Netzsicherheit/Kommentar

Waldspaziergang

25.07.1997

Müssen Security- und Netz-Manager jetzt auch noch die gesamte Bandbreite zwischen höherer Mathematik - Kryptografie - und höchster Politik - Clinton-Administration - ins professionelle Visier nehmen?

Immer schon war doch klar, daß es da mehr oder weniger sensitive Daten gab, die auf dem Rangierbahnhof des Netz-Management-Systems unterschiedlich - in den seltensten Fällen allerdings kryptografisch - zu behandeln waren. Man verschob nämlich schützenswerte Kernkompetenz- oder Personaldaten etc. - also "heiße Datenware" quasi - meist nicht über die Unternehmensgrenzen hinaus, teils aus traditionellen Sicherheitsüberlegungen heraus, teils weil Outsourcing und Globalisierung von allem und jedem noch nicht zum Daily Business gehörten.

Unter den jetzigen Bedingungen müssen die Experten tatsächlich auch auf die Exportregeln für einschlägige Tools achten. Haben die Datenströme ausschließlich mit Geld zu tun, dann dürfen sie inzwischen auch zu US-amerikanischer Verschlüsselungssoftware greifen, deren Sicherheitsstandard zu den höchsten zählt. Was aber, wenn es die Spione auf andere, noch relevantere Daten abgesehen haben?

Auch deutsche Sicherheitsmarketiers haben ein attraktives Produktspektrum aufgebaut, heißt es. Wenn auch das Schlagwort von der "Neuen Unübersichtlichkeit" nicht gerade auf dieses Softwaremarktsegment gemünzt war, so trifft es doch zu. Das sei unter Sicherheitsaspekten völlig in Ordnung, beruhigen ironische Zeitgenossen. Doch im Ernst: Kollege Zufall wird es demnächst nicht mehr richten und das Chaos, da sollte man den Mathematikern vertrauen, ist nur noch in kalkulierter Variante als Schutzmechanismus tauglich.

Empfehlung: Machen Sie doch mal auf höchster Unternehmensebene einen "Waldspaziergang" und besprechen das Wesentliche - aber unchiffriert.