PC-Markt 2009

Warten auf Windows 7

06.08.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Auch der Desktop wird geschrumpft

Der Trend, mit unterschiedlichen Formaten zu spielen, hat mittlerweile auch das Desktop-Segment erfasst. Offenbar erhoffen sich die Hersteller auch hier einen lang ersehnten Netbook-Effekt. Schicke Nettops und All-in-One-PCs sollen dem Markt, der in den vergangenen Jahren kontinuierlich sinkende Absatzzahlen verzeichnete, neue Impulse geben. Ob dies noch im laufenden Jahr gelingt, erscheint allerdings unwahrscheinlich. Nach Einschätzung der Marktforscher von Gartner werden die Rechnerproduzenten in diesem Jahr etwa 125 Millionen Desktops an den Mann bringen, 15,7 Prozent weniger als noch 2008. Zum Vergleich: Mit 149 Millionen verkauften Rechnern können die Notebook-Hersteller 2009 auf ein leichtes Stückzahlenwachstum von immerhin 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr hoffen.

Kleinformatige Nettops, die sich platzsparend im Wohnzimmerschrank verstauen oder sogar hinter dem Bildschirm montieren lassen und dort flüsterleise ihre Rechendienste erledigen, sollen neue Anwendungsgebiete erschließen und damit zusätzliches Geschäft generieren. Als Multimedia-Zentrale oder Surfstation im Wohnzimmer soll der Computer nach dem Willen der Hersteller nun endlich die Grenzen des Arbeitszimmers hinter sich lassen. Auch für das Büro haben die PC-Hersteller passende Neuheiten im Programm. Schicke All-in-One-Rechner, bei denen der Computer im Display-Gehäuse integriert ist, sollen endgültig das Ende der grauen Desktop-Kisten unter dem Schreibtisch einläuten. Ob die Rechnung mit den neuen Desktop-Formaten aufgeht, wird sich allerdings wohl erst im kommenden Jahr zeigen. Die Analysten sind jedenfalls zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass 2013 der Marktanteil von Small-Form-Factor-, All-in-One- und Ultra-Small-Form-Factor-Desktops am gesamten Desktop-PC-Geschäft bei fast 40 Prozent liegen wird", sagt Richard Shim, Research Manager im IDC Personal Computing Program.

Auch Gartner-Analystin Escherich glaubt, dass die schicken Desktop-Formate dem Markt neuen Schwung geben könnten. Techniken wie beispielsweise Touchscreens seien durchaus in der Lage, das Interesse der Anwender zu wecken. Außerdem könnte diese Geräteklasse neue Anwendungsgebiete erschließen, zum Beispiel die Küche. Ansonsten gebe es für die Vertreter der Desktop-Fraktion wenig zu Lachen. "Bis auf Nischen wie Spiele-PCs ist der Desktop-Markt tot", lautet ihr Fazit.

Neues Leben mit Windows 7?

Allerdings könnte das neue Microsoft-Betriebssystem "Windows 7" dem PC- und Notebook-Markt neues Leben einhauchen. Zwar versuchen die Hersteller die Auswirkungen des Produktzeitplans aus Redmond herunterzuspielen. Zudem würden Kunden, die sich jetzt noch einen Rechner mit Windows Vista kauften, einen Gutschein für das kostenlose Upgrade auf Windows 7 erhalten. Experten zufolge spielt jedoch der Launch der nächsten Windows-Generation im Oktober dieses Jahres in vielen Anschaffungsplänen durchaus eine wichtige Rolle. Anwender, die derzeit den Kauf eines neuen Rechners überlegten, ließen sich oft Zeit und warteten bis Rechner mit dem neuen OS auf dem Markt zu haben seien.

Auf den Unternehmensrechnern wird Windows 7 erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres ankommen, prognostiziert Escherich. Die Gartner-Expertin geht davon aus, dass die deutschen Firmen frühestens 2010 wieder neue Rechner anschaffen werden. Grundsätzlich sei zu beobachten, dass die Verantwortlichen in diesen Krisenzeiten die Erneuerungszyklen deutlich ausdehnten. Bis dahin gehe es darum, das neue Microsoft-System zu testen und abzuwarten, bis die ersten Kinderkrankheiten überwunden seien.