Wann Freiberufler von Outsourcing profitieren

17.10.2006
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Karl Trageiser, Gulp: 'Anstatt über Zuwanderung von IT-Profis nachzudenken, täten die Personalchefs gut daran, die anstehenden Projektaufgaben von qualifizierten IT-Freiberuflern erledigen zu lassen.'
Karl Trageiser, Gulp: 'Anstatt über Zuwanderung von IT-Profis nachzudenken, täten die Personalchefs gut daran, die anstehenden Projektaufgaben von qualifizierten IT-Freiberuflern erledigen zu lassen.'

Dass sich die Chancen für IT-Selbständige verbessern, belegen auch die wieder ansteigenden Honorarwünsche. Gulp taxiert diese auf durchschnittlich 67 Euro in der Stunde. Obwohl sich der durchschnittliche Jahresumsatz der IT-Selbständigen im Jahr 2005 gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gesteigert hat, reagieren viele Freiberufler in Sachen Honorare eher skeptisch. Ursache ist nicht zuletzt die Rolle der Personalagenturen, die zunehmend die Vermittlungen in die hand nehmen. Dabei erfahren die Freiberufler oft weder, zu welchem Preis sie angeboten werden noch, was ihre Kollegen verdienen. Für die Selbständigen ist es zudem von Nachteil, kaum mehr Einzelverträge mit Auftraggebern abschließen zu können. In der Tat arbeiten immer mehr IT- und Personalchefs mit Vermittlungsagenturen zusammen, um sich Arbeit zu sparen und Unsicherheitsfaktoren auszuschalten.

Freiberuflern fehlt die Mobilität

Von diesem Trend profitiert auch der IT-Dienstleister GFT Technologies, der auch externe IT-Profis vermittelt. Vorstandschef Ulrich Dietz ist überzeugt, dass Externe in der IT-Arbeitswelt für immer mehr Unternehmen eine Alternative darstellen: "Die IT- und Personalchefs stellen jenseits ihrer Kernmannschaft niemanden mehr fest ein, sondern verpflichten Teams nur noch projektbezogen. Schließlich ändern sich die Anforderungsprofile je nach Projekt auch von Jahr zu Jahr." Solche Jobs würden gerade den Externen beste Möglichkeiten bieten. Seiner Meinung nach hängt der Erfolg von IT-Unternehmen nicht mehr an der Anzahl der Menschen, die fest beschäftigt sind.

Ulrich Dietz, GFT: "Die Firmen wollen einen Externen, der mobil ist, andere Sprachen spricht, über soziale Kompetenz verfügt und dem andere Kulturen nicht fremd sind."
Ulrich Dietz, GFT: "Die Firmen wollen einen Externen, der mobil ist, andere Sprachen spricht, über soziale Kompetenz verfügt und dem andere Kulturen nicht fremd sind."

Nicht ohne Stolz verweist Dietz auf die GFT-Vermittlungskartei, die 250 000 Namen von Spezialisten aus Australien über Indien bis England beinhaltet: "Im Gegensatz zu ihnen sind deutsche Kollegen oft zu wenig mobil." Dies sei ein großes Manko in der hiesigen Freiberuflerszene und müsse sich rasch ändern. Es könne nicht angehen, dass englische, spanische oder indische Selbständige überall auf dem europäischen Festland vertreten seien und die Deutschen nicht oder nur selten. "Die Unternehmen wollen einen Externen, der mobil ist, Fremdsprachen spricht, über soziale Kompetenz verfügt und offen für andere Kulturen ist." Da Freiberufler verstärkt für Integrationsaufgaben eingesetzt würden, müssten sie schlichtweg über interkulturelle Kompetenz verfügen. Wer sich darüber hinaus Branchenwissen und Führungsfähigkeiten angeeignet habe, dem stünden die Türen offen. Der GFT-Chef: "Die Globalisierung sowie das Verlagern der Arbeit führen dazu, dass die Tätigkeiten immer anspruchsvoller und letztlich auch interessanter werden. Je flexibler, mobiler und interessierter Externe auf die neue Arbeitswelt reagieren, desto erfolgreicher werden sie sein."