Der große Vorteil des Magnetkontos:

"Wahlfreie" Verarbeitung geringer Datenmengen

09.07.1976

Wenn man zu dem Thema "Ist das Magnetkonto noch ernst zu nehmen?" in wenigen Worten etwas sagen soll, so muß man zunächst auf die beiden Funktionen eines Magnetkontos eingehen und dann dem Magnetkonto andere, mindestens gleich gute Realisierungen dieser beiden Funktionen gegenüberstellen und mit diesen vergleichen. Diese beiden, von einem Magnetkonto simultan realisierten Funktionen sind einmal die Kontokarte im üblichen Sinn mit visuell lesbarer Information und zum anderen die, Datenträger mit maschinell lesbarer Information zu sein. In dieser zweiten Funktion ist eine manuelle Zuführung notwendig, und darin liegt natürlich ein Nachteil des Magnetkontos, als es insofern zum Beispiel für Verarbeitungssysteme mit integrierter Datenspeicherung als Grundlage nicht geeignet ist. Jedoch hat man andererseits den Vorteil einer "wahlfreien" Verarbeitung der Daten, insbesondere bei geringen Datenmengen.

Eine andere Organisation dieser wahlfreien Datenverarbeitung, etwa durch Aufbau von Plattendateien, wäre - gerade bei geringen Datenmengen - vorerst wohl noch wesentlich teurer. Beim Vergleich mit der unter Umständen durchaus konkurrenzfähigen Organisation mit Floppy Disks muß die erstgenannte Funktion des Magnetkontos in die Betrachtung mit einbezogen werden. Diese erstgenannte Funktion, das heißt übliche Kontokarte mit visuell lesbarer Information zu sein, beinhaltet einmal die visuelle Lesbarkeit für sich allein - dies könnte zum Beispiel auch durch die Kombination Bildschirm mit Platte oder Floppy Disk realisiert werden, andererseits aber auch die Möglichkeit des Rückblicks auf den bisherigen Verlauf dessen, was auf der Kontokarte dargestellt ist.

Eine Realisierung dieses Rückblicks mit DV-technischen Mitteln setzt in jedem Fall ein wesentlich größeres System mit wesentlich mehr Externspeicher, wesentlich größeren Dateien und wesentlich umfangreicheren Programmsystemen zur Datenbehandlung voraus. Zusätzlich würde dies gerade bei kleinen mittleren Firmen, die erstmals auf EDV umstellen, unter Umständen größere Organisationsänderungen notwendig machen.

Alles in allem halte ich eine Organisation mit Magnetkonto durchaus für eine echte Alternative zu anderen Organisationsformen, wobei natürlich in jedem Einzelfall unter Berücksichtigung von Größe und Art des Betriebs Datenmengen, Bewegungshäufigkeit der Daten und ähnliches in möglichen Alternativen gegeneinander abzuwiegen sind.

Prof. Stucky ist Inhaber des Lehrstuhls Angewandte Informatik II der Universität Karlsruhe.