Wartungs-Releases verspätet und fehlerhaft

Wartungs-Releases verspätet und fehlerhaft Verkorkster Jahresauftakt für Paisy-Anwender

22.01.1999
MÜNCHEN (as) - In letzter Sekunde und entnervt von überlasteten Hotlines spielten Anwender zum Jahresende 1998 die Wartungspakete des Personalabrechnungs-Systems "Paisy" ein. In vielen Unternehmen sind die Software-Anpassungen noch immer nicht abgeschlossen. Der Hersteller ADP, Dienstleister und Kunden machen sich gegenseitig für die Verzögerungen und Probleme verantwortlich.

Wie in jedem Jahr, so standen den Paisy-Kunden auch 1998 mit den Wartungs-Releases 67 und 68 zwei obligatorische Updates ins Haus. Doch diesmal hatte der hierzulande in Frankfurt am Main ansässige Hersteller ADP Employer Service GmbH mit dem Sommerpaket Wartung 67 besonders tiefe Eingriffe in das System vollzogen. Diese beinhalteten unter anderem ein neues Lohnbuch und veränderte Kontierungs-Satzarten. Die vorgewarnten Kunden fühlten sich jedoch nach eigenen Angaben durch teilweise völlig unnötige Fehlermeldungen in Wartung 67, noch nicht verfügbare Features sowie eine Unzahl von Patches auf der Web-Site von ADP verunsichert.

"Jeder wollte erst einmal den erfahrenen Kollegen die Fehlersuche in 67 überlassen und so lange wie möglich mit der Einspielung warten", kommentiert Werner Broll, Paisy-Verantwortlicher beim Debis-Systemhaus, die Taktik, die viele Anwender im letzten Herbst verfolgten. Die Folge der zögerlichen Haltung war, daß die komplizierte Einspielung des seit August 1998 erhältlichen Upgrades schließlich vielerorts erst im Dezember begann. Die Situation verschärfte sich, da im selben Monat das Wartungspaket 68 angekündigt war, das unter anderem Euro-Eingabefelder sowie vor allem "DEÜF", das neue Übermittlungsverfahren an die Sozialversicherer, beinhaltete.

Hektik brach aus und wuchs durch weitere, erst spät entdeckte Fehler in den Wartungen sowie die zeitaufwendigen Anpassungsarbeiten in den eigenen Applikationen. Paisy-Teams wie das von Paul-Jürgen Zingel von der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) schoben Hunderte von Überstunden, um Wartung 67 noch rechtzeitig einzuspielen. Der Einsatz von Wartung 68 war hingegen nicht mehr zu schaffen und mußte auf den Januar 1999 verschoben werden.

Viele Kunden wandten sich in ihrer Not an die überlasteten Hotlines von ADP oder an Dienstleister wie die Alldata. Das Münchner Unternehmen soll nach Angaben von Mitarbeitern zuletzt nur noch die eigenen Kunden bedient und externe Beratungsaufträge abgelehnt haben. Dies bestreitet jedoch ein Alldata- Bereichsleiter, der nicht genannt werden will. Zwar habe es externe Anfragen zu Paisy gegeben, es seien aber weder ungewöhnlich viele gewesen, noch hätten sie speziell mit Wartung 67 und 68 zu tun. Die eigenen Kunden hätten den Wechsel rechtzeitig geschafft, so daß Alldata jetzt "sauber" dastehe. Außerdem seien Anwender, die die Pakete vier Monate liegen ließen, seiner Meinung nach "selber schuld".

ADP-Geschäftsführer Hans Berg bestätigte jedoch gegenüber der CW, daß es sehr wohl zum Jahresende zu einer "ungewöhnlich hohen Belastung der Hotline und der Entwicklungsabteilung" gekommen sei, da "sehr viele Kunden den jeweiligen Release-Wechsel nicht vollzogen haben". Auch jetzt noch seien sämtliche Entwickler und Berater in vollem Einsatz, um Qualitätsmängel in Paisy zu beseitigen. Allerdings habe ADP die Anwender schon vor geraumer Zeit schriftlich auf die Pflicht zum Einspielen der Wartungspakete hingewiesen und auf dem letzten Paisy-Kongreß sowie auf Wartungsseminaren einen schnellen Start der Umstellungsarbeiten angemahnt.

Viele Kunden kritisieren dennoch das Verhalten von ADP. Debis- Manager Broll etwa moniert, daß Paisy-Wartungen zunächst ausschließlich auf Host-Rechnern verfügbar seien. Unix-Kunden mit der Client-Server-Ausführung der Software müßten bis zu vier Wochen länger auf die Wartungspakete warten. "ADP hatte uns versprochen, die Lieferverzögerungen auf 14 Tage zu reduzieren. Passiert ist aber bisher nichts", klagt Broll.

Ferner überläßt ADP die Anpassung von Paisy an diverse Unix- Plattformen dem externen Dienstleister SIM Basis Software GmbH, Frankfurt am Main. Dieser lieferte Wartung 68 aber verspätet im Januar, so daß Kunden wie die GEK Consulting, Mittelbach, den von ADP angemahnten Zeitplan überhaupt nicht einhalten konnten. "Wir bekamen die Unix-Versionen der Wartung 68 erst am 5. Januar und mußten die ganze folgende Woche durcharbeiten, um es einzuspielen", ärgert sich eine Mitarbeiterin. Auch jetzt seien noch nicht alle Fehler behoben, da keine Zeit für Tests blieb. Die rund 120 Kunden der GEK hätten ihre Löhne mit leichter Verspätung bekommen. "Den Grund für die Verzögerung von Wartung 68 hat uns ADP nicht genannt."

Zumindest einen gemeinsamen Buhmann haben die streitenden Parteien ausgemacht:Alle Jahre wieder sorgen die Behörden durch verspätete Gesetzesänderungen dafür, daß kaum noch Zeit bleibt, Paisy anzupassen.