VS-Produzent will im Hardwaregeschäft bleiben

Wang Deutschland reduziert Belegschaft um 150 Mitarbeiter

23.08.1991

LOWELL/NEU-ISENBURG (CW) - Die Umsätze der Wang Laboratories Inc. und ihrer deutschen Tochter sind im abgelaufenen Geschäftsjahr 1990/91 gesunken.

Allerdings konnten die Laboratories ihre Verluste von 715,9 Millionen Dollar im Vorjahr auf 385,5 Millionen Dollar reduzieren. Ein Personalabbau bei der Mutter um 3000 Mitarbeiter war jedoch unausweichlich. Auch Wang Deutschland sieht sich zu Entlassungen gezwungen, 150 Mitarbeiter sollen gehen.

Wie der Mini-Hersteller mitteilt, hätten die Rezession in Wangs Schlüsselmärkten, der Golfkrieg und der weltweite Branchentrend zu Standard-DV-Lösungen die Restrukturierung des Unternehmens verzögert. Der Gesamterlös der Wang Laboratories Inc. ging um 15 Prozent auf 2,092 Milliarden Dollar zurück. Bei dem ausgewiesenen Verlust von 385,5 Millionen Dollar sollen nach Unternehmensangaben rund 222,8 Millionen Dollar auf Restrukturierungsmaßnahmen entfallen sein. Dabei dürfte die Finanzierung des Personalabbaus den Großteil der Aufwendungen geschluckt haben.

Während die Muttergesellschaft ihre Belegschaft bereits von 21 000 auf 17 000 Mitarbeiter reduziert hat, beginnt der Personalabbau bei der Wang Deutschland GmbH erst. Dort will man im laufenden Fiskaljahr von heute 630 etwa 150 Beschäftigte vor die Tür setzen. Der dadurch bedingte Restrukturierungsaufwand habe bereits im Geschäftsjahr '90/91 die Ertragslage belastet. Das Betriebsergebnis ist allerdings dem Geschäftsführer der Wang GmbH, Horst Enzelmüller, zufolge wieder "deutlich positiv" ausgefallen.

Allerdings mußte auch die hiesige Tochter Umsatzeinbußen von über 14 Prozent hinnehmen: Die Einnahmen gingen von 253 Millionen auf 217 Millionen Mark zurück. Wie Enzelmüller mitteilte, habe sich der extreme Preisverfall im Hardwarebereich und der Trend zu kleineren Systemen nachteilig auf den Umsatz ausgewirkt. Beispielsweise seien die Preise im VS-Bereich um bis zu 30 Prozent gesunken. Die Hauptumsatzträger waren mit 38,8 ('89/90: 36,9) der Service-Bereich, mit 36,2 (36,6) die Hardware und mit 9,2 (11,8) Prozent die Software. Vom Hardware-Umsatz in Höhe von 97,8 (110,3) Millionen Mark entfielen rund 34 Prozent auf PCs, 48,7 Prozent auf VS-Systeme und 17,7 Prozent auf den indirekten Vertrieb.

Außerdem teilte das Unternehmen mit, daß die Allianz mit der IBM keineswegs Wangs Abschied aus dem Hardwaregeschäft bedeute. Vielmehr würde der Schwerpunkt auf das Angebot umfassender Bürolösungen verlagert. Wie Kenneth A. Olisa, Europachef von Wang, erläuterte, werden die Minis der VS-Reihe weitergebaut. So habe das Unternehmen gerade den VS-6000-Server angekündigt, der für den Einsatz als traditionelles Computersystem der Mittleren Datentechnik oder als Applikationsserver in einer Client-Server-Umgebung entwickelt wurde. Weitere Modelle am oberen Ende der Mini-Systeme sollen bis zum Jahresende folgen.

Zusätzliche Einnahmen kann der angeschlagene Hersteller wahrscheinlich demnächst aus einem gewonnenen Patentrechtsstreit verbuchen. Wie der Branchendienst "vwd" berichtete, hat ein Bundesdistriktgericht in Alexandria (USA) in einem Verfahren gegen Toshiba und NEC, in dem es um die Verletzung von Wang-Patenten zur Produktion von sogenannten Single In-Line Memory Modules (SIMMS) ging, zugunsten des Mini-Produzenten entschieden. Außerdem habe das Gericht verfügt, daß Toshiba und NEC an Wang Zahlungen leisten müssen, die 2,75 bis vier Prozent des mit diesen patentierten Erzeugnissen erzielten Umsatzes entsprechen sollen. Dabei geht es um den Verkauf der häufig in PCs eingesetzten Speicher zwischen dem 1. Januar 1990 und dem 30. Juni 1991. Nach Angaben von Wang haben die beiden japanischen Unternehmen in der genannten Zeit Speicherprodukte im Wert von 120 Millionen Dollar verkauft, so daß der US-Hersteller mindestens 3,3 Millionen Dollar erwarten kann.