Wertbeitrags-Management

Warum die SBB ihre IT-Mittel gezielter einsetzen kann

16.03.2009
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Der Wertbeitrag von Windows Vista war zu gering

Noch tut sich die SBB schwer, die Frage nach dem Erfolg des Value-Management-Ansatzes abschließend zu beantworten. Denn streng genommen ist ja die Implementierung noch nicht abgeschlossen. Auf der anderen Seite reichen die Anfänge dieser veränderten Betrachtungsweise bereits drei Jahre zurück. Erst dadurch sei es möglich gewesen, die Ablösung vieler Legacy-Systeme zu begründen und das damit verbundene Risiko zu verringern, erläutert der SBB-Manager.

Um die Wertbeitrags-Orientierung auch künftig konsequent durchsetzen zu können, hat Andreas Dietrich, CIO der SBB, die Konzernleitung und den Verwaltungsrat davon überzeugt, quasi einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen: In einem eigenen, als Ganzes verabschiedeten Programm wurden alle "Altrisiken ohne Wertbeitrag" zusammengefasst, sprich: die Maßnahmen, die sich auf unterlassene Investitionen aus den vergangenen Jahren zurückführen lassen und die technisch unabdingbar sind. Für derartige Vorhaben muss keine eigene RoI-Berechnung mehr angestellt werden. "Hier geschieht die Konsolidierung der vorhandenen Plattformen und die Ablösung der alten Host-Scheduling-Plattform", erläutert Flückiger: "Das hätten wir sicher nicht gemacht, wenn wir nicht im Bebauungsplan gesehen hätten, dass es absolut notwendig ist, um elementare Betriebsrisiken abzusichern." (Mehr zur Strategie der SBB finden Sie unter: "Der Weg zur industrialisierten IT")

So wie sich mit Hilfe des Wertbeitrags-Managements die "Do"-Projekte aus der Masse möglicher Vorhaben herausheben, lassen sich auch die "Don't"-Projekte leichter identifizieren. So hat die SBB beispielsweise im vergangenen Jahr entschieden, nicht auf "Windows Vista" umzusteigen. Dazu Flückiger: "Die Einführung wurde gestoppt, weil wir festgestellt haben, dass der Wertbeitrag zu gering gewesen wäre."

Fünf Schritte zum Wertbeitrags-Management

Mit dieser Roadmap kann eigentlich nichts schiefgehen, sagt Holger Wolff von Beck et al.
  1. Projekt- und Portfolio-Management einführen oder das vorhandene PPM straffen und sanieren.

  2. Eine Metrik zur Beurteilung des Wertbeitrags implementieren: Achtung, aufwändig! Lieber klein starten als sich methodisch zu verausgaben.

  3. Enterprise-Architecture-Management in einer Light-Version einführen (notwendig: ein aus der Business-Vision abgeleiteter Bebauungsplan) oder vorhandenes EAM auf Business-Orientierung trimmen.

  4. IT-Governance einführen oder die vorhandene Governance entrümpeln, straffen und auf den Wertbeitrag ausrichten.

  5. Messen und verbessern: den Wertbeitrag in die KPIs und die IT Balanced Scorecard aufnehmen, sich auf der Reifegradskala ständig nach oben schrauben.