Collaboration

Wann kommt das Portal 2.0?

13.01.2011
Von Thomas Jäger und Sierk Schmittner

Portale konkurrieren mit Diensten

Einbettung von Social Software in die Portalarchitektur.
Einbettung von Social Software in die Portalarchitektur.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Portale? Die klassischen Informationsportale von Spiegel, Bild und T-Online müssen sich heute nicht mehr nur gegen die direkten Mitbewerber positionieren. Vielmehr konkurrieren sie mit einer Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen - angefangen von Twitter als blitzschneller Nachrichtenquelle über News-Aggregatoren wie Google News, die individuell auf den Benutzer zugeschnittene Informationen zentral bündeln und bereitstellen, bis hin zur intelligenten semantischen Suche, etwa beim Nachrichtendienst releVANTS auf Computerwoche.de. Aus diesem Grund haben die Portalbetreiber früh damit begonnen, dynamische Features in ihr Angebot aufzunehmen, um die Portalnutzung zu erhöhen und die Kundenbindung zu festigen. Bewertungsfunktionen, interaktive Umfragen, Personalisierung von Anwendungen sowie Foren gehören heute praktisch zum Standardportfolio jedes größeren Informationsportals. Viele Nutzer wollen sich aktiv am Geschehen beteiligen und ergänzen die redaktionell gepflegten Inhalte, die dadurch sogar aufgewertet werden können.

Vom Web-2.0-Trend können auch Unternehmen profitieren, die ihre Portale zur Kundenkommunikation einsetzen - ob im B-to-C- oder B-to-B-Umfeld. Ziel ist es, die Kommunikation mit den Kunden beziehungsweise Geschäftspartnern benutzerfreundlicher und kundenorientierter zu gestalten. Heutzutage reicht es nicht aus, Kunden mit dürftigen Informationen und einfachen Kontaktformularen anzusprechen. Durch Web-2.0-Features können Unternehmen ihre Portale so gestalten, dass ein echter Dialog stattfinden kann, beispielsweise in Form von Support-Foren und Ticketing-Systemen. Dabei profitieren Unternehmen, wenn sie ihr Portal als Kommunikationsplattform öffnen, denn in den neu geschaffenen Communities tragen nicht nur die eigenen Mitarbeiter zur Informationsgewinnung bei, auch Kunden bringen ihr Know-how ein und schaffen damit einen Mehrwert für das Unternehmen und andere Kunden.

Vom Intranet zur Kollaborationsplattform

Vernetzung von Benutzern und Diensten.
Vernetzung von Benutzern und Diensten.

Der Wandel hin zu mehr "Social Web" macht auch vor internen Unternehmensportalen nicht Halt. Viele Unternehmen setzen zur stärkeren Vernetzung der Mitarbeiter und zum Wissensaustausch Web-2.0-Anwendungen wie Wikis, Foren oder Instant Messaging in ihren Intranets ein. Im "Enterprise 2.0" tauschen sich die Mitarbeiter in projekt- oder themenbezogenen Gruppen aus und können ad hoc gemeinsam an Ideen arbeiten. Dabei orientieren sich Unternehmen mehr und mehr am Erfolg der öffentlichen sozialen Netze wie zum Beispiel Facebook oder MySpace. Als Folge entstehen unternehmensinterne Mitarbeiternetze mit Profilen, Beziehungen und Wikis, die die Innovationskraft der Unternehmen fördern sollen.

Blickt man zurück, so lag der Fokus der Portale in der Vergangenheit auf Inhalten, die entweder aufwändig in Eigenregie produziert oder eingekauft wurden. Auch in Zukunft werden redaktionelle Inhalte ein wichtiges Standbein der Portale bleiben. Durch das Web 2.0 neu hinzugekommen ist, dass die Benutzer nicht mehr nur mit den einzelnen Diensten interagieren können. Vielmehr haben sie jetzt die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzen und Verbindungen einzugehen. So knüpfen sie über die eigene Identität zu anderen Benutzern Kontakte, die beispielsweise in Form von Profilen verwaltet werden und zugänglich sind. Durch die Entkopplung einzelner Dienste können die Verknüpfungen mit anderen Diensten ausgewertet und wiederverwendet werden. Die gegenseitige Vernetzung der Benutzer ist allerdings nur der erste Schritt. Konsequenterweise hat dies zur Folge, dass sich auch die Dienste miteinander vernetzen müssen.