Wang-Schicksal läßt grüßen Argwohn gegenüber Commodore

11.09.1992

Die Aktie der Commodore International Ltd. verlor in einer einzigen Börsensitzung ein Viertel ihres Wertes: Der Kurs rutschte am 19. August 1992 im Handel von 9,12 Dollar auf 6,87 Dollar. Anlaß war ein Bericht des PC-Herstellers über einen Nettoverlust von 21,9 Millionen Dollar im vierten Quartal zum 30.Juni 1992.

Mitverantwortlich für die Heftigkeit des Rückschlags dürfte das Kursdebakel des Konkurrenten Wang Laboratories Inc. gewesen sein. Das Unternehmen hatte zu Beginn der gleichen Woche, in der es Commodore an der Wall Street erwischte, Gläubigerschutz gemäß Chapter eleven des amerikanischen Konkursrechts beantragt, nachdem im vierten Quartal 1992 ein Verlust von 116,3 Millionen Dollar angefallen war.

Noch weist Commodore eine bessere Bilanzqualität auf als der PC- und Midrange-Anbieter; dessen Kennzahlen entwickelten sich in der jüngsten Vergangenheit katastrophal. Dennoch führten Commodores Verlustberichte vor dem Hintergrund des Wang-Debakels zu massiven Verkäufen institutioneller Anleger, die wiederum den heftigen Tagesverlust von 25 Prozent auslösten.

Commodore führt die negative Entwicklung auf Probleme mit MS/DOS-Produkten am unteren Leistungsende und auf einen Umsatzrückgang bei der Produktlinie C64 als Folge der konjunkturellen Flaute im für Commodore existenzkritischen Europamarkt zurück. Von gut einer Milliarde Dollar Gesamtumsatz im Jahr 1991 waren 880 Millionen Dollar in Europa und lediglich 110 Millionen Dollar in den USA erwirtschaftet worden. Der

Konzernumsatz für das am 30.Juni 1992 endende Geschäftsjahr ging insgesamt um zirka 13 Prozent zurück; der Nettogewinn reduzierte sich von 48 Millionen auf etwas mehr als drei Millionen Dollar.

Da ein Ende der konjunkturellen Probleme in Europa nicht in Sicht ist, sondern sich die Talfahrt im wichtigsten Teilmarkt, der Bundesrepublik Deutschland, beschleunigt, sollte die Aktie weiter gemieden werden.

Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und - auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo. Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.