EU-Kommission gegen proprietäre Systeme

Warnschuß für Microsoft

08.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Die EU-Kommission erwägt eine Empfehlung, bei öffentlichen DV-Projekten Konkurrenten von Microsoft den Vorzug zu geben. Der proprietäre Charakter der Software aus Redmond stelle eine unfaire Einschränkung europäischer Entwickler insbesondere aus dem Kryptologie-Bereich dar.

Der für die Informationsgesellschaft zuständige EU-Kommissar Erkki Liikanen argumentiert, daß sich Sicherheitslösungen nur sehr schwer entwickeln lassen, wenn die Programmierer keinen Zugang zum Sourcecode erhalten. Daher seien eine Reihe schwerwiegender Sicherheitsprobleme nicht zu beheben. Ohne das Unternehmen beim Namen zu nennen, forderte er daher Microsoft auf, den Quellcode seiner Windows-Produkte offenzulegen, ansonsten könnte es dazu kommen, daß bei behördlichen Ausschreibungen europaweit offenere Konkurrenzprodukte bevorzugt würden. In diesem Zusammenhang empfiehlt der Kommissar die Förderung von Open-Source-Software. So sollen öffentliche Anforderungsprofile produktfrei formatiert werden.

Dem Branchendienst "Computergram" zufolge haben sich auch Mitarbeiter des deutschen Wirtschaftsministeriums für eine stärkere Unterstützung des Open-Source-Konzepts durch die EU ausgesprochen.