Experten

Wachsende Datenberge erfordern neue Sicherheitskonzepte

23.02.2012
Cloud Computing, Online-Banking und intelligente Stromnetze - die Digitalisierung ist auf allen Ebenen des Alltags angekommen. Die technologische Entwicklung stellt aber auch neue Herausforderungen für die Datensicherheit.

"Sicherheit ist kein Produkt", sagte Isabel Münch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bei einer Expertenrunde am Donnerstag in Berlin. Sicherheit müsse im Prozess jeweils immer neu geschaffen werden.

Das Cloud Computing setzt sich zunehmend in allen Geschäfts- und Lebensbereichen durch. Damit wachsen allerdings auch die Datenberge, die auf den Servern der Welt gesammelt werden. Allein in Deutschland speichert ein Unternehmen mit rund 1000 Mitarbeitern im Schnitt bereits heute 200 Terabyte an Daten, sagte Berhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BITKOM. Die Menge sei vergleichbar mit der Größenordnung der amerikanischen Library of Congress, einer der größten Bibliotheken der Welt.

Es würden in Zukunft noch Datenmengen anfallen, die heute schier unvorstellbar seien, sagte Rohleder. Dabei gebe es vielfach Zielkonflikte, was mit den Daten geschehen solle. Die Forderung nach Anonymisierung persönlicher Daten stehe im Konflikt mit den möglichen Dienstleistungen, die sich für jeden einzelnen aus einer Auswertung von Daten ergeben könnten.

"Es ist ja paradox, wenn wir wollen, dass unsere Daten anonymisiert sind, aber vom Stromversorger eine personalisierte Abrechnung erwarten", sagte Jörn Müller-Quade, Leiter des Karlsruher Instituts für Kryptographie und Sicherheit (KIT). Derzeit mangele es allerdings schon daran, dass es keine präzisen Begriffe für den Datenschutz gebe. Selbst Juristen seien sich nicht einig, was überhaupt personenbezogene Daten seien.

Die Datensysteme würden zudem immer komplexer und heterogener. Selbst unter Experten gebe es vielfach kein Wissen darüber, wie diese komplexen Systeme gesichert werden könnten. Es gebe zum Beispiel viele einzelne sichere Systeme, im Zusammenspiel würden dann aber oft große Sicherheitslücken klaffen. "Man kann sicher und warm die Haare fönen, und man kann sicher und warm duschen. Beides zusammen sollte man aber vermeiden." Interdisziplinäre Ansätze seien deshalb dringend erforderlich. (dpa/tc)