Warum auf einmal so pusselig, Billy?

27.01.1995

Dieter Eckbauer

Puenktlich zum Jahresbeginn ist es soweit: Im Freundeskreis der CeBIT, bei Verbaenden und Ausstellern, wird laut ueber eine Verkuerzung der Messe nachgedacht. Sogar ein Teilungsplan soll sondiert werden, zumindest koenne man versuchen, ueber eine Erhoehung der Eintrittspreise die Besucherflut einzudaemmen (Seite 1). Aus diesen Aeusserungen erfahren wir nur wieder, dass sich dieselben Leute mit immer den gleichen Argumenten nicht weh tun wollen. Das Geplaenkel legt die Vermutung nahe, dass die CeBIT-Pros und -Cons inzwischen von den Ausstellerfirmen nicht ungern als Alibisprueche verwendet werden, um von der eigenen Konzeptionslosigkeit abzulenken.

Fuer die meisten Beteiligten ist eine CeBIT-Korrektur offensichtlich kein echtes Anliegen. Dann soll man uns aber auch nicht mit Alarmrufen nerven, denen umgehend die Entwarnung folgt: CeBIT wie gehabt - the same procedure as every year. Die Gefahr besteht, dass besorgte Aussteller - auch die gibt es - irgendwann nicht mehr ernst genommen werden. Was sagen wir: Dieser Fall ist laengst eingetreten.

Kommen wir zu einem insofern erfreulicheren Thema, als sich dabei ueber das Fuer und Wider trefflich streiten laesst. Auf die Frage "Hat die Pentium-Panne dem Unternehmen geschadet?" koennte sich etwa ein Intel-Sprecher taub stellen und auf das nach wie vor phantastische Umsatzwachstum verweisen. Vielleicht fiele ihm aber auch ein, das Malheur als masslose Uebertreibung der Medien abzutun. Ganz sicher wuerde er nicht muede werden, Intels Bemuehungen um Wiedergutmachung mit unternehmerischem Weitblick zu erklaeren. Dass Intel arrogant war, kann unser PR-Mann nicht sagen. Es waere albern, diesbezueglich Einsicht zu unterstellen. Gelernt hat Intel hoffentlich, welche Macht die Kunden besitzen. Diese muessen sich freilich ihrer Staerke bewusst sein.

Irgendwelche Einschraenkungen? Nun, auch souveraenes Einkaeuferverhalten muss trainiert werden. Dazu hatten die Anwender frueher wenig Gelegenheit. Die Zeit ist guenstig. Neben Intel bietet sich derzeit auch Microsoft als Sparringspartner an. Man war es von den Gates-Marketiers bisher gewohnt, dass sie es mit ihren Release-Versprechungen nicht so genau nahmen. Jetzt wird Windows 95 mit der Begruendung zurueckgehalten, die Plug-and-play- Faehigkeiten befriedigten die Microsoft-Qualitaetspruefer noch nicht.

Warum auf einmal so pusselig? Angst vor der Konkurrenz kann es nicht gewesen sein, was zu diesem erkennbaren Wandel gefuehrt hat. Auch klingt das Argument wenig ueberzeugend, im Grunde handle es sich bei den Maengeln von Windows 95 um Kleinigkeiten, eigentlich nicht der Rede wert, aber man wolle eben nichts dem Zufall ueberlassen. Papperlapapp, Gates hat seine Lektion gelernt: Was den Punkt angeht, dass es egal sei, wie man mit den Kunden umgehe und welche Dinge man ihnen zumute, so sollte man sich darueber nicht zu sicher sein. Microsoft und Intel mussten erkennen, dass der Markt funktioniert - im Zusammenhang mit diesen beiden Firmen schienen die Mechanismen manchmal ausser Kraft gesetzt.