwicklung und Bereitstellung neuer Features - etwa alle vier bis sechs Wochen -, die einen Cloud-Serviceanbieter von einer internen IT-Abteilung unterscheidet.

Automatisierung

Als ein Grund, warum IT-Abteilungen den Fachbereichen bisher keine Cloud-Dienste zur Verfügung stellen, wird häufig der zeitliche Aufwand für die Verwaltung, Absicherung und Management einer zusätzlichen IT-Umgebung genannt. Doch diese Sorge ist unbegründet.

Neue Plattformtechnologien erlauben es, auf Blaupausen unterschiedlicher Einsatzszenarien zurückzugreifen oder eigene zu schaffen und die Lösung dann in das Unternehmensnetz zu integrieren. So können Fach- oder IT-Abteilungen mit geringem Aufwand komplette IT-Umgebungen vordefinieren, budgetieren und bei Bedarf samt der notwendigen Ressourcen bereitstellen und verursacherbezogen abrechnen.

Der agile DevOps-Ansatz

Cloud Computing ist dank seiner Skalierungsmöglichkeiten interessant für das Marketing und andere Unternehmensbereiche, die nutzungsabhängig reagieren und neue Produkte oder digitale Services schnell an den Start bringen müssen. Für die IT-Abteilung bedeutet diese Flexibilität aber die Gefahr, dass sich die Anwendungen und Systeme ihrer Kontrolle entziehen.

Seit etwa zwei Jahren ist nun der DevOps-Ansatz in aller Munde. Damit soll die Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Administratoren verbessert, quasi eine Brücke zwischen beiden Disziplinen geschlagen werden. Führende Cloud-Provider haben den Trend früh erkannt und bieten Lösungen für die wachsende DevOps-Community an.

Kontrolle ist unverzichtbar

Die IT-Abteilung muss bei jedem Roll-out ein gewisses Risiko in den Griff bekommen. Dazu gehört, zu gewährleisten, dass Kundendaten sicher nach den im jeweiligen Land geltenden Datenschutzgesetzen gespeichert und verarbeitet werden. Wenn Fachabteilungen Cloud-Instanzen einkaufen, ohne dass diese von der IT-Abteilung geprüft werden, fehlen der IT wesentliche Informationen für das Risiko-Management. Das erschwert die Kontrolle und erhöht die Gefahr, dass ein Unternehmen seine Kundendaten nicht ausreichend schützen kann.

Um die Kontrolle zu behalten, haben erfolgreiche IT-Abteilungen akzeptiert, dass die Fachbereiche heute ein stärkeres Bedürfnis nach Unabhängigkeit, Freiheit haben und mehr Flexibilität von ihrer Unternehmens-IT erwarten. Deshalb stellen diese IT-Bereiche die notwendigen Tools bereit und unterstützen die Fachabteilungen bestmöglich.

Zum Thema Kosten senken

Fachabteilungen, die eine neue Applikation oder eine Microsite umsetzen wollen, greifen ja häufig zur einer vermeintlich kostengünstigen Alternative. Oft wird auch das Komplettangebot einer Medienagentur in Anspruch genommen.

Ganz abgesehen davon, dass sich ein solches Angebot der Kontrolle durch die IT-Abteilung entzieht, ist dies auch keineswegs immer das kommerzielle Optimum. Bestehende Rahmenverträge, Rabatte, Automatisierung und Orchestrierung finden bei solchen Entscheidungen selten Berücksichtigung. Auch deshalb sollte die IT-Abteilung einbezogen werden. Dafür muss sie jedoch zunächst einmal als ein günstiger und flexibler interner Serviceprovider wahrgenommen werden.

Es liegt dabei im beiderseitigen Interesse, die Wahrnehmung der IT als eines qualifizierten Ansprechpartners zu stärken. Wenn die Fachabteilungen die Unternehmens-IT als ihren ersten Ansprechpartner für Projekte mit IT-Bezug sehen, kann diese auch früher auf Bedarfsanforderungen oder -Änderungen reagieren. Die Entscheidung, welche Lösung und welcher Anbieter die Bedürfnisse von Fachabteilungen und IT-Abteilung am besten verschmelzen können, sollte daher von beiden Parteien gemeinsam getragen werden.

Cloud und Schatten-IT sind Zweierlei

Wichtig ist zu verstehen, dass Cloud Computing nicht zwangsläufig zu Schatten-IT führen muss. Fachabteilung und IT können sehr wohl im selben Team spielen, um das Runde ins Eckige zu bringen. Wenn sich die IT-Abteilung als Enabler von Innovationen versteht, kann sie einerseits die Fachabteilungen dabei unterstützen, schnell und flexibel Neues zu schaffen, und andererseits sicherstellen, dass die IT alle Unternehmensrichtlinien erfüllt.

Ziel der IT-Abteilung sollte es sein, dass die Fachabteilungen mit ihren Wünschen wieder auf sie zukommen. Am besten erreicht sie es, wenn sie selbst die Cloud-Ressourcen bereitstellt, die dann bei Bedarf abgerufen werden können. (qua)