FlexPod, VSPEX, HP CloudSystem und IBM PureSytems

Warum Bechtle auf Referenzarchitekturen setzt

05.04.2013
Von 
Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.

Welches Referenzmodell passt?

Können Sie dazu ein Beispiel nennen?

König: Neue Technologien, wie beispielsweise Collaboration-Lösungen von Cisco, ermöglichen Anwendern, Telefonie und Videokonferenzen auf virtuellen Desktops zu nutzen. Es geht zum Beispiel um die Frage: Wie lade ich andere Ansprechpartner ein, mit mir in Bild und Sprache in Verbindung zu treten und gemeinsam an einem Dokument zu arbeiten, ohne dass der Ansprechpartner erst eine passende Software installieren muss?

Wir müssen Unternehmen dabei unterstützen, effizienter arbeiten zu können. Das wiederum erfordert eine entsprechende Infrastruktur im Rechenzentrum. Und hier kommen eben die erwähnten Referenzarchitekturen ins Spiel. Denn die dafür nötige Erweiterung der bestehenden Infrastruktur muss strukturiert, standardisiert und schnell erfolgen - genau das ist mit den Referenzarchitekturen möglich.

Welche Referenzarchitekturen nutzen Sie selbst?

König: Als Multi-Vendor-Anbieter setzen wir auch selbst unterschiedliche Architekturen ein, um aufgrund unserer eigenen Erfahrungen Kunden optimal beraten zu können. Wir nutzen sowohl FlexPod-, Vblock- für die Virtualisierung sowie HPs CloudSystem-Matrix-Architekturen und IBM PureSystems, abhängig von den Schwerpunkten. Es geht immer darum, flexible dynamische Systeme zu haben, die einen Service für bestimmte Prozesse gewährleisten können. Das können die verfügbaren Modelle.

Wonach entscheiden Sie, welches Referenzmodell für den Kunden am besten passt?

König: Die Frage ist immer, was der Kunde damit tun möchte. Was ist seine Anforderung und wie sieht die Infrastruktur aktuell aus? Die Klärung dieser und weiterer Fragen bestimmt, was für ihn die sinnvollste Lösung ist. Voraussetzung dafür ist unsere herstellerneutrale Beratung, weshalb wir im Virtualisierungsbereich alle Lösungen anbieten.

Sie verkaufen diese Systeme auch und bieten auf deren Basis zudem Hosting-Services an. Welche Services sind das?

König: Kunden können bei uns unterschiedliche Hosting-Dienste beziehen, angefangen von Disaster Recovery und Backup in der Cloud über virtuelle Desktops bis hin zur Bereitstellung von Ressourcen. Das sind allerdings keine Standard-Public-Cloud-Dienstleistungen, sondern individuell auf den Kunden zugeschnittene Mehrwert-Services.

Wie stark nutzt der Mittelstand diese Hosting-Dienste?

König: Wir bedienen hier klassische mittelständische Unternehmen. Für sie ist entscheidend, dass diese Services ausschließlich von uns selbst aus einer Hand erbracht werden, weil sie uns vertrauen. Gehostet werden die Lösungen im Bechtle-Rechenzentrum in Friedrichshafen mit den Backup-Rechenzentren in Neckarsulm und Nürnberg. Diese Rechenzentren basieren auf den genannten Referenz-Architekturen.

Die Referenz-Modelle - allen voran die Vblocks - sind bereits weitgehend vorkonfektioniert. Woran können Sie als Partner dann noch verdienen?

König: Bei diesen Systemen entfällt für den Partner natürlich die Konfektionierungsleistung. Aber ich bezweifle, ob zwei bis drei Tage Konfigurationstätigkeit tatsächlich entscheidend ist für den Erfolg eines Unternehmens. Entscheidend ist vielmehr die Beratung. Denn bis zum Einsatz des Vblocks ist es ein weiter Weg, auf dem der Partner für seinen Kunden immense Leistungen erbringt.

Geklärt werden muss unter anderem: Warum will der Kunde in diese Richtung gehen? Was ist sein Ziel? Wie sieht der Geschäftsprozess aus etc.? Das muss im Vorfeld klar sein. Deshalb haben wir massiv in die Ausbildung unserer Mitarbeiter, unter anderem auch in den Aufbau von derzeit 16 Business Architekten investiert. Hinzu kommen die Implementierung der Systeme, der Aufbau des Cloud-Prozesses, die Integration dieses Prozesses in das System, die Bereitstellung und der Betrieb der Umgebungen als Managed Service. Hier können Partner einen echten Mehrwert leisten - ganz abgesehen von den Applikations-Themen.

Viele Partner fürchten überflüssig zu werden, wenn diese Prozesse erst einmal aufgesetzt sind. Denn dann könnte sich der Kunde möglicherweise direkt aus einer Public Cloud oder einer vom Hersteller aufgesetzten Private Cloud bedienen …

König: In unserer Branche herrscht sehr viel Angst davor, dass die Cloud "alles vernichten" könnte. Ich bin überzeugt, die Cloud kann uns sehr viel Geschäft bescheren. Und schließlich gibt es keine Software, die auf Software läuft, es gibt nur Software, die auf Hardware läuft. Die Infrastruktur wird anspruchsvoller - Stichwort Big Data, die Dropbox-Lösungen - das alles muss jemand erstellen und managen.

Was ist die Aufgabe der Business Architekten?

König: Sie kümmern sich nicht um das Design der Prozesse - das machen große Berater wie McKinsey oder KPMG - sondern übersetzen Geschäftsprozesse, Unternehmensziele und die individuellen Anforderungen des Kunden in eine IT-Architektur. Das ist eine spannende und hochwertige Leistung.

Das klingt nach sehr viel Aufwand für das Systemhaus. Sind Kunden tatsächlich bereit, für diese Services - und vor allem für die aufwändige Beratung im Vorfeld - angemessen zu bezahlen?

König: Zunehmend ja. Denn Kunden kommen verstärkt mit der Frage auf uns zu wie sie einen Geschäftsprozess IT-seitig abbilden können. Zum Beispiel ein mittelständischer Kunde, der global expandieren und neue Standorte schaffen will. Die Frage ist: Wie schnell soll das gehen? Heute kann er virtuelle Kapazitäten in Shanghai erhalten, samt seiner eigenen Applikationen und in eigener Management-Hoheit, betreut aber wird er von Deutschland aus. Das muss designed werden mit den nötigen Partnerschaften, der nötigen Infrastruktur.

Welchen Vorteil hat der Kunde, wenn dieser Prozess aufgesetzt ist?

König: Der Kunde kann dann innerhalb von zwei Wochen diese IT-Services weltweit an jedem Ort bereitstellen. Damit beeinflusst die IT-Lösung massiv die Geschäftsentwicklung. Anderes Beispiel: Muss der Kunde wirklich ein weiteres Rechenzentrum aufstellen, nur für Backup und Disaster Recovery seiner kritischen Systeme? Er kann diesen Service auch aus unserem Rechenzentrum in Friedrichshafen beziehen. Für diese komplexe Beratung sind Kunden deshalb zunehmend bereit, zu bezahlen. Geschäft ist und bleibt genug da!

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation ChannelPartner. (mhr)