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Web 2.0

"Warnung vor Communitys ist Aufruf zur Selbstzensur"

30.03.2009
Von pte pte
Das Web 2.0 und seine unterschiedlichen Ausprägungsformen wie Social Networks, Blogs oder Wikis sind mittlerweile aus dem gesellschaftlichen Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken.

Allein die zehn größten Online-Netzwerke beheimaten gemeinsam aktuell rund 950 Millionen Mitglieder weltweit. Entsprechend hoch ist auch die Content-Produktion im Internet, die durch den Siegeszug des "Mitmach-Webs" in ungeahnte Höhen getrieben worden ist. Angesichts der rasanten Geschwindigkeit, mit der sich die kommunikativen Möglichkeiten im Web weiterentwickeln, werden Menschen, Gesellschaft und Politik vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Das am 30. März erscheinende Buch "Paralleluniversum Web 2.0: Wie Online-Netzwerke unsere Gesellschaft verändern" liefert Auskunft über Grundlagen, Ziele und Geschäftsmodelle der neuen Internet-Welt. pressetext sprach mit Autor Hans Zeger über Chancen und Risiken des Web-2.0-Phänomens.

pressetext: Obwohl der Begriff "Web 2.0" schon seit geraumer Zeit in aller Munde ist, wissen viele Menschen noch immer nicht, was damit gemeint ist. Wie würden Sie dem Durchschnittsnutzer erklären, was unter "Web 2.0" zu verstehen ist?

Zeger: Web 2.0 ist die Produktion von Inhalten durch Nutzer für Nutzer. Die Content-Produktion erfolgt dabei auf Plattformen, die den Usern nicht gehören, mit technischen Mitteln, die sie nicht verstehen und in einem rechtlichen und organisatorischen Umfeld, das sie nicht durchschauen.

Manche sehen im Web 2.0 die "letzte, endgültige Revolution der Informationsgesellschaft". Andere können damit überhaupt nichts anfangen. Zu welcher dieser beiden Seiten würden Sie sich eher zählen und warum?

Zeger: Web 2.0 ist natürlich einerseits ein Marketingschlagwort, genauso wie "billig" oder "bio". Andererseits bündelt es aber in sehr prägnanter Weise die Grundbedürfnisse der Menschen und deren zeitgemäße Umsetzung. Tagebuchartige Gedanken, politische Meinungen sowie Mio. von Bildern und Videos blieben bisher unbeachtet, da die Menschen keine geeignete Plattform fanden, sich anderen angemessen mitzuteilen. Mit dem Web 2.0 haben die Menschen nun die geeigneten Bühnen, sich und ihre Meinungen darzustellen. Web 2.0 ist keine "endgültige Revolution der Informationsgesellschaft", aber offenbar das typische Medienkonzept des Internets, wie das Feuilleton bei den Zeitungen oder das Hörspiel beim Radio.

Das Web 2.0 hat viele verschiedene Ausprägungsformen. Besonders beliebt sind die Social Communitys, die mittlerweile nicht nur bei der Jugend Anklang finden. Warum sind die Online-Netzwerke heute so enorm gut besucht?

Zeger: Online-Communitys stellen eine ideale Bühne zur Selbstdarstellung dar. Zu jedem noch so exotischen Hobby und jeder noch so bizarren Neigung finden sich dort Gleichgesinnte. Der Einzelne erhält so Bestätigung und Sicherheit in einer Gruppe. Damit werden Grundbedürfnisse angesprochen und mit der Web-Technik neu interpretiert. Zählt man die weltweit zehn beliebtesten Online-Netzwerke zusammen, kommt man auf etwa 950 Mio. Teilnehmer. Zählt man alle Communitys zusammen, werden es mehrere Mrd. sein. Bei insgesamt 1,4 Mrd. Internetbenutzern weltweit ist das ein beachtlicher Wert.

Welche Gefahren bringen Community-Portale für die Menschen mit sich?