Wall Street: Die Rekordboerse zieht auch das IBM-Papier mit Von Arnd Wolpers*

26.05.1995

Die US-Aktienboerse eilt von Rekord zu Rekord. Beinahe muehelos uebersprang der Dow Jones Industrials die Marke von 4400. Ausloeser der juengsten Kurs-Ralley war einmal mehr der amerikanische Anleihemarkt, da die Rendite langfristiger US-Anleihen auf unter sieben Prozent sank. Die Weltanleihemaerkte korrigieren derzeit die heftige Zins-uebertreibung aus dem Jahr 1994. Als Antwort auf die sinkenden Anlei-herenditen bewegen sich die Aktienkurse nach oben.

Die meisten Marktstrategen haben Muehe, die Hausse zu begruenden. Das derzeitige Kursniveau an der Wall Street uebertrifft selbst die Prog-nosen der Optimisten. Zwar wurde hier und da ein Dow-Jones- Niveau von 4400 fuer moeglich gehalten, die Analysten rechneten jedoch erst fuer Ende 1995 damit.

Ausloeser fuer die juengste Entwicklung am Anleihe- und damit auch am Aktienmarkt waren die schwaecheren Wirtschaftsdaten. Im Umkehrschluss wird von einer geringeren Nachfrage an Fremdkapital und damit von sinkenden Zinsen ausgegangen.

Trotz des Rekordniveaus ist ein Ende der Wall-Street-Hausse noch nicht zu erwarten. Der Kursaufschwung fand bisher ohne die gefaehr- lichen optimistischen Uebertreibungen statt. Skepsis ist weit ver- reitet. Boersianer sprechen in diesem Zusammenhang von "Climbing up the wall of worries". Der Markt angelt sich die Mauer der Angst hoch. Solange Skepsis vorherrscht, engagieren sich viele Anleger nicht ausreichend. Erst wenn alles vor Optimismus sprueht, kann man davon ausgehen, dass das Pulver verschossen wurde.

Fulminant entwickelte sich die an dieser Stelle wiederholt be- prochene Aktie der IBM. Das Papier kletterte auf ein Hoch von 94 Dollar, hat sich also seit den Tiefstkursen im Sommer 1993 ver- oppelt. Bei 587,2 Millionen ausstehenden Aktien errechnet sich fuer Big Blue eine Boersenkapitalisierung in Hoehe von 55 Milliarden Dollar. Damit hat die IBM die Microsoft Corp., die an der Boerse derzeit mit 46,5 Milliarden US-Dollar bewertet wird, wieder ueberholt. Noch vor einem Jahr lag der Boersenwert Microsofts deutlich hoeher als der von der IBM.

Mit einem fuer 1995 geschaetzten Gewinn von knapp acht Dollar je Aktie ist die IBM auf dem derzeitigen Niveau gut bewertet. Fuer deutsche Anleger hat der Kursanstieg des Titels den Kursrueckgang des Dollars ueberkompensiert. Bei IBM kann auch einmal an Gewinnmitnahmen gedacht

werden.

* Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.