Rezession

Warum CIOs jetzt erst recht investieren müssen

23.01.2023
Von 


Doug Drinkwater ist ein erfahrener Tech- und Security-Journalist. Er hat unter anderem schon für CIO, CSO, InfoWorld, Macworld, Mashable, PC World und The Week geschrieben.
Laut Gartner-Analysten sollten CIOs gerade in der Rezession ihre digitalen Investitionen fortsetzen, um sich einen strategischen Vorteil zu verschaffen.
Gerade angesichts einer drohenden Rezession sollten CIOs in eine "IT für nachhaltiges Wachstum" investieren, empfiehlt das Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner.
Gerade angesichts einer drohenden Rezession sollten CIOs in eine "IT für nachhaltiges Wachstum" investieren, empfiehlt das Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner.
Foto: gguy - shutterstock.com

In der Eröffnungsrede des jüngsten Gartner IT-Symposiums in Barcelona erklärten die Analysten des Hauses, dass CIOs sich auf den neuen Begriff "IT für nachhaltiges Wachstum" konzentrieren sollten, um die Transformation ihrer Unternehmen voranzutreiben. Hierbei stehen drei Schlüsselstrategien im Fokus: "Revolutionäre Arbeit", um die Mitarbeiter zu befähigen; "verantwortungsvolle Investitionen", um finanzielle und nachhaltige Ziele in Einklang zu bringen; und drittens "belastbare Cybersicherheit", um die Geschäftsprozesse zu unterstützen, ohne sie einzuschränken.

Mary Mesaglio, geschäftsführende Vizepräsidentin von Gartner, äußerte sich optimistisch in Bezug auf Technologieinvestitionen. Die jüngste Krise biete CIOs eine weitere Gelegenheit, "den Unterschied zu machen". Die am folgenden Tag veröffentlichte Gartner-Umfrage unter CIOs und Technologieexperten für das Jahr 2023 ergab jedoch, dass CIOs der EMEA-Region im neuen Jahr mit einem durchschnittlichen Anstieg der IT-Budgets um 4,4 Prozent rechnen, was unter der prognostizierten weltweiten Inflationsrate von 6,5 Prozent liegt.

Laut der Studie, für die über 2.000 Personen in 81 Ländern befragt wurden, streben CIOs der EMEA-Region für den Rest des Jahres 2022 und das kommende Jahr Wachstum und digitale Transformation an. Dabei sind die wichtigsten Bereiche für höhere Ausgaben im Jahr 2023 die Cyber- und Informationssicherheit (70 Prozent), Business Intelligence und Datenanalyse (53 Prozent sowie Cloud-Plattformen (48 Prozent )Jede dritte Organisation erhöht ihre Investitionen in künstliche Intelligenz (KI), jede Vierte die Ausgaben für Hyperautomatisierung.

Darauf sollten sich CIOs konzentrieren

Gartner hat drei "Multiplikatoren" identifiziert, auf die sich CIOs konzentrieren sollten, um ihr Unternehmen zu einem bevorzugten Arbeitgeber zu machen:

  • Beseitigen Sie Reibungsverluste bei der Arbeit: Reibung entsteht, wenn die Arbeit unnötig schwer ist und die Leistung der Mitarbeiter sowie die Mitarbeiterbindung beeinträchtigt werden. Die Analysten sind der Meinung, dass Unternehmen durch die Beseitigung von Reibungsverlusten und die Investition in digitale Fähigkeiten eine engagiertere Belegschaft entwickeln können, die besser in der Lage ist, ihre Leistung nachhaltig zu erbringen.

  • Investieren Sie in KI-Unterstützung: Mitarbeiter benötigen Tools und Technologien, die sie befähigen und die Wirkung ihrer Arbeit erhöhen. Analysten gehen davon aus, dass KI die Wirksamkeit von Mitarbeitern steigern kann, indem sie deren Reichweite, Bandbreite und Fähigkeiten erweitert.

  • Experimentieren Sie mit Trends und Hypes:

Gartner wies wiederholt darauf hin, dass Unternehmen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten innovativ sind, "einen Vorsprung herausfahren können". Die Analysten sind der Ansicht, dass ein solcher Innovationsbereich in der Verschmelzung von Remote- und Büroarbeit liegt. Dabei stelle das "Intraverse" ein virtuelles Büro dar, das aufkommende Metaverse-Technologien nutzt, um Mitarbeiter in immersiven Meetings zusammenzubringen. Gartner prognostiziert jedoch, dass immersive Meeting-Technologien erst in zehn Jahren auf dem berühmten Hype Cycle-Diagramm auftauchen werden.

Das Marktforschungs- und Beratungshaus berief sich auf eigene Untersuchungen, nach denen nur 31 Prozent der Mitarbeiter über die Technologie verfügen, die sie für die ordnungsgemäße Erledigung ihrer Aufgaben benötigen. So äußerten die Analysten die Einschätzung, dass eine stärkere Zusammenarbeit zwischen IT und Personalabteilung sowie eine bessere Technologie am Arbeitsplatz zu einer verbesserten Mitarbeitererfahrung führe. Diese wirke sich wiederum positiv auf die Mitarbeiterbindung aus. "Das bietet CIOs eine enorme Chance, den Unterschied zu machen", so Mesaglio. "Organisationen, die ihre Arbeit revolutionieren und ihre Mitarbeiter mit Technologie unterstützen, werden zu Arbeitgebern erster Wahl."

Verantwortungsvoll investieren

Die jüngsten Daten aus der Gartner-Umfrage unter Vorstandsmitgliedern zeigen, dass der Schwerpunkt der Interessen auf der ökonomischen Entwicklung liegt. Allerdings deutet der Begriff der "IT für nachhaltiges Wachstum" zumindest darauf hin, dass sich CEOs, Vorstände und CIOs einig sind, wenn es darum geht, finanzielle Performance mit positiven Umweltauswirkungen zu verbinden.

"Nachhaltiges Wachstum im traditionellen finanziellen Sinne bedeutet Wachstum, das wiederholbar ist, ohne sich finanziell zu verschulden", sagte Daniel Sanchez-Reina, VP-Analyst bei Gartner. "Aber nachhaltiges Wachstum bedeutet mehr als nur die finanzielle Dimension. Es umfasst auch moralisch und ökologisch nachhaltiges Wachstum." Die IT für nachhaltiges Wachstum basiere somit auf einer Reihe von digitalen Investitionen, "die auf effiziente und verantwortungsvolle Weise wiederholbare finanzielle Ergebnisse liefern".

Gartner hat drei weitere Multiplikatoren identifiziert, die sowohl finanzielle als auch nachhaltige Renditen erzielen würden:

  • Infrastruktur intelligent vernetzen: Gartner vergleicht intelligente vernetzte Infrastrukturen mit einem Luftverkehrskontrollsystem für Smart-City-Infrastrukturen. So kombiniert intelligent vernetzte Infrastruktur die Themen Mesh Fabric, KI, IoT, Cloud, Analytik und Edge Computing, um Daten zwischen ansonsten "stillen" Infrastrukturen wie Brücken, Straßen und Häfen auszutauschen. Eine Investition in den Bereich werde die Entwicklung von Städten und Unternehmen antreiben und das Leben der Bürger verbessern.

  • Autonome Beschaffung nutzen: Im Bestreben, mehr Wert aus dem Lieferanten-Ökosystem zu schöpfen und von aufwendigen Ausschreibungen wegzukommen, empfiehlt Gartner ein "autonomes Sourcing". Dieses nutze die Kompetenzen KI, maschinelles Lernen (ML) und natürliche Sprachverarbeitung (NLP), um Unternehmen Zugang zu einer viel größeren Auswahl an Anbietern zu verschaffen - und auf eine "nachhaltigere, profitablere Weise" einzukaufen. Diese Faktoren erleichterten es Einkaufsabteilungen, die besten Lieferanten und Services zu finden.

  • Energieverbrauch digital reduzieren: Gartner ist der Meinung, dass CIOs Cloud, Daten und Analytics nutzen sollten, um eine "Grundlast" zu identifizieren - einen Überblick darüber, wie viel Energie das Unternehmen verbraucht. Die Analysten fordern IT-Führungskräfte außerdem auf, ein Energie- und Optimierungssystem (EMOS) zu implementieren, um den Energieverbrauch durch proaktive, datengestützte Entscheidungen nahezu in Echtzeit zu senken. Ein EMOS sei in der Lage, den Energieverbrauch um bis zu 15 Prozent zu reduzieren. Zudem könnten IT-Führungskräfte Energie an das Stromnetz zurückverkaufen, wenn sie etwa Microgrids mit Fortschritten in den Bereichen ML und KI kombinieren.

Sanchez-Reina bezeichnete solche Investitionen auch als eine "Zwei-in-einem"-Strategie, die die finanzielle Leistung mit den ökologischen und sozialen Werten eines Unternehmens verbindet und so die Kunden, Mitarbeiter sowie Investoren zufriedenstellt. Es bleibt jedoch abzuwarten, wann dieses Konzept für die meisten Unternehmen zur alltäglichen Realität wird, da viele CIOs heute noch damit zu kämpfen haben, das Thema Nachhaltigkeit in den Griff zu bekommen.

Cyber-Security stärken

Trotz des Rufs nach neuen digitalen Investitionen haben Analysten von Gartner erkannt, dass ein derartiges Vorgehen das Cyber-Security-Risiko vergrößern könnte. Einige führen die erhöhten Ausgaben für Sicherheit im kommenden Jahr auch auf die anhaltende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zurück.

Eine Gartner-Umfrage unter Vorstandsmitgliedern aus dem Jahr 2022 ergab, dass 88 Prozent die Sicherheit nicht mehr nur als technisches, sondern auch als geschäftliches Risiko betrachten. Das bedeutet, dass "Unternehmen damit beginnen müssen, belastbare und nachhaltige Cybersicherheit als ein geschäftliches Risiko zu behandeln, das neue Arten von Investitionen erfordert", so Ed Gabrys, VP-Analyst bei Gartner.

Drei weitere Multiplikatoren zeigen laut Gartner langfristige Wettbewerbsvorteile für Unternehmen auf:

  • Management der Angriffsfläche: Laut Gartner kann das External Attack Surface Management (EASM) verwundbare, nach außen gerichtete Assets entdecken. Das Unternehmen fordert CIOs außerdem auf, eine Analyse des Software-Bestandes zu machen, um einen Einblick in die Schwachstellen der Software-Lieferkette zu erhalten. Zudem sollten Organisationen ausgereifte Threat-Intelligence-Plattformen nutzen, um Bedrohungen zu priorisieren und einzudämmen.

  • Schutz von Geschäftsergebnissen und Kunden: Unternehmen sollten ihre wichtigsten Geschäftsergebnisse priorisieren, indem sie technologische Abhängigkeiten identifizieren, die in direktem Zusammenhang mit ihren Geschäftszielen stehen.

  • Verwenden Sie ergebnisorientierte Metriken und Schutzvereinbarungen: Mit ergebnisorientierten Kennzahlen wird versucht, Sicherheitsbelange mit den Auswirkungen auf das Geschäft in Einklang zu bringen. So kann das Unternehmen seine Risikobereitschaft bestimmen und entscheiden, wie viel es in die Lösung eines Problems investieren möchte, etwa in das Patch-Management.

Last, but not least verweist Gartner auf ein Benchmarking von 16 ergebnisorientierten Metriken, mit dem Unternehmen ihr Schutzniveau mit dem ihrer Mitbewerber vergleichen können. So entstehe eine Roadmap für Prioritäten und Investitionen. "Unternehmen sollten in das Erreichen von Schutzzielen investieren, nicht in die Implementierung von Tools", rät Gartner.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com