Wall Street reagiert gelassen auf Rekordverlust von Digital

07.08.1992

Zwar hatten die Wall-Street-Analysten bei DEC mit einem operativen Verlust plus Restruktuierungskosten für das am 30 Juni 1992 endende Geschäftsjahr gerechnet, mit 2,8 Milliarden Dollar fiel dieser jedoch höher aus als erwartet. Es dauerte dann auch zwei Stunden bis nach Bekanntgabe der Zahl eine Börsennotiz für die Aktie von Digital zustande kam.

Diese eröffnete nur unwesentlich niedriger als die Schlußnotiz des vorhergehenden Handeltages. Seitdem hat sich per Saldo wenig getan und die Digital-Aktie hielt sich bei ca. 40 Dollar.

Während sich der DEC-Kurs für Dollar-Anleger damit seit 1987 exakt gefünfelt hat, sie die Rechnung für Mark-Anleger noch trauriger aus Berücksichtigt man den Dollarrückgang seit 1987, so hat sich die DEC-Notiz in Mark zirka gesiebtelt. Bereinigt man den Buchwert des Unternehmens zum Ende des Geschäftsjahrs 1991 um den Verlust des Geschäftsjahrs 1992 inklusive der 1,5 Milliarden Dollar Restrukturierungsaufwendungen so errechnet sich eine Buchwert-Auszehr von gut 22 Dollar je Aktie. Der aktuelle Buchwert je Aktie beträgt zirka 39 Dollar, entspricht also in etwa dem Kursniveau. Wall Street nimmt damit erstmals seit Jahren im Kurs keine weitere Buchwert-Auszehr vorweg.

In der Vergangenheit hatte die Börse eine gute Nase bewiesen: Die Aktie von Digital Equipment wurde in den letzten Jahren regelmäßig unterhalb ihres rechnerischen Buchwertes gehandelt erwartete Verluste und die Auszehrung des Buchwertes würden also vorweggenommen.

Der scheidende Chairman Ken OIsen gab sich für das laufende Geschäftsjahr 1992/93 äußerst zurückhaltend. Sein Nachfolger tritt ein schweres Erbe an. Berücksichtigt man, daß die neuen RISC-Chips erst in einigen Monaten zur Verfügung stehen werden, dürfte deren Einfluß auf den Ertrag des Geschäftsjahrs l992/93 gering bleiben.

Das laufende Geschäftsjahr wird für DEC weiterhin von Restrukturierungen gekennzeichnet bleiben. Vor diesem Hintergrund an einen Turn-around beim Ertrag zu glauben, fällt schwer. Die Digital-Aktie deshalb weiter meiden.

* Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung

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