Warum die Bahn ihre Projektleiter zertifiziert

14.09.2006
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Um die Qualität der Projektarbeit zu erhöhen, hat DB Systems, die IT-Tochter der Bahn, ein umfangreiches Trainingsprogramm ins Leben gerufen. Initiator Olaf Kärger erläutert die Gründe und nennt erste Ergbnisse.

CW: Warum haben Sie eine Projekt-Management-Akademie gegründet?

Olaf Kärger leitet das Competence Center bei der DB Systems.
Olaf Kärger leitet das Competence Center bei der DB Systems.

KÄRGER: Als wir 2003 die Projekt-Management-Akademie (PMA) eröffnet haben, war unser Ziel, die Standards am Markt in der Ausbildung von Projektleitern und die DB-Systems-spezifischen Anforderungen zusammenzuführen. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir die Kurse nicht in der von uns angestrebten Qualität extern einkaufen. Denn insbesondere die Entwicklung, aber natürlich auch die Betriebsführung arbeiten in der Regel an rund 300 Projekten beziehungsweise größeren Teilprojekten. Dementsprechend groß ist der Bedarf an guten Projektleitern. Gleichzeitig haben wir unseren Kunden ein Qualitätsversprechen gegeben: Nur zertifizierten Projektleitern übertragen wir Verantwortung.

CW: Wie sieht die Bilanz nach drei Jahren aus?

DB Systems ...

... ist das Systemhaus der Bahn. Das 2080 Personen starke Unternehmen bietet Lösungen für die unterschiedlichsten Gebiete. So entwickelt und betreibt DB Systems Verkaufs- und Abrechnungssysteme sowie Reisendeninformationssysteme. Auch für den Güterverkehr und Logistikbereich entwickelt DB Systems IT-Systeme von der Auftragsannahme und -bearbeitung über das Güterwagen-Management und die Zugbildungsprozesse bis hin zur Transportverfolgung und Auftragsabrechnung. Ebenso zum Leistungsportfolio gehören IT-Anwendungen für zentrale Management-Prozesse wie das Rechnungswesen und Controlling, das Personal-Management und die Personalabrechnung.

Derzeit betreut DB Systems für die Bahn rund 80.000 IT-Anwender und betreibt etwa 500 IT-Verfahren auf 2300 Servern. Für neue Kundenanforderungen entwickelt das Unternehmen derzeit rund 50 IT-Anwendungen. Darüber hinaus unterhält DB Systems das konzernweiteürokommunikationssystem (BKU) für rund 60.000 Anwender.

KÄRGER: Für DB Systems hat sich die interne Weiterbildung innerhalb der Akademie umfangreich bewährt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist die Ausbildung genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens ausgelegt. Alle Projektleiter haben sowohl den gleichen Wissensstand als auch ein Verständnis für Unternehmensabläufe vermittelt bekommen. Zum anderen konnten wir unsere Erfahrungen in der Qualifikation auch auf andere Mitarbeitergruppen ausdehnen. Das hat im ganzen Unternehmen etwa das prozessorientierte Denken, stetigen Know-how-Austausch und die Transparenz gestärkt. Besonders bemerkenswert ist für mich, dass die 150 bisher zertifizierten Projektleiter ein Netzwerk über alle Abteilungsgrenzen hinweg gebildet haben und damit den Begriff "lernende Organisation" mit Leben füllen.