CEBIT-Auftritt von Sedric

VW will Mobilität auf Knopfdruck

11.06.2018
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Volkswagen-CIO Martin Hofmann hat die CEBIT zum Anlass genommen, die Digitalisierung der konzerneigenen IT-Systeme zu erläutern. "Alle Anwendungen gehen in die Hybrid Cloud", so der IT-Chef des Wolfsburger Autobauers.

Die Show stahl dem IT-Chef des Volkswagen-Konzerns allerdings "Sedric", ein autonom fahrendes Fahrzeug, das im Blitzlichtgewitter der Pressevertreter auf die große Bühne rollte. Präsentiert wurde das Sport- und Outdoor-Modell "Sedric Active" vom Chief Digital Officer (CDO) des Volkswagen-Konzerns, Johann Jungwirth (konzernintern offenbar gerne "JJ" gerufen).

VWs Sedric hatte zum CEBIT-Auftakt seinen großen Auftritt.
VWs Sedric hatte zum CEBIT-Auftakt seinen großen Auftritt.
Foto: Volkswagen AG

"Unsere Vision ist Mobilität für alle auf Knopfdruck", so der CDO, der dann beschrieb, was es mit der Sportausführung des Konzeptfahrzeugs auf sich hat. Der Sedric wird demnach in unterschiedlichen Varianten geplant, etwa als "Nightlife"-Version für den chinesischen Markt - mit goldenem Mikrofon für Karaoke-Gesang -, als Sedric Schoolbus für eben diesen Einsatzzweck oder auch als Sedric Active für Sportler. Der Wagen kann laut Jungwirth mit seinem Dachträgersystem beispielsweise eine Windsurfer-Ausrüstung aufnehmen und vom Wassersport-begeisterten Fahrer jederzeit per Knopfdruck oder App an einen gewünschten Abholort beordert werden.

Trend "Autonomes Fahren" ist unumkehrbar

Auf der CEBIT vergibt Volkswagen am Messe-Freitag den "Future Mobility Award", mit dem Besucher belohnt werden sollen, die weitere spannende Use Cases rund um das mobile Fahren einreichen. Jungwirth sagte, autonomes Fahren sei in nicht allzu ferner Zukunft Realität. Zunächst werde der amerikanische, dann der chinesische und schließlich der europäische Markt erobert. Emissionsfreies, leises, bequemes und zugängliches Fahren seien so bestechende Vorteile, dass dieser Trend unumkehrbar sei.

Aus Sicht von VW-CDO Johann Jungwirth ("JJ") wird autonomes Fahren in nicht allzu ferner Zukunft Realität sein.
Aus Sicht von VW-CDO Johann Jungwirth ("JJ") wird autonomes Fahren in nicht allzu ferner Zukunft Realität sein.
Foto: IDG Business Media GmbH

Voraussetzung für die digitale Zukunft ist laut CIO Hofmann eine moderne IT und die Fähigkeit, Schlüsseltechnologien konsequent zu nutzen. Dazu gehören für den CIO Künstliche Intelligenz, Quantencomputing - hier sei VW ein Pionier und verfüge bereits über einige wichtige Patente -, Virtual Reality, Blockchain und das Internet of Things (IoT). IT-Spezialwissen in diesen Disziplinen sei die Voraussetzung für künftige Wettbewerbsfähigkeit.

Cloud als Turbo für die Digitalisierung

Für Martin Hoffmann, CIO von Volkswagen, geht es darum, Tempo mit der Digitalisierung des Autobauers aufzunehmen.
Für Martin Hoffmann, CIO von Volkswagen, geht es darum, Tempo mit der Digitalisierung des Autobauers aufzunehmen.
Foto: IDG Business Media GmbH

Erst einmal gelte es aber, alle vorhandenen Applikationen und Systeme in neue Cloud-Plattformen zu hieven. Nur so könne der Konzern die Digitalisierung langfristig mit hohem Tempo gestalten. Mehr als 80 internationale Spezialisten arbeiten laut Hofmann gegenwärtig im Münchner Data Lab, dem KI-Zentrum der Wolfsburger. Dabei handele es sich um KI-Forscher, Natural-Language-Processing-(NLP-)Profis und Data Scientists. Diese Teams hätten mit anderen Bereichen im Konzern gemeinsam bereits über 100 KI-Anwendungen geschrieben, die in Fahrzeugen, in Kundenangeboten und in Geschäftsprozessen zum Einsatz kämen.

Auch im Quantencomputing geben die Niedersachsen Gas: Experten in den IT-Labs von San Francisco und München arbeiten Hofmann zufolge daran, das "Potenzial für unternehmerisch sinnvolle Anwendungsbereiche" zu erschließen. Im Fokus stehen derzeit eine verfeinerte Verkehrsflussoptimierung in Millisekunden sowie die Simulation von Materialien und Legierungen. Zudem arbeitet VW daran, die Möglichkeiten von Quantencomputing mit selbstlernenden Systemen zu verbinden.

Und schließlich ist auch die Blockchain ein großes Thema bei den Norddeutschen. Die Pilotprojekte reichen vom Automatisieren des Zulieferer- und Logistiknetzwerks über den Austausch digitaler Fahrzeugschlüssel bis hin zu der "Geschäftsfähigkeit eines selbstfahrenden Fahrzeugs". Beispielsweise könnte es irgendwann einmal Dienstleistungen wie Kurierfahrten auf "eigene Rechnung" erbringen.