Intelligente Datenerfassung:

"Wartet nur, bis ich groß bin . . .!"

23.03.1979

SCHÖFFENGRUND (hö) - Wann und wo Datensammelsysteme oder Einzelplätze einzusetzen sind, will Wolfgang Dix, Geschäftsführender Gesellschafter der Datenservice GmbH, Schöffengrund, mit einem kurzen Beitrag zur Diskussion stellen. Dix betreut schwerpunktmäßig Anwender, die Datenverarbeitung außer Haus betreiben. Sein Datenerfassungsbetrieb arbeitet sowohl mit Datensammel- als auch Einzelplätzen.

Seit über vier Jahren betreiben wir die Datenerfassung mit einem Datensammel-system und benutzen auch Einzelerfassungsplätze. Rückblickend müssen wir sagen, daß die Entscheidung zum Datensammelsystem für unseren Betrieb richtig war. Auch aus den Erfahrungen bei unseren Beratungskunden können wir bestätigen, daß überall dort, wo sich räumlich gesehen die Datenerfassung mit einem Sammelsystem lösen läßt, das Datensammelsystem dem Einzelerfassungsplatz vorzuziehen ist, vorausgesetzt, das Datenvolumen rechtfertigt den höheren Preis des Sammelsystems.

Wir haben Einzelerfassungsplätze an den Stellen im Betrieb eingesetzt, wo Erfassung erforderlich ist, wozu wir nachstehende Gründe aufzählen können:

1. Hoher Rechnungs- beziehungsweise Lieferscheinanfall zwingt zum Einsatz von MDT-Geräten, da Ware mit Rechnung oder Lieferschein kurzfristig ausgeliefert wird. Hier werden Liefer- und Rechnungsdaten gleichzeitig gespeichert.

2. Datenerfassungsbelege werden kurzfristig als Original an anderer Stelle des Betriebs benötigt und die Erfassung muß zuvor durchgeführt werden.

3. Eine Erfassung von Daten außerhalb des Betriebes wird aus prinzipiellen Gründen bei geringem Datenvolumen abgelehnt.

Die größten Sorgen bei unserer Entscheidung zum Sammelsystem machte uns die Gefahr, daß ein Ausfall des zentralen Rechners die gesamte Datenerfassung lähmen würde. Störungen am Rechner und an der Platte hatten wir in den vier Jahren des Einsatzes selbstverständlich auch, jedoch hielten sich diese Ausfälle in derart engen Grenzen, daß wir nie in Verzug gerieten. Hinzu kommt, daß die Hardware und auch die Software im Laufe der Zeit weiterentwickelt wurde, so daß wir in den letzten sechs Monaten nicht eine Störung hatten.

Die Datensammelsysteme der heutigen Zeit sind längst ihrer ursprünglichen Aufgabe, die Kartenlocher in den Lochsälen abzulösen, entwachsen. Auf der Suche nach immer kleiner werdenden Marktlücken spricht man heute klangvoll von "Datenvorverarbeitungs-Systemen". Die Rechner bekommen größere Speicher, mehr Peripherie und Plattenkapazitäten, von denen manche EDV-Anlage heut noch "träumt". Man bastelt auch an der Betriebs-Software um immer mehr zu können; aber ungewollt zeigen sich jetzt schon deutliche Grenzen, die aus der Grundkonzeption eines Datensammelsystems resultieren. Charakteristisch finde ich den Spruch auf einem Autoaufkleber, der an der Zentraleinheit eines Datensammelsystems klebte, die friedlich neben einer Groß-EDV-Anlage stand: "Wartet nur bis ich groß bin, dann überhole ich Euch alle!"

Im Vorfeld der EDV

Datensammelsysteme sind den Einzelerfassungsplätzen weit überlegen. Sie bieten die Lösungsmöglichkeit für schwierige Erfassungsprobleme bei relativ einfacher und schneller Programmierung. Durch ein Datensammelsystem lassen sich im Betrieb rationellere Abläufe und im Vorfeld der EDV manche "Problemchen" abfangen.

Was sich alles mit einem Datensammelsystem machen läßt, können wir in unserem Erfassungsbetrieb demonstrieren. Wir buchen, fakturieren, verwalten unser Bandarchiv, kalkulieren, berechnen die Lohnsteuer für die Lohnabrechnung, machen beleglosen Datenträgeraustausch mit Geldinstituten und vieles mehr auf der kleinen Anlage. Die vielen symbolischen Programme für die Groß-EDV werden hier erstellt, gewartet und gespeichert. Selbst die Groß-EDV wird über DFÜ im RJE mit Umwandlungen und vielen Anwendungen angesprochen und künftig werden wir auch unsere Korrespondenz über das Datensammelsystem erfassen und auf einem Terminal-Drucker ausdrucken. - Die Möglichkeiten sind groß aber auch die Grenzen zur Spielerei und Quälerei sehr nahe.