Konkurrenz zum Neuen Markt?

Wachstumssegment an der Spree

07.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Berliner Börse will nach Informationen der "Wirtschaftswoche" ihre Allianz mit der Nasdaq erweitern und versucht anscheinend, die Großbanken Dresdner Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank für eine Beteiligung an einer neuen Handelsplattform für Technologiewerte in Deutschland zu gewinnen.

Sollte sich das Gerücht bewahrheiten, würden sich die drei Banken damit gegen die Deutsche Börse und deren Hauptaktionärin Deutsche Bank stellen. Diese profitiert bislang hauptsächlich von dem neuen Handelssystem der Deutschen Börse "Xetra Best". Künftig, so wird gemunkelt, sollen die drei konkurrierenden Großbanken jedoch gegen eine Beteiligung an der neuen Börsengesellschaft alle Orders von Nasdaq-Werten an die Berliner "Nasdaq Deutschland" geben.

Weder die Berliner Börse noch die Banken wollten den Bericht kommentieren, dementierten mochte die Aussagen allerdings auch keiner. Aus Berlin hieß es lediglich, man halte an den gegen Ende letzten Jahres gemachten Aussagen fest.

Zur Erinnerung: Im November vergangenen Jahres hatte die Börse Berlin ihre Allianz mit der US-Nasdaq bekannt gegeben. Demnach soll in der Hauptstadt zunächst ein neuer Umschlagplatz für die wichtigsten 200 deutschen und amerikanischen Werte entstehen. In einem zweiten Schritt wollen sich die Finanzinstitute dann auch einen Teil des Geschäfts mit Neuemissionen einverleiben. "Wir wollen der pan-europäische IPO-Markt schlechthin werden", versprach Nasdaq-CEO John Hilley damals. Damit würde ein Konkurrenzprodukt zu dem in Verruf geratenen Neuen Markt in Frankfurt entstehen.

Doch dafür benötigen die Berliner anscheinend auch finanzielle Unterstützung. Und dabei kommen die Banken ins Spiel. Für sie könnte es durchaus attraktiv sein, an einem elektronischen Börsensystem, wie es die Deutsche Börse mit Xetra Best plant, teilzunehmen. Dieses erlaubt es Banken, Aktienaufträge intern zu verrechnen, statt diese an die Börse zu geben. (rs)