VW-Gedas weiht Produktionszentrum ein

VW-Softwareschmiede tritt nicht gegen Debis an

07.06.1991

BERLIN (CW) - Mit Gründung der VW-Gedas Gesellschaft für technische Datenverarbeitungssysteme mbH, Berlin, hat die Volkswagen AG bereits 1983 die technische DV ausgegliedert. Die Vorgabe, Gewinne zu erzielen, soll das Engagement der Softwerker steigern, um so indirekt auch die Wettbewerbsfähigkeit des Wolfsburger Automobilherstellers zu stärken.

Mit dem Daimler-Benz-Systemhaus Debis will die Volkswagen-Tochter, so der Aufsichtsratsvorsitzende der VW-Gedas, Hagen Hultzsch, nicht konkurrieren. Mit einem Umsatzanteil von rund 70 Prozent an den Jahreseinnahmen von 33,3 Millionen Mark war die VW-Konzernmutter 1990 der beste Gedas-Kunde. Die restlichen 30 Prozent erwirtschaftete das Tochterunternehmen mit Aufträgen von Zulieferern und andere Kraftfahrzeug-Herstellern, zum Beispiel BMW. Zum Angebot gehören unter anderem CAE-, CAD- und CAM-Programme sowie Expertensysteme für Fahrzeugdiagnose und Systeme für die Produktionssimulation. IBM und DEC sind dabei Vertriebspartner des Unternehmens.

Das Dienstleistungsgeschäft für externe Auftraggeber sei nicht das primäre Ziel der Berliner VW-Gedas mbH, erklärte VW-Vorstandsmitglied Ulrich Seiffert bei der Eröffnung des erweiterten Software-Produktionszentrums. Vorrangig werde die technische DV dem Wettbewerb ausgesetzt, um das Know-how der Entwickler zu sichern und damit die Konkurrenzfähigkeit des Automobilkonzerns zu erhalten. VW-Gedas müsse sich wie die Mitbewerber an Ausschreibungen von VW beteiligen. Lediglich 25 Prozent des Kuchens für Individualsoftware vergab der Automobilhersteller laut Gedas-Geschäftsführer Dieter Schacher 1990 an die VW-Tochter. Seiffert: "Wenn VW-Gedas nicht mehr rentabel ist, schließen wir das Unternehmen."

Derzeit sei das Unternehmen jedoch profitabel, erklärte Schacher. Der Pro-Kopf-Umsatz habe 1990 im Durchschnitt rund 140 000 Mark betragen. 1991 peilt VW-Gedas fast eine Verdoppelung des Erlöses auf 60 Millionen Mark an.