Im September wird ein neues iPhone erscheinen, nach Vorhersage vieler Journalisten wird das Jubiläums-iPhone aber nicht billig. Man munkelt über Premium-Features wie einen riesigen OLED-Screen, 3D-Scanner und Gesichtserkennung, aber dafür soll es zwischen 1000 und 1400 US-Dollar kosten. Wohl ein Standardmodell für umgerechnet 1200 Euro und ein Topmodell mit mehr Speicher für 1600 Euro wird es geben. Damit wäre das Top-Modell doppelt so teuer wie ein Galaxy S8 – nach Meinung vor allem deutscher Techjournalisten reiner Wahnwitz.
Anders sieht es dagegen das Wall Street Journal aus Sicht des Betriebswirts und nennt gleich fünf Gründe, warum Apple es genau richtig macht. Fünf Gründe die wir ziemlich überzeugend finden:
1. Das neue teure iPhone kann einen sogenannten „Halo-Affekt“ erzeugen und das Image der ganzen Marke anheben. Durch die eher zurückhaltende Entwicklung der iPhones in den letzten Jahren steht ja Apple heute weniger für Innovation als Zuverlässigkeit und fast schon Langeweile. Das kann das neue Gerät endlich ändern. Dabei ist es dann gar nicht so wichtig, dass Kunden dieses Gerät kaufen. Wichtiger ist, dass sie umso lieber die günstigen Varianten kaufen. So wird es ja weiter ein iPhone 7 oder verbessertes iPhone 7s geben. Sogar ein Nachfolger des iPhone SE soll bald erscheinen.
2. Aber auch um neue Technologien einzuführen, ist das neue Topmodell gut geeignet. Für günstigere Modelle wäre etwa ein 3D-Sensor vermutlich zu kostspielig, im neuen Top-Modell ist die noch teure Technologie aber gut aufgehoben.
3. Nach Meinung von John Gruber löste der hohe Preis ein anderes Problem. Apple kann vermutlich die neuen Modelle nur in begrenzter Stückzahl herstellen. Durch den hohen Preis kann Apple aber gut Produktion und Nachfrage anpassen.
4. Wichtig ist für Apple schließlich vor allem der sogenannte „average selling price“, der Durchschnittspreis den Apple pro verkauftem iPhone erzielt. Im letzten Quartal 2016 lag er bei 695 Dollar, je höher der ASP, desto höher ist der Profit. Das kommt ein Luxus-Modell gerade recht.
5. Als letzten Grund nennt das Finanzmagazin den Luxus-Effekt: Je teurer ein iPhone ist, desto begehrenswerter ist es. Nach Meinung des Marketing-Professors M. Berk Talay könnte das iPhone 8 das iPhone wieder zu einem sogenannte „ Veblen Gut“ machen. Vereinfacht gesagt: Durch den hohen Preis wird das iPhone wieder zu einem Statusobjekt. Bei Testberichten würde nach Einschätzung der Zeitung zwar schlecht gegen Geräte wie das Galaxy S8 abschneiden, Ende 2017 würden Apple Verkaufszahlen aber trotzdem wieder alle Rekorde brechen.
- iPhone
Nach Monaten der Gerüchte und Spekulationen enthüllt Steve Jobs Anfang 2007 das erste iPhone. Das Smartphone bietet wahlweise 4 oder 8 GB Speicher, ein 3,5-Zoll-Multitouch-Display und eine 2-Megapixel-Kamera. - iPhone 3G
2008 kommt das iPhone 3G auf den Markt. Es erlaubt erstmals die Nutzung des 3G-Netzes, verfügt über GPS und mehr Speicher (8 oder 16 GB). - iPhone 3GS
Im Jahr 2009 bringt Apple das iPhone 3GS und sattelt nochmals in Sachen Speicherkapazität auf (bis zu 32 GB). Das entscheidende Kaufkriterium: Das 3GS ist doppelt so leistungsfähig wie sein Vorgänger. - iPhone 4
Im Jahr 2010 krempelt Apple das Design seines Erfolgs-Smartphones erstmals gründlich um. Sowohl das Retina-Display, als auch die Möglichkeit zum Videochat über Facetime feiern ihre Premiere im iPhone 4. Das zuvor iPhone OS genannte Betriebssystem wird mit der vierten Generation in iOS umbenannt. - iPhone 4S
Einige Wochen nachdem sich Steve Jobs aus gesundheitlichen Gründen von seinem CEO-Posten zurückzieht, präsentiert der neue Chef Tim Cook im Jahr 2011 das iPhone 4S. Es zeichnet sich in erster Linie durch seinen neuen Dual-Core-Prozessor aus. Erstmals haben die Kunden beim iPhone 4S die Option auf 64 GB Speicherkapazität. - iPhone 5
Das 2012 vorgestellte iPhone 5 bietet einen größeren 4-Zoll-Touchscreen und mehr Prozessor-Power. Der Body des iPhone wird hingegen immer dünner. Tim Cook preist die fünfte Generation des iPhone als "größte Sache seit dem Original-iPhone" an. - iPhone 5S
Die siebte iPhone-Generation erscheint 2013 und bringt im Vergleich zum Vorgänger einige Verbesserungen: Im Inneren werkelt ein 64-bit SoC, zudem gibt der Fingerabdrucksensor Touch ID sein Debüt. - iPhone 5C
Das iPhone 5C erscheint zeitgleich mit dem iPhone 5S, verfügt im Vergleich aber über schwächere Hardware (in etwa auf Niveau des iPhone 5). Dafür will das 5C mit farbenfrohem Polycarbonat-Body glänzen. - iPhone 6 & 6 Plus
2014 stellt Apple erneut zwei neue iPhone-Modelle vor: das iPhone 6S (4,7 Zoll) und das 6S Plus (5,5 Zoll). Beide Smartphones haben einen neuen, schnelleren Prozessor an Bord und sind energieefffizienter als ihre Vorgänger. Neu ist - zumindest für Apple-User - die NFC-Technologie (Android-Geräte verfügen bereits länger über NFC), die für den ebenfalls neuen Dienst Apple Pay genutzt wird. - iPhone 6S & 6S Plus
Mit iPhone 6S und 6S Plus legt Apple 2014 in Sachen Hardware ordentlich nach: der neue A9-SoC sorgt für Speed, Force Touch wird zu 3D Touch und die rückseitige Kamera nimmt erstmals in 4K-Auflösung auf. Außerdem ist das iPhone nun auch in roségold zu haben. - iPhone SE
Mit dem iPhone SE bietet Apple ab 2016 ein 4-Zoll-Mittelklasse-Smartphone an. Die technischen Innereien gleichen im Wesentlichen dem einige Monate zuvor präsentierten iPhone 6S - mit Ausnahme der 3D-Touch-Technologie, in punkto Design orientiert sich das SE am iPhone 5S. - iPhone 7 & 7 Plus
Die zehnte Generation des Apfel-Smartphones erscheint 2016 und hat erneut einige technische Neuerungen zu bieten - beispielsweise den neuen A10-Quadcore-Chipsatz und den neu designten Home Button. Neue Farboptionen gibt es ebenfalls. Sauer stößt vielen Apple-Enthusiasten allerdings auf, dass die 3,5mm-Klinkenbuchse ersatzlos gestrichen wird.
Unsere Meinung: Die Argumentation der Financial Times hat viel für sich, offensichtlich sollte Apple das Image seiner iPhone etwas aufbessern. Hörte man in der deutschen Presse doch schon nach einigen günstigen iPhone-Verkaufsaktionen, iPhones würden geradezu „verramscht“. Gibt es ein iPhone SE bei Lidl und Netto als Sonderangebot, steigert das aber nicht gerade das Markenansehen. Ein komplett neues iPhone ist ja außerdem längst überfällig. So hat das iPhone 7 ja neben den übergroßen Android-Smartphones mit OLED-Display bildlich und wörtlich an Glanz eingebüßt.
2017 OLED iPhone - four colors. New one - mirror like. pic.twitter.com/BFBBpBQ2Vm
— Benjamin Geskin (@VenyaGeskin1) 8. Juli 2017
Im Unterschied zu unseren Kollegen vermuten wir aber, dass der hohe Preis nicht in allen Ländern akzeptiert werden wird. In den USA kann Apple fast jeden Preis für seine iPhones verlangen, dort sind aber auch die Einkommen höher und iPhones deutlich billiger. Auch in China wird Reichtum anscheinend gerne gezeigt, wenn sich auch Apple dort etwas schwer tut. In Deutschland ist aber wohl nicht ohne Grund das iPhone SE das beliebteste iPhone: Deutsche Konsumenten sind bei Elektronik viel preissensibler (erzogen) als Amerikaner und ein 1600 Euro-Handy bricht da einige Schmerzgrenzen. Schließlich handelt es sich ja auch nicht um einen BMW, bei dem man ohne Murren 1600 Euro allein für das Entertainment-Paket auf den Tisch legt... (Macwelt)