Amerikanische DV-Exporte sollen auf 12 Milliarden Dollar steigen:

Wachstumspfad nicht frei von Stolpersteinen

22.06.1984

WASHINGTON (CW) - Einen inflationsbereinigten Anstieg der Computerauslieferungen um 18 Prozent auf über 48 Milliarden Dollar erwartet das US-Handelsministerium in diesem Jahr in den USA. 1983 hatte der Zuwachs bei 15 Prozent gelegen. Das Ministerium setzt jedoch dabei eine anhaltende mäßige Erholung der Wirtschaft in den USA und Europa voraus. Wie es in dem" U.S. Industrial Outlook 1984" der Behörde weiter heißt, werden sich die Exporte um 20 Prozent auf mehr als zwölf Milliarden Dollar erhöhen.

Unter der Annahme, daß die Lieferungen aus dem Fernen Osten weiterhin im gleichen Umfang steigen, werden die gesamten Computer-Einfuhren um fast 60 Prozent zunehmen und einen Marktanteil von 16 Prozent erreichen. Damit hat der US-Computermarkt in diesem Jahr ein Volumen von rund 40 Milliarden Dollar, rund 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Marktanteil der Japaner wird auf zehn Prozent veranschlagt.

Nachdem die Computerindustrie zwischen 1972 und 1981 jährlich inflationsbereinigt ein Wachstum von rund 19 Prozent verzeichnet hatte, ging dieses in den beiden Rezessionsjahren 1982 und 1983 geringfügig zurück. Für den Zeitraum bis 1988 erwartet das Ministerium einen durch verschiedene Negativfaktoren beeinflußten Zuwachs von jährlich 17 Prozent, wobei für die Einfuhren mit Steigerungen um durchschnittlich 35 Prozent pro Jahr gerechnet wird.

Zu den negativen Faktoren wird unter anderem die Verlagerung der Produktion von den USA ins Ausland gezählt. Zu den Gründen für diese Maßnahme gehören der wachsende Erfolg der japanischen Produkte am US-Markt, die billigeren Produktionsmöglichkeiten in den asiatischen Ländern und die Forderungen mancher ausländischen Regierungen, daß US- und andere fremde Unternehmen in dem betreffenden Land Produktionsanlagen errichten müssen, wenn sie auf den jeweiligen Markt wollen.

Faktoren, die den negativen Tendenzen entgegenwirken, sind die Zunahme der automatischen Produktionsanlagen in den USA, die anhaltende Markteinführung hochwertiger Produkte durch die US-Unternehmen, wozu vor allem Erzeugnisse aus der Zusammenarbeit zwischen Halbleiter- und Telekommunikations-Industrie gehören, und die steigende Zahl von Produktionsstätten, die sich im Besitz ausländischer Unternehmen befinden. Diese wollen sich so einen besseren Zugang zum US-Markt sichern und möglichen Handelsbarrieren vorbeugen.

Die Steigerungen bei den Exporten der US-Unternehmen könnten aufgrund des ausländischen Wettbewerbs auf 15 bis 20 Prozent jährlich zurückgehen, nach Zuwachsraten von über 30 Prozent in den vergangenen Jahren. Unter Berücksichtigung dieser gegensätzlichen Faktoren erwartet das Ministerium für 1988 ein Marktvolumen von rund 87 Milliarden Dollar, wovon rund 20 Milliarden Dollar auf Importe entfallen dürften.

Für die US-Softwarehäuser und Serviceunternehmen erwartet das Handelsministerium für dieses Jahr eine Ertragssteigerung, die nur wenig unter dem bisherigen Durchschnitt von 25 Prozent liegen dürfte. Die Erträge aus dem Ausland werden sich allerdings nur wenig gegenüber 1983 erhöhen. Als Gründe werden die langsame wirtschaftliche Erholung in wichtigen Märkten und die Restriktionen, denen die US-Gesellschaften in bestimmten Ländern unterworfen sind, genannt. Die wichtigsten Ertragsbringer werden weiterhin Software und integrierte Systeme sein. Die hier aktiven Unternehmen werden von den jüngsten Bemühungen, Mikrocomputer stärker und leichter bedienbar zu machen, profitieren.

Dazu gehören die Entwicklung fortschrittlicher natürlicher (humanlike) Sprachen, Software, mit der sich Großrechner und Mikros verbinden lassen, und integrierte Softwarepakete, die den gleichzeitigen Gebrauch verschiedener Anwenderprogramme und den Transfer von Daten zwischen diesen Programmen ermöglichen. Eine weitere Absatzsteigerung bei Computerspielen und Lernprogrammen für den "Hausgebrauch" wird nicht nur von den verfügbaren Einkommen der Bevölkerung abhängen, sondern auch von der Konkurrenz anderer "Home-Entertainment-Erzeugnisse" wie Video-Cassetten-Rekordern. Die steigende Nachfrage nach Arbeitsplatzrechnern in Europa und Japan sollte auch Erträge der US-Unternehmen, die Anwendersoftware und Betriebssysteme für die Rechner anbieten, steigen.

Langfristig gesehen muß die Software- und Service-Branche mit verstärktem Wettbewerb aus dem In- und Ausland rechnen. Datenbanken-Unternehmen werden sich einer wachsenden Konkurrenz durch Anbieter solcher Informationen per Telekommunikation und durch die neuen Medien gegenübersehen. Bei der Anwendersoftware für Mikrocomputer werden auf dem Gebiet der Programme für den "Hausgebrauch" (Lernprogramme, Spiele etc.) unabhängige Softwarehäuser weiterhin gegen große Verlage zu bestehen haben.

Während derzeit fremde Wettbewerber noch keine große Bedrohung für die Unternehmen in den USA darstellen, könnte sich dies jedoch bis Ende der 80er Jahre ändern. Französische Unternehmen hoffen, in den USA eines Tages eine wichtige Rolle bei Software und Informationsdiensten spielen zu können. Auch die Japaner könnten bei Software eine Konkurrenz werden, nachdem die japanischen Unternehmen Erfahrung aus ihrer jetzigen Zusammenarbeit mit US-Unternehmen bei Forschung und Entwicklung gesammelt haben.