iCloud gratis oder bezahlt

Wann lohnt sich das iCloud-Abo für mich?

18.04.2018
Von Christian Rentrop
Eigentlich ist es skandalös, dass Apple immer mehr Dienste in die Cloud verschiebt – aber immer noch nur 5 Gigabyte gratis mitliefert. Doch auch, wenn es nur 99 Cent für 50 Gigabyte im Monat sind: Lohnt es sich überhaupt, für die iCloud zu zahlen?

Die iCloud gehört inzwischen zu Apples festen Geschäfts-Standbeinen. Der übrigens bei Google gehostete Cloud-Dienst ist zunächst einmal eine feine Sache: Apple bietet kostenlos fünf Gigabyte Speicher an, die an jedes Apple-Konto geknüpft sind. Fünf Gigabyte, die mit iPhone-Backups und allerlei Daten für den Austausch zwischen mehreren Macs und iOS-Devices gefüllt werden können. Praktisch ist das allemal: Die iCloud tauscht Dateien, Einstellungen, ja sogar ganze Fotomediatheken oder Dokumente-Ordner zwischen den Geräten aus und macht damit andere Cloud-Dienste wie Google Drive ( drive.google.com), Dropbox ( www.dropbox.com) oder box.com weitestgehend überflüssig.

Die kostenlosen 5 GB der Apple iCloud sind schnell voll.
Die kostenlosen 5 GB der Apple iCloud sind schnell voll.
Foto: aradaphotography - shutterstock.com

Viel zu wenig Speicher für all den Kram

Einzig: Apple hat die Gratis-iCloud bislang nicht einmal erweitert. Es waren beim Start 2011 fünf Gigabyte, es sind heute, sieben Jahre später, immer noch fünf Gigabyte. Gleichzeitig setzt das Unternehmen aber inzwischen massiv auf die iCloud: Wer ein neues iPhone oder einen neuen Mac einrichtet, bekommt zum Beispiel penetrant die iCloud-Fotomediathek angeboten. Die ist zwar extrem praktisch, frisst den iCloud-Speicher aber schneller, als man gucken kann. Gleiches gilt für andere Dienste: Das iCloud-Backup von iPhone und iPad neigt ebenso dazu, die Gratis-iCloud zu sprengen wie die Funktion, den Dokumente- und Schreibtisch-Ordner des Macs in der Cloud zu speichern, um mit allen Geräten auf die enthaltenen Daten zuzugreifen.

Wenn die iCloud meckert, ist es möglicherweise Zeit für ein Upgrade
Wenn die iCloud meckert, ist es möglicherweise Zeit für ein Upgrade
Foto:

Wie ein Drogendealer

Die Folge: Die iCloud meldet immer öfter, dass sie voll ist – und Apple bittet um ein kostenpflichtiges Upgrade. Eine wunderbare Methode, um User dazu zu bewegen, monatlich zwischen 99 Cent und 9,99 Euro für ein iCloud-Speicherupgrade in die Hand zu nehmen. Das ist im Grunde skandalös, denn meist reichen schon zwei iOS-Endgeräte mit iCloud-Backup, um die Gratis-Gigabyte überzustrapazieren. Wie ein Drogendealer empfiehlt Apple dann: Klar, Du kannst mehr haben, aber das kostet. Eine Strategie, die vielen Nutzern negativ aufstößt. Auch, weil Apple in der Vergangenheit mehrfach den Speicher der kostenpflichtigen Varianten angepasst hat, die Gratis-Version aber immer geblieben ist, wie sie war. Sicher: Cloud-Dienste kosten, aber es bleibt ein Geschmäckle – wohl auch der Grund, warum sich viele Apple-Nutzer mit den iCloud-Upgrades schwer tun.

Apples iCloud ist ähnlich teuer wie andere Anbieter.
Apples iCloud ist ähnlich teuer wie andere Anbieter.

Es gibt viele Alternativen

Allerdings ist Apple nicht allein mit seiner 5-Gigabyte-Hürde: Microsoft OneDrive ist in der Gratisversion ebenfalls mit 5 GB ausgestattet, genau wie Stratos kostenloses HiDrive. Dropbox-Nutzer müssen in der Basis-Version sogar mit 2 Gigabyte zurecht kommen, box.net kommt immerhin auf 10 Gigabyte gratis. Google sticht aus den Gratis-Anbietern heraus: Satte 15 Gigabyte gibt es kostenlos. Preislich sind alle Dienste dabei ähnlich wie Apple aufgestellt: Im Terabyte-Bereich ist Apple durch doppelten Speicher zum gleichen Preis von 9,99 Euro/Monat sogar günstiger als Google, allerdings bietet Microsoft das Terabyte sogar für 5,75 Euro im Monat an. Wer einen anderen Cloud-Anbieter wählt, sollte also genau prüfen, wie die Tarife beim Upgrade sind. Und wer eine NAS wie Western Digitals MyCloud zu Hause stehen hat, kann sich beliebig viel eigenen Cloudspeicher für eine Einmalzahlung schaffen. Allerdings fallen hier noch Stromkosten von 15 bis 25 Euro im Jahr an.

Google kann eine echte Alternative zur iCloud sein.
Google kann eine echte Alternative zur iCloud sein.

Der iCloud-Speicher ist ständig voll, obwohl ich ihn kaum nutze

Grundsätzlich gibt es natürlich viele Gründe, Apples Angebot abzuschlagen. Etwa dann, wenn sich das iCloud-Speicherproblem durch einfache Geräte-Hygiene beheben lässt: Wenn die Backups von iPad und iPhone den Speicher fressen, können Anwender entweder auf iTunes-Offline-Backups ausweichen. Oder sie sorgen dafür, dass die Backups von iPhone und iPad nicht so fett werden. Das beinhaltet unter anderem regelmäßiges Löschen von Fotos, Videos und selbst erstellter Inhalte vom Gerät. Platzt die Cloud dann immer noch aus allen Nähten, ist eine kurze Analyse des eigenen Nutzungsprofils gefragt: Wofür verwenden Sie den Speicherplatz? Wenn Sie zum Beispiel keine iCloud-Fotomediathek nutzen und die Cloud ausschließlich für Geräte-Backups verwenden, sollten Sie auf dem Mac oder unter iOS einen Blick in die iCloud-Speicherverwaltung werfen und dort gegebenenfalls Daten löschen.

Mit ein wenig Datenhygiene können 5 Gigabyte iCloud-Speicher durchaus ausreichen.
Mit ein wenig Datenhygiene können 5 Gigabyte iCloud-Speicher durchaus ausreichen.

Fazit: Eine iCloud-Speicherweiterung ist bei Datenhygiene meist nicht notwendig. Hier haben wir einen Ratgeber, wie man den iCloud-Speicher mit wenig Aufwand ausmistet.

Datenaustausch? Das Mehr-Cloud-System!

Auch wenn Sie die Cloud als eine Art NAS im Netz verwenden, sprich: Daten austauschen wollen, sind Sie nicht unbedingt auf ein kostenpflichtiges Upgrade angewiesen. Google und Dropbox bieten zahlreiche Möglichkeiten, den Gratis-Speicher mit Gratis-Upgrade noch einmal tüchtig zu erweitern. So können Sie sich bei Dropbox bis zu 16 Gigabyte Speicher durch Empfehlungen verdienen, zudem gibt es immer wieder Aktionen, mit denen das Gratis-Konto erweitert werden kann. Gleiches gilt bei Google: Bei manchen Android-Smartphones sind Upgrade-Pakete dabei, die für mehrere Jahre bis zu 100 Gigabyte Speicherplatz ermöglichen. Wenn Sie die Cloud für Datenaustausch nutzen wollen, spricht also nichts dagegen, auf mehrere andere Anbieter gleichzeitig zu setzen, allein Google addiert ja bereits 15 Gigabyte zu Apples 5 Gigabyte. Clients für den Mac gibt es inzwischen bei fast allen Anbietern. Diese binden sich auf dem Mac nahtlos im Finder ein, unter iOS helfen Gratis-Apps wie Documents by Readdle, um den Überblick über die einzelnen Online-Speicher zu behalten.

Fazit: Ein iCloud-Upgrade können Sie sich in diesem Fall meist sparen.

Fotos und Videos sichern: Google statt iCloud-Fotomediathek

Übrigens erlauben andere Cloud-Anbieter auch das automatische Speichern von Fotos und Videos ähnlich der iCloud-Fotomediathek. Google geht mit Fotos (ebenfalls ein Teil des Drive-Speichers) sogar einen ähnlichen Weg wie Apple. Praktischerweise belasten bei Google Fotos und Videos erst das Cloud-Kontingent, wenn sie 16 Megapixel beziehungsweise Full-HD-Kapazität überschreiten – alles darunter ist kostenlos. Sie können also mit dem iPhone fröhlich fotografieren und Filmen und alles mit Backup & Sync in der Google-Cloud speichern, ohne auch nur ein Kilobyte Ihres wertvollen Cloud-Speichers zu verlieren!

Wer Google Fotos richtig einstellt, verbraucht kein Kilobyte Speicher.
Wer Google Fotos richtig einstellt, verbraucht kein Kilobyte Speicher.

Fazit: Auf das iCloud-Abo können Sie dank Google verzichten.

Alles aus einer Hand? Dann Apple!

Anders sieht es aus, wenn Sie Wert auf Komfort legen. Denn so praktisch es ist, kreativ zu werden und Daten über mehrere Anbieter hinweg auszutauschen, so umständlich kann das auch sein: Apps auf mehreren Endgeräten pflegen und den Überblick über die verschiedenen Cloud-Dienste behalten, ist nicht jedermanns Sache. Auch werden viele Anwender schon beim Wort „Google“ skeptisch. Zwar liegen die iCloud-Daten faktisch auch bei Google – Apple verschlüsselt sie aber, was einen deutlichen Sicherheitsgewinn in Sachen Datenschutz bedeutet. Google neigt dazu, die Daten, die dort gespeichert sind, auszuwerten: Anwender bekommen zwar Gratisdienste, müssen sich dafür aber durchleuchten lassen. Wer das nicht will, sollte definitiv auf Google-Clouddienste verzichten – und bei Apple in den sauren Apfel des kostenpflichtigen Upgrade beißen. Zumal die iCloud einen riesigen Vorteil bietet, den alle anderen Anbieter nicht leisten können: Sie ist tief in macOS und iOS integriert und damit weitestgehend nahtlos mit einem reinen Apple-Ökosystem verwendbar. Problematisch wird es erst, wenn Geräte anderer Anbieter – etwa Android-Handys eingebunden werden sollen. Wer jedoch nur mit Apple arbeitet, kann guten Gewissens zur iCloud greifen. Im Anbetracht der Kosten für SSD-Speicher bei Macs sind die zwei Terabyte für 9,99 Euro im Monat ja im Grunde ein Schnäppchen. (Macwelt)