Wann kommt die nächste Lawine?

04.04.1976

DAVOS - Rund um Davos allein detonieren an kritischen Tagen etwa 10 000 Sprengladungen -von der Rakete über die Bazooka bis zur ortsfesten Ladung: Durch gezielte Sprengungen soll der Lawinen-Gefahr vorgebeugt werden. Außerdem gibt die Schweiz jährlich rund 8 bis 12 Millionen Franken für Lawinenschutzbauten aus. Das alles beruht ebenso wie die Lawinenvorhersage weitgehend auf empirischen Kenntnissen.

Schnee im Programm

Der Computer, der die Lawinengefahr bannen soll, wird erst erprobt. q Auf dem 2700 Meter hohen Weißfluhjoch bei Davos steht das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung, in dem seit zwei Jahren drei in Grenoble entwickelte Programme getestet werden. Eingegeben werden meteorologische Daten - der Computer errechnet die zu erwartende Lawinenhäufigkeit. Die Richtigkeit der Vorhersage laßt sich vom Weißfluhjoch aus relativ leicht überprüfen: Im Parsenn-Gebiet gehen an "guten Tagen" bis zu 100 Lawinen nieder. Vorläufig . sind die rechnerischen Prognosen bei ungewöhnlichen Wetterlagen noch zu ungenau.

Lawinen-Simulation

Um die Ergebnisse zu verbessern, wird jetzt die "Schneephysik" erforscht. Die Schweizer wollen so lange Erkenntnisse über die Entwicklung der Schneedecke und ihre Stabilität und deren Abhängigkeit von Umwelteinflüssen sammeln, bis sie aus meteorologischen Daten den Zustand der Schneedecke berechnen können. Diese Rechnung soll dann in das Computermodell der Lawinenvorhersage eingehen.

Noch ganz am Anfang steht die Untersuchung der Lawinendynamik. Vor allem über Dichte und Struktur der Staublawinen, die im Kubikmeter nur 1 bis 20 Kilo Masse enthalten, aber über eine erstaunliche Zerstörungskraft verfügen, sind kaum konkrete Daten bekannt. Vielleicht hilft eines Tages ein Simulationsprogramm weiter. -py