Wall-Street-Rechnern Zwangsruhe verordnet

22.01.1988

WASHINGTON (IDG)- Eine Untersuchungskommission der amerikanischen Regierung gab es den Brokern jetzt schriftlich: Das rechnergesteuerte Verkaufen und Kaufen von Aktien und Optionen, das sogenannte "Program-Trading", spielte eine entscheidende Rolle beim Börsendesaster vom 19. Oktober. Insbesondere die nur von wenigen Großinvestoren angewandten Techniken der Portfolio-Absicherung und des Index-Arbitrage-Handels hätten am Schwarzen Montag den Abwärtstrend erst so richtig in Schwung gebracht. Dadurch waren etliche Pensionskassen an den Rand des Ruins geraten.

Die New York Stock Exchange hat jetzt aus dieser Erkenntnis Konsequenzen gezogen: Sinkt der Dow-Jones-Index der 30 wichtigsten Industrietitel binnen eines Börsentages um mehr als 75 Punkte, so gelten mindestens eine Woche lang Beschränkungen für den Rechnereinsatz im Wertpapierhandel. Mitgliedsfirmen der Börse an der Wall Street werden dann aufgefordert, ihre "high-speed order-execution systems" nicht einzusetzen, sondern ihre Entscheidungen mit Hilfe gesunden Menschenverstands zu treffen.