Wachstum verlaeuft in der Alten Welt flacher Der Soho-Markt entwickelt sich in Europa anders als in den USA

02.06.1995

MUENCHEN (CW) - In Europa wird der Soho-Markt fuer PCs und verwandte Technologien nicht so schnell expandieren wie in den USA. Gleichwohl erwarten die Marktforscher der BIS Strategic Decisions bis zum Jahr 2000 ein kumuliertes Marktvolumen von 118 Milliarden Dollar.

Heute liegt die Entwicklung des Soho-Marktes in Europa zwei bis fuenf Jahre hinter der in den USA zurueck. Die BIS-Auguren kommen in ihrer jetzt vorgelegten Studie "The Home Office Market in Europe" zu dem Schluss, dass die Wachstumskurve in diesem Marktsegment in der Alten Welt auch kuenftig flacher verlaufen wird als in Nordamerika. Eine detaillierte Untersuchung des PC- und Faxmarktes bestaetige allerdings eine signifikante Volumensteigerung in diesen Sektoren und im gesamten Hight-Tech-Markt.

So kauften Soho-Anwender 1994 rund 40 Prozent der 11,9 Millionen PCs, die in Europa abgesetzt wurden. In Deutschland wurden von diesem Marktsegment sogar zwischen 55 und 50 Prozent der insgesamt verkauften PCs konsumiert. BIS schaetzt, dass bis zum Jahr 2000 30 Prozent aller europaeischen Haushalte ueber einen PC verfuegen, 20 Prozent ueber Modems kommunizieren koennen, 25 Prozent einen Drucker, zehn Prozent ein Fax zu Hause benutzen und weitere fuenf Prozent einen Kopierer. Allerdings rechnen die Auguren damit, dass Funktionen wie Drucken, Faxen und Kopieren von Multifunktionsgeraeten ausgefuehrt werden. In fuenf Jahren duerfte sich das Volumen des PC-Marktes in Europa auf 45 Milliarden Dollar belaufen. Dieser Wert beinhalte jedoch die zusammen mit den Rechnern verkauften Softwarepakete. Auch nach der Jahrtausendwende, so die Marktforscher, bleibe der PC das Herzstueck der Heimbueros.

Obwohl in Europa die Zahl der Werktaetigen und Haushalte signifikant groesser ist als in den USA, gab es laut BIS im ersten Quartal 1994 mit elf Millionen nicht einmal halb so viel Haelfte "umsatzgenerierende Arbeitsplaetze in Privathaushalten" wie in den USA. Dort verdienen 23 Millionen ihr Geld von zu Hause aus. Die Zahl der Heimbueros, in denen jobbezogene Taetigkeiten erledigt werden, ist auf beiden Seiten des Atlantiks etwa gleich gross. In Europa nehmen sich etwa 22 Millionen Menschen Arbeit mit nach Hause, in den USA tun das 21 Millionen.

Vor 1988 war die Zahl der "after-hours offices" in den USA viel groesser als die der Einkommen erzeugenden echten Heimarbeitsplaetze. Das ist in Europa heute noch so. Die BIS-Auguren erwarten fuer die Alte Welt nicht die gleiche Entwicklung wie in den USA: Obwohl es Tendenzen gebe, die den Aufbau von Heimarbeitsplaetzen foerderten, liessen soziale und kulturelle Faktoren den Europaeern eine Angestelltenkarriere oft wuenschenswerter erscheinen als den risikoreichen Weg in die Selbstaendigkeit. Auf diese kulturellen Unterschiede fuehrt BIS auch die sinkende Zahl von Selbstaendigen zurueck. Waren 1981 noch 18 Prozent der arbeitenden Bevoelkerung in Europa ihr eigener Arbeitgeber, galt dies zehn Jahre spaeter einer Statistik der Organisation fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge nur noch fuer 22 Millionen oder 15 Prozent aller Werktaetigen.